|·Dreiundzwanzig·|

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"Du bist WAS?!"

Ich konnte gerade so blinzeln, da hatte Luise mich schon gepackt und begonnen mich kräftig durchzuschütteln. 

"Charlie! Du dummer Mensch! Wie konntest du das nur machen?! Das ist ein absolutes NoGo, das weiß ja sogar ich!"

Sie ließ mich los und raufte sich die Haare. 

Ich sah auf den Boden. 

"Im Nachhinein tut es mir ja leid. Aber ich war so überfordert, verstehst du? Erst ignoriere ich ihn zwei Wochen und dann, wenn er sich entschuldigt, küsst er mich. Auch wenn es unter dem Mistelzweig war. Du wärest doch sicherlich auch verwirrt an meiner Stelle, oder?"

Lu nickte leicht. 

"So betrachtet ergibt es schon Sinn, wie du dich verhalten hast. Ihr solltet aber trotzdem miteinander reden. Sonst steht das auf ewig zwischen euch und ich denke, das es nicht sonderlich cool ist, wenn du ihm in zehn Jahren oder so mal auf der Straße siehst und sofort an diesen unaufgeklärten Kuss denken musst, oder?"

Seufzend nickte ich. 

"Moment... ihr habt euch ja geküsst...", murmelte Luise plötzlich, bevor sich ihr Gesicht aufhellte und sie sich mir um den Hals warf. 

"Uwu, du hattest deinen ersten Kuss, Charlie!"

Über ihren plötzlich Stimmungswechsel konnte ich nur Schmunzeln. Das war sie halt. 

"Aber wir müssen noch über was anderes reden, Charlie.", sagte sie, plötzlich wieder ganz ernst, und löste sich von mir. Nun wirkte sie wieder wie damals auf dem Dach. 

"Weswegen hat er dich überhaupt weg gestoßen?"

Ich seufzte und lehnte mich an mein Bett. Luise tat es mir gleich, sah mich dabei eindringlich von der Seite an. 

Und nun erzählte ich auch ihr die gesamte Wahrheit. Alles, absolut alles erzählte ich, erklärte einige Dinge. Und Luise... Luise hörte einfach nur zu, nickte ein paar Mal. 

Als ich endete, war sie ziemlich blass um die Nase. 

"Das ist... krass.", waren ihre ersten Worte. Nachdenklich sah sie zu mir.

"Wieso hast du nie etwas gesagt? Du musst doch wirklich an all dem kaputt gegangen sein..?"

Ich seufzte erneut. 

"Keine Ahnung. Ich glaube, ich hab mich einfach nur geschämt. Dafür, dass ich nicht einmal mit meiner eigenen Psyche fertig wurde, verstehst du? Ich wollte nicht irgendwie schwach wirken oder so. Ich wollte nicht schräg von der Seite angeguckt werden oder immer eine Extrawurst bekommen. Ich glaube, ich wollte einfach nicht wie das fünfte Rad am Wagen sein!"

Vorsichtig rutschte Luise zu mir heran und legte die Arme um mich. 

"Ich bin immer für dich da, okay? Egal, was ist. Und du bist nie das fünfte Rad am Wagen, okay? Das wirst du niemals sein, egal was passiert!", murmelte sie leise und drückte sich nur noch fester an mich. 

Ein warmes Glücksgefühl durchflutete meinen Körper. 

"Du bist die Beste!", sagte ich leise.

"Weiß ich doch!", grinste Luise und löste sich wieder von mir, nur um anschließend ihren Kopf auf meiner Schulter abzulegen. 

So verbrachten wir noch den restlichen Weihnachtstag. 

××××ו×××××

Dad blieb bis ins neue Jahr hinein zu Hause. Fast jeden Tag unternahmen wir was. Ob Schlittschuhlaufen, Spazieren oder ins Kino gehen. Ich fühlte mich, als hätten wir die vergangenen drei vier Weihnachten aufgeholt, die wir gemeinsam verpasst hatten. 

Dementsprechend fiel mir der Abschied am Sonntag vor Schulbeginn schwer. Dad würde wieder nach New York gehen, jedoch hatte er fest versprochen, in eineinhalb Wochen wieder zu kommen. 

Die erste Schulwoche verlief, mal wieder, komisch für mich. Immer, wenn Mr. Malek und ich uns auf den Fluren über den Weg liefen grüßten wir uns nur, sahen dann beide schnell wieder weg, als hätte uns etwas helles geblendet. 

Auch im Unterricht war es manchmal etwas seltsam. Mr. Malek war ziemlich zerstreut, dreimal verrechnete er sich bei Aufgaben, die sogar ich mit links hätte lösen können. Die meistens von uns schoben es auf das neue Jahr, Luise war der felsenfesten Überzeugung, dass er verwirrt war, weil er und ich uns nicht aussprachen. 

××××ו×××××

Inzwischen war Freitag und Luise bei mir zuhause. Wir machten uns gerade für den Mottotag fertig, der heute stattfinden würde. 

Schlussendlich hatte Lu sich für Harley Quinn entschieden. Sie hatte sogar die Spitzen ihrer blonden Haare rot und blau gefärbt, damit es echter wirkte. Gerade war ich dabei, ihr ein schwarzes Herz auf den rechten Wangenknochen zu malen, wie Harley es im Film auch hatte. Um den Harley-Quinn-Lock abzurunden hatte sie sogar die Erlaubnis erhalten, eine Requisite des Baseball-Schlägers mitzubringen, welchen Quinn besaß. 

Ich hingegen war bei meinem Kostüm vom Pharao geblieben. Ich trug ein schwarzes Kleid, welches von einem breiten goldenen Gürtel an der Taille gehalten wurde und locker herab hing. Es endete über meinen Knien und deswegen hatte ich lange überlegt, ob ich es wirklich tragen sollte, da wir immer noch Anfang Januar hatten. Jedoch war uns versichert worden, dass die Schule beheizt werden würde, weshalb ich mich dann doch für dieses entschieden hatte. Um meinen Hals trug ich mehrere, verschieden große goldene Ketten. Luise hatte in meine braune Haare, welche sie etwas gelockt hatte, goldene Elemente eingeflochten. Zudem hatte sie mir ein orange-goldenes Make-Up verpasst, sowie einen sehr ägyptisch wirkenden Eyeliner gezogen. 

Als es an der Tür klingelte und wir Jack aufmachten, der selbst als Dr. Stephen Strange aus dem Marvel Universe ging und uns abholen wollte, klappte diesem der Mund auf. 

"Eine ägyptische Schönheit und meine allerliebste Harley Quinn.", sagte er und pfiff anerkennend durch die Zähne. 

"Wer bist du, Charlie? Aphrodite?"

Spielerisch schnipste ich ihm gegen die Stirn, ehe ich ihm meinen und Luises Rucksack in die Hand drückte und hinter mir die Tür absperrte. 

"Aphrodite ist Griechin. Hathor ist die Göttin der Schönheit in Ägypten!", berichtigte ich ihn schmunzelnd, während Luise schamlos Jack auslachte, der etwas rot anlief und ein verschmitztes "Sorryyyy, meine Göttin!", von sich gab. 

"Es sei dir verziehen, mein Sohn!", scherzte ich, ehe ich in seinen Wagen einstieg. 

Jack selbst räumte noch unsere Rucksäcke in den Kofferraum, ehe er vorn auf dem Fahrersitz einstieg und losfuhr. 

Wir fuhren ungefähr sieben Minuten, bevor Jack auf dem Lehrerparkplatz der Schule hielt und ausstieg. Wir folgten ihm, trafen auch gleich auf Stacy und Anna, Barbie und Tauriel. Zuerst komplimentierten wir uns gegenseitig unsere Kostüme, ehe wir nach drinnen gingen. Auf dem Weg dahin schlossen sich ein paar Fünftklässler uns an, die auch allesamt verkleidet waren. Zusammen gingen wir zur Mensa, wo der heutige Mottotag offiziell eröffnet werden würde. 

Wir "Großen" setzten uns so ziemlich an den Rand, beobachteten die ganzen Kleinen der neuen Klasse 5c. 

"Schon seltsam zu wissen, dass wir mal da saßen und unseren Mottotag hatten, oder?", raunte Stacy mir zu, die neben mir stand. Schmunzelnd stimmte ich ihr zu und wollte gerade etwas erwidern, als Luise auf meiner anderen Seite mir nicht gerade sanft den Ellenbogen in die Seite stieß.

"Au! Wofür war das denn?!", fauchte ich sie beleidigt an, jedoch nickte meine beste Freundin nur in Richtung der Türen. 

Mr. Malek und Mr. Wong hatten den Raum betreten. Mr. Wong als Dumbledore und Mr. Malek als...

Pharao.

✓|Addicted to my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt