Aufgeregt lief Jaques vor Rami und mir her, fröhlich mit der kurzen Rute wedelnd. Schmunzelnd hob ich ihn hoch, während Rami vortrat um die Tür aufzuschließen.
Im Haus ließ ich Jaques dann runter, welcher sofort los stürmte um alles zu beschnüffeln und zu erkunden. Mit einem fragenden Blick zu Rami sah ich, dass es okay für ihn war.
Wie die letzten Male schon half er mir mit der Jacke und während ich mir die Schuhe auszog, bog er in eine der sonst immer geschlossenen Türen ein und kam anschließend mit einem etwas älter wirkenden Teppich wieder raus, welchen er auf den Boden an eine Wand legte. Jaques, faul wie eh und je, lief sofort dahin und ließ sich darauf nieder, ein zufriedenes Geräusch von sich gebend. Ich schmunzelte.
"Macht er sich bemerkbar, wenn...?"
"Ja, er fängt an zu winseln und wenn es sehr extrem wird, bellt er.", erklärte ich und beruhigt nickte der junge Lehrer, ehe wir zusammen die Treppe nach oben nahmen. Doch anders als sonst liefen wir nicht direkt ins Wohnzimmer. Rami, der meinen Rucksack über seiner linken Schulter trug, steuerte kurz eine andere Tür an, verschwand hinter dieser und kam ein paar Minuten später ohne Rucksack wieder.
Schüchtern lächelten wir beide uns an, ehe ich mir ein Herz fasste und ihn ganz vorsichtig umarmte. Ganz genau versuchte ich auf seine Reaktion zu achten.
Rami, der sich am Anfang kurz versteift hatte, entspannte sich, legte dabei die Arme um mich und drückte mich sanft an seinen Körper. Sein Kinn legte er vorsichtig auf meinem Kopf ab, strich sanft über meinen Rücken. Und wieder einmal stieg mir sein Eigengeruch in die Nase, Orange und Zedernholz und genießend schloss ich die Augen, spürte, wie mein Herz kleine Hüpfer machte.
"Wie fühlst du dich?", drang nach einiger Zeit des Schweigens, in der wir uns schlichtweg nur umarmt hatten, Ramis Stimme an mein Ohr. Ich blickte zu ihm auf, direkt in seine Augen. Diese blauen Augen, die so viel Wärme und Zuneigung ausstrahlten, dass ich nicht anders konnte als zu lächeln.
"Ich fühle mich komplett.", flüsterte ich, sah, wie Rami lächelte und mir einen sanften Kuss auf die Stirn drückte.
"Wir... ich denke, wir sind komplett.", hauchte Rami leise, umfasste vorsichtig mit seiner Hand die meine, verharkte unsere Finger ineinander. Ein Glücksgefühl durchflutete meinen Körper, nahm von ihm fast schon Besitz.
Ich sah, wie Rami kurz ein Schatten übers Gesicht huschte. Fragend legte ich also den Kopf schief, strich mit meinem Daumen über seinen Handrücken.
"Was ist los?", fragte ich, weshalb Rami kurz seufzte und die Augen schloss. Besorgt musterte ich ihn, sah seine besorgte Miene.
Vorsichtig zog Rami mich in seine Küche, lehnte sich dort an die graue Küchentheke, ich blieb vor ihm stehen, ignorierte die Stühle, die hinter am Esstisch standen.
"Charlie...", murmelte Rami, nahm erneut meine Hand, spielte mit ihr herum.
"Warum?"
Verwirrt blickte ich ihn an. Was, warum? Hä?
"Ich meine: warum ich? Ich bin einfach nur ein ganz normaler Lehrer, viel älter als du. Warum suchst du dir jemanden wie mich raus? Du verdienst jemanden besonderes, schon allein dafür, was schon alles passiert ist."
Mit Schmerz in den Augen sah mein Lehrer zu mir. Es tat weh, ihn so zu sehen. So voller Zweifel und Unsicherheit. Vorsichtig trat ich näher zu ihm heran, nahm dieses Mal seine Hände in meine und drückte sie sanft.
"Du bist etwas Besonderes, Rami. Auch du hast deine Erfahrungen gemacht, wir beide haben das. Und ich weiß, dass wir beide nicht sonderlich einfach sind, aber ich denke, dass wir es schaffen können. Zusammen. Ich weiß, dass ich etwas für dich fühle. Und es ist mir egal wie viele Jahre zwischen uns liegen, es mir egal! Du warst für mich da, als es sonst niemand wirklich war. Ich weiß genau, dass das zwischen uns funktionieren kann!"
Während ich redete, drückte ich immer wieder Ramis Hände, ließ ihn dabei keine einzige Sekunde aus den Augen. Versuchte, seine Reaktionen und Emotionen anhand seiner Mimik zu lesen.
Vorsichtig legte Rami seine Arme um meine Taille, zog mich etwas zu sich heran. Erneut legte er sein Kinn auf meinem Kopf ab. Bei anderen hätte ich mich beschwert, dass sie meine geringe Körpergröße so "ausnutzten", bei Rami jedoch war es vollkommen okay. Genießend schloss ich die Augen, sog seinen Geruch tief in meine Nase ein.
"Verzeih, Charlie... Es ist nur so... neu... verstehst du?", flüsterte Rami leise. Ich nickte leicht, drückte mich noch weiter an ihn.
Ich wusste, dass das, was wir hier taten, verboten war. Mehr noch, es war gefährlich, für beide von uns. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es das Richtige war. Das Richtige für mich, das Richtige für ihn.
"Rami?"
"Hm?"
Ich sah vorsichtig zu ihm auf. Sah direkt in seine warmen Augen, sein lächelndes Gesicht.
Ich merkte wie meine Wangen rot wurden.
"Können wir etwas essen?"
Rami stutzte kurz, doch dann schlich sich ein belustigtes Schmunzeln auf seine Lippen.
"Sind wir etwa hungrig, junge Dame?", fragte er gespielt empört und griff sich dabei an die Brust, als wäre es eine Unverschämtheit, ihn nach etwas zu essen zu fragen. Ich lachte leise auf seine Reaktion.
"Un peu, Monsieur!"
(AN: Un peu, Monsieur = ein bisschen, (mein) Herr)
Rami lachte leicht, ehe er mich vorsichtig von sich wegschob und an mir vorbei zu einem Hängeschrank lief. Diesen öffnete er und guckte hinein.
"Ich kann dir Nudeln, gekochte Nudeln, Nudeln mit Käse, Nudeln mit ohne Käse und Nudeln mit einfacher Tomatensoße anbieten!", zählte er auf, sah dann schief lächelnd zu mir.
"Ich denke, ich nehme die Nudeln mit Tomatensoße, wenn es denn genehm ist!", antwortete ich scherzend und Rami nickte, ehe er ein Glas mit Fertigsoße aus dem Schrank holte.
"Eine vorzügliche Wahl, Mademoiselle!"
Zusammen schafften wir es, zwei Portionen Spaghetti mit Tomatensoße zu kochen. Wie ich dabei erfuhr, hatte Rami schon als kleines Kind gelernt zu kochen, jedoch verriet er mir auch, dass er es abgrundtief hasste. Wie er sagte, ließ er lieber kochen und aß schlussendlich das fertige Gericht.
Gerade saßen wir am Tisch, zwei dampfende Teller Nudeln vor uns, als es plötzlich an der Haustür klingelte.
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✓|Addicted to my Teacher
Teen Fiction»Die Maske verrät mehr über den Menschen als sein Gesicht« Jeder Mensch trägt eine Maske mit der er versucht, sein wahres inneres Ich vor der Außenwelt zu verstecken. Auch Charlotte -kurz Charlie- ist so jemand. Immer ein Lächeln auf den Lippen läss...