|·Neunzehn·|

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Wir hatten unser Klassenzimmer, so gut es ging, weihnachtlich geschmückt. Auf den Fensterstöcken standen kleine Figuren, an der Decke hing quer durch den Klassenraum eine Art Girlande, bestehend aus künstlichen Zweigen. Und in der Mitte des Zimmers, wie hätte es bei den, manchmal sehr großen, Kindsköpfen dieser Klasse anders sein sollen, hatten wir einen Mistelzweig aufgehängt. Jedoch so, dass er schön zwischen den Zweigen getarnt war. Seitdem war diese Zone wie eine Grauzone, jeder lief außen herum.

Es hatte insgesamt schon zwei Lehrer erwischt, die beim Unterrichten durch das Zimmer gegangen waren. Doch glücklicherweise waren sie meistens ziemlich entspannt um die Weihnachtszeit und ließen ein Küsschen auf die Wange zu. Vor allem für unsere Mädchen war das der Hit, dauernd versuchten sie, bestimmte Lehrer durch jede denkbare Art unter den Mistelzweig zu locken. Wir anderen saßen meistens nur da, Luise, Jack und ich hatten ganz hinten natürlich immer den meisten Spaß, da wir alles perfekt sehen konnten.

Das erste Mal, als mir das Lachen verging, war in einer Mathestunde. Mr. Malek, dem diese Unruhe schon im Vorherein aufgefallen war, war sehr misstrauisch gewesen. So einige Mädchen bei uns hatten sich immer wieder gemeldet, in der Hoffnung, dass er zu ihr kommen und dabei unter dem Mistelzweig hindurchlaufen würde.

Und in genau so einer Situation befand ich mich in diesem Moment. Gerade war Zeit um Übungsaufgaben zu lösen, jedoch ging immer wieder mal eine Hand nach oben.

Und gerade stand er neben einem Mädchen namens Juliet, wenn ich das so formulieren durfte, eine wahrhaftige Diva. Sie lief immer mit den neuesten Klamotten rum, ihre Röcke konnten im Sommer nicht kürzer sein als möglich. Gefühlt hatte sie alle zwei bis drei Wochen einen Freund. Und das sie ihn, also Mr. Malek, attraktiv fand, das war mir und den anderen schon seit der ersten Schulwoche, in der wir ihn hatten, bewusst.

Ärgerlich beobachtete ich, wie Juliet leise mit Mr. Malek flüsterte, dabei eine Strähne ihrer blonden Haare zwischen den Fingern zwirbelte.

Luise, der meine Anspannung nicht entgangen war, schnippte mir gegen mein Handgelenk, weshalb ich, wohl oder übel, den Blick löste und zu ihr sah. Lautlos formte ich ein "Was?"

Luise deutete auf mich und dann auf Juliet und Mr. Malek. Dazu zog sie ein hochwütendes Gesicht.

Ups... war ich so auffällig gewesen?

Ich winkte ab, jedoch ließ Luise sich nicht beirren, sondern verschränkte nur noch zusätzlich die Arme vor der Brust.

Ich seufzte leise.

"Ich hab selber keine Ahnung!", raunte ich ihr ganz leise zu. Lu nickte leicht, jedoch merkte ich, dass sie mir nicht wirklich glaubte. Nochmals sah sie zwischen mir, Juliet und Mr. Malek hin und her, ehe sie große Augen machte.

Eifrig zog sie ihren Block hervor und kritzelte etwas auf einen Zettel, riss diesen vorsichtig ab und schob ihn zu mir rüber.

Vorsichtig las ich, was sie geschrieben hatte.

Stehst du auf ihn?!

Ich knüllte den Zettel leicht zusammen und wollte ihr einen vernichtenden Blick zu werfen. Ich und auf ihn stehen? Nie im Leben!

Doch ein leises Räuspern hielt mich davon ab. Erschreckt fuhren Luise und ich zusammen, blickte auf.

Mr. Malek stand vor uns. Sein Blick ruhte auf mir, besser gesagt auf meiner Hand, in welcher ich noch immer den Zettel zusammen geknüllt hielt.

"Das Thema hatten wir doch schon mal, ihr beiden!", sagte er leise und streckte die Hand aus. Ich wurde weiß. Er wollte jetzt nicht den Zettel haben, oder? Was, wenn er auch meine Blicke gesehen hatte und nun- Moment! Wieso dachte ich darüber nach? Es konnte mir doch egal sein? Ich stand nicht auf ihn!

✓|Addicted to my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt