|·Sechzehn·|

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Den Rest des Wochenendes verließ ich so gut wie nie mein Zimmer. Maximal um zur Toilette zu gehen oder mir etwas zu essen zu holen. Dad ignorierte ich, wenn er an meiner abgeschlossenen Tür klopfte, auch Béatrice ließ ich nicht rein. Ich wollte niemanden sehen, mit niemandem sprechen, niemandem hören. 

Auch am Montag Morgen ging ich beiden aus dem Weg. Dad war sowieso schon wieder über sein Tablet gebeugt, als ich mir ein Brot für die Pause gemacht hatte. Béatrice hatte versucht ein Gespräch aufzubauen, jedoch hatte ich abgeblockt - obwohl mir bewusst war, dass sie gar nichts für die jetzige Situation konnte. 

In der Schule saß ich stumm auf meinem Platz und starrte leer vor mich hin. Luise war allem Anschein nach krank gemeldet und Jack hatte heute seine theoretische Prüfung für den Führerschein, weshalb er ebenfalls abgemeldet war. So war ich allein inmitten eines Raumes voller Menschen. 

Ich sah niemanden an, sagte kein einziges Wort. Ich blickte nicht einmal auf, als es klingelte und Mr. Malek den Raum betrat. Ich merkte erst, das er da war, als plötzlich Ruhe im Klassenzimmer einkehrte. 

"Setzt euch.", erklang seine Stimme und alle außer mir - ich war nicht einmal aufgestanden - setzten sich hin. 

Auch während der Stunde hörte ich nicht wirklich zu. Es kam mir vor, als würden sämtliche Informationen, die Mr. Malek von sich gab, einfach an mir abprallen wie ein kleiner Flummi an einer Hauswand. 

"Möchten Sie nicht auch anfangen, Miss Evans?"

Ich zuckte zusammen und sah zum vermutlich ersten Mal heute auf. Mr. Malek, jetzt wieder mit Hemd und Jeans, stand vor mir und sah mich leicht fragend an, während er mit der Hand leicht auf die Aufgaben zeigte, die er an der Tafel notiert hatte. 

Wortlos schlug ich mein Buch auf und beugte mich über es, ignorierte seinen leicht verwunderten Blick. Jedoch ließ er mich machen und ging wieder nach vorn. 

Als es zur Pause klingelte, war ich die Erste, die das Zimmer verließ. 

Ich lief durch die Gänge, drängte mich an den Schülerinnen und Schülern vorbei, welche nun das Zimmer wechseln mussten. Ich hingegen lief nach ganz oben, ein klares Ziel vor Augen. 

"Ein Vorhängeschloss? Ernsthaft?!" Fassungslos starrte ich auf das neu angebrachte Schloss, welches an der Tür, die zum Schuldach führte, hing und mir nun den Weg versperrte. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! Wütend trat ich gegen die Tür.

"Was ist Ihnen widerfahren, dass Sie nun sogar eine wehrlose Tür treten?"

Ich drehte mich um. Mr. Malek, der vor seiner Bürotür stand, sah zu mir, seine Lehrertasche lässig über der Schulter hängend. 

"Sind Sie jetzt zufrieden?", fauchte ich ihn an, weshalb er überrascht die Augenbraue hob, mich anschließend misstrauisch musterte. 

"Irgendetwas ist vorgefallen, nicht wahr?"

Ich wollte ihm gerade eine gepfefferte Antwort geben, seufzte dann aber auf. Er konnte doch auch nichts dafür. 

"Nicht so wichtig. Ich sollte wieder runter gehen.", murmelte ich leise und wollte schon losgehen, jedoch stellte er sich mir in den Weg. 

"Verschließen Sie sich bitte nicht wieder, Charlotte.", flüsterte er und sah mich bedächtig an. 

"Diesen Samstag wieder?", schob er noch hinterher, da ich nicht antwortete. 

"Möchten Sie das denn?"

Ein trauriges Lächeln legte sich auf Mr. Maleks Gesicht. 

"Hätte ich nicht gewollt, hätte ich es nicht vorgeschlagen. Du musst nicht kommen, wenn du das nicht möchtest. Wenn du kommen möchtest, freue ich mich. Du kennst die Adresse."

Ein letztes Mal sah mein Lehrer mich an, ehe er sich umdrehte und sein Büro trat. Mich ließ er überrumpelt auf dem Gang zurück. 

✓|Addicted to my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt