|·Sechsundzwanzig·|

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Ein leises Quietschen riss mich aus meinem Schlaf und verschlafen versuchte ich die Augen zu öffnen, was mir nicht wirklich gelang. 

Ich hörte, wie jemand aufatmete und wie sich Schritte näherten, bis sie schließlich vor mir Halt machten.

"Charlie... Charlie wach auf!", hörte ich eine mir bekannte Stimme flüstern. Doch mein Gehirn war vermutlich noch zu träge, um der Stimme ein Gesicht zuzuordnen, weshalb ich einfach auf dem Boden liegen blieb. War zwar hart, aber egal.

"Lu, er hält sie fest.", erklang nun eine andere leise Stimme, die mir auch mehr als bekannt vorkam. Auf jeden Fall männlich, doch zu mehr war mein Gehirn nicht fähig. 

Müde versuchte ich zu blinzeln. Der kalte Boden unter mir ging mir auf die Nerven. Genau wie diese Luft, die in regelmäßigen Abständen meinen Nacken streifte. War hier irgendwo ein Fenster auf oder so?

Nach ein paar Anläufen schaffte ich es endlich, die Augen zu öffnen, blickte dabei direkt in die Gesichter meiner besten Freunde. Jetzt wusste ich also auch, wessen Stimmen ich gehört hatte. 

"Morgen.", brummte ich verschlafen und versuchte mich aufzusetzen, jedoch wurde ich von etwas schwerem an meiner Taille aufgehalten. Verwirrt blickte ich von der breit grinsenden Luise und dem verwirrt dreinblickenden Jack nach hinten, von wo dieses schwere Etwas kam. 

Mit großen Augen starrte ich auf meinen schlafenden Lehrer, welcher seine Hand im Schlaf um mich gelegt haben musste. 

Meine Gedanken überschlugen sich, ich versuchte mich zu erinnern, wie wir beide in dieser Position gelandet waren. Ich konnte mich an den Kuss erinnern. Auf diesen waren ein paar weitere gefolgt, doch - wie ich erleichtert feststellte - war nicht mehr passiert. Ich glaubte mich zu erinnern, dass wir noch geredet hatten. Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein.

Ein leises tiefes Grummeln erklang und Mr. Maleks Augenlider flatterten, ehe er sie langsam öffnete. Als er mich erblickte wurde er bleich, Verwirrung legte sich auf sein Gesicht. Aus dieser wurde schließlich Panik, als er Luise und Jack hinter mir stehen sah. Eilig ließ er mich los und rückte von mir ab, kam taumelnd auf die Füße.

"Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Miss Evans. Das war sicher nicht meine Absicht.", entschuldigte er sich mit einer tiefen Morgenstimme, die mir eine Gänsehaut bescherte.

"Schon gut.", murmelte ich, merkte, wie sich eine leichte Röte auf meine Wangen legte. 

"Guten Morgen, Mr. Malek!", griff nun Luise in diese seltsame Situation ein und trat neben mich, bevor sie mir auf die Beine half. 

Mr. Malek grüßte sowohl sie, als auch Jack, ehe er sich umsah. Ich sah, wie sich kurz Erkenntnis auf sein Gesicht legte - vermutlich war ihm nun auch wieder eingefallen, wie er und ich gestern hier gelandet waren. 

"Die Klasse bereitet oben Frühstück vor... Und Jack und ich haben Charlie gesucht. Nochmal sorry wegen dem Einsperren, das war die Idee der Klasse gewesen.", plapperte Luise munter drauf los, verwirrte dabei merklich den jungen Lehrer vor uns, welcher noch immer nicht richtig wach zu sein schien. Dieser machte nur eine undeutliche Handbewegung.

Lu entschuldigte sich und mich, ehe sie mich an der Hand nach draußen und auf die nächste Mädchentoilette zerrte. Dort packte sie mich an den Schultern und begann mich zu schütteln.

"Oh mein Gott! Es tut mir so leid! Ich hab mir solche Sorgen gemacht, als du nicht da warst. Ich hatte schon die Vermutung, dass du mit eingesperrt worden bist, aber so sehr über deine Gesellschaft hast du dich bestimmt nicht geärgert, oder?", quasselte sie im rasenden Tempo los, weshalb ich Mühe hatte, ihr zu folgen. 

"Lu, ich bin gerade erst aufgewacht! Ich muss erstmal richtig wach werden!", murrte ich müde und rieb mir übers Gesicht. Wenn sie aufgeregt war, konnte sie reden wie ein Wasserfall. 

Luise nickte leicht, ehe sie das Wasser aufdrehte und ein paar Papiertücher befeuchtete. Anschließend trat sie vor mich und wusch mein Make-Up von gestern Abend von meinem Gesicht.

Während sie das tat, erzählte sie, was gestern Abend noch alles passiert war. Doch wie sich heraus stellte, hatte ich nicht sonderlich viel verpasst. Die neuen Fünftklässler waren ziemlich schnell müde geworden und der Rest meiner Klasse hatte noch das gute alte Flaschendrehen gespielt. 

Nachdem Luise mir Wechselsachen aus meinem Rucksack, den sie bei sich gehabt hatte, gegeben und ich mich umgezogen hatte, verließen wir die Mädchentoilette und machten uns auf den Weg zur Mensa. 

Dort kam uns ein müde drein blickender Mr. Wong entgegen. Er nickte uns beiden kurz zu, ehe er sich mich seinem Kaffeebecher, den er in der Hand hielt, zu Mr. Malek - Rami - setzte, welcher ausdruckslos auf die Tischplatte vor sich starrte. 

Von meiner Klasse wurde ich lautstark begrüßt. Viele machten Scherze, wo ich die Nacht gewesen war, doch niemand fragte explizit nach. So war das eben manchmal. 

Nach dem Frühstück räumten wir alle zusammen - mit Ausnahme der übermüdeten Lehrer, wie wir es nannten - auf, entfernten sämtlichen Müll und bauten sämtliche Spiele von gestern ab. So dauerte es nicht lange und die ersten Fünftklässler wurden abgeholt. 

Die meisten von ihnen winkten uns zum Abschied, bevor sie zu ihren Eltern liefen. Es war süß anzusehen, wie unbeschwert sie doch waren. 

Auch meine Klasse begann allmählich, sich zu verabschieden. Die, die Autos hatten, nahmen drei bis vier Leute mit. Ich stand gerade noch bei Luise, Jack und Stacy, draußen auf dem Lehrerparkplatz. 

"Und ich soll dich wirklich nicht mitnehmen?", fragte Jack zum bestimmt fünfzigsten Mal nach und blickte dabei fragend auf mich herab. Ich schmunzelte, ehe ich meine Hand auf seine Schulter legte. 

"Ne, ich muss sowieso noch einkaufen und ein bisschen Bewegung schadet mir auch nicht!"

"Ich werde dich wohl nie verstehen!", lachte Luise, bevor sie mich umarmte. Auch Stacy verabschiedete sich mit einer Umarmung, während Jack und ich uns erst gespielt böse anguckten, dann aber begannen zu lachen und uns anschließend umarmten. 

Als Jacks Wagen vom Gelände rollte, richtete ich meinen Rucksack und war auch im Begriff zu gehen, als sich jemand leise neben mir räusperte. Erschreckt fuhr ich zusammen, doch innerlich wusste ich schon, wer da neben mir stand. Ich drehte mich zu Mr. Malek um.

"Soll ich dich fahren?", fragte er leise und deutete leicht auf seinen Wagen. Ich schüttelte leicht den Kopf.

"Nicht nötig, ich muss noch einkaufen und mich um meinen Hund kümmern! Aber danke für Ihr Angebot!"

Mr. Malek legte zögerlich seine Hand auf meine Schulter, weshalb sich meine Augen vor Verwunderung weiteten. Was war denn jetzt los?

"Würde es dich stören, den Rest des Wochenendes mit deinem Hund bei mir zu verbringen?"

✓|Addicted to my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt