Wahrheit/22

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„Es ist weniger eine Vermutung.
Deine Mutter und ich haben dir nicht die ganze Wahrheit gesagt.", begann Tony zu erzählen.
„Wie, nicht die ganze Wahrheit? Was soll denn da noch sein?", fragte ich in einem neugierig-besorgten Ton.
Ein nachdenklicher Seufzer entwich ihm, was mich nur noch mehr verunsicherte.
„Als Kind hattest du einmal einen Unfall, du hattest eine etwas schwerwiegendere Verletzung. Dabei haben sie etliche Tests gemacht und herausgefunden, dass etwas nicht ganz stimmt.
Deine Gene sind anders, als bei normalen Menschen. Etwas was nur selten auftritt. Doch wir sind mit dieser Art Gene vertraut.", fuhr er fort.
„Was für Gene?", fragte Natasha nach.
Ein kurzer Blick zu ihr verriet mir, dass sie sehr konzentriert schaute.
Tony sah ihr in die Augen und danach mir.
„Die gleichen, die Inhumans in sich tragen.", antwortete er.
Geschockt sah ich ihn fragend an.
Ich habe nur flüchtig gewusst, was Inhumans waren.
Eine komplette Erklärung erhielt ich jedoch nie. Auch die anderen sahen entgeistert aus.
„Es tut mir leid. Deine Mutter und ich haben es nie geschafft, dir alles darüber zu erzählen, also haben wir einfach einen Teil der Wahrheit ausgelassen.", meinte er

„Aber was hat das alles mit Hydra zu tun?", wollte ich etwas verzweifelt wissen.
„Irgendwie hat Hydra davon Wind bekommen, dass du diese Supergene hast.
Das wollten sie sich zu Nutze machen.
Eine Waffe. Tony Starks Inhuman Tochter , Skylar Stark, auf der Seite von Hydra. Das war der Plan. Pepper und ich haben alles gegeben um dich zu beschützen, doch wir wurden von einem nicht so treuen Wachmann hintergangen. So gelang es ihnen dich zu entführen.
Ich habe keine Ahnung wie, doch Hydra war in Besitz eines Terrigen-Kristall.", erklärte er.
Diese ganze Sache brauchte einen Augenblick, um verarbeitet zu werden.
Immer noch realisierte ich diese ganze Sache nicht wirklich. Mein ganzes Leben lang wurde mir etwas vorenthalten.
Nach 23 Jahren erst erfuhr ich, dass ich kein normaler Mensch bin.
„Durch den Kristall konnten sie an dir die Terrigenese durchführen, um deine Kräfte zu entfalten.", ergänzte Natasha.
„Also hatte Hydra was mit meinen Kräften zu tun.", stellte ich fest.
„Ja und zusätzlich haben sie irgendwelche Experimente durchgeführt, weswegen du Gedanken lesen kannst.
Du dachtest dein ganzes Leben lang, dass du nur diese zwei Dinge kannst, anscheinend sind deine Kräfte jedoch stärker und ausgeprägter als gedacht.", beendete Tony seine Erzählung.
Es ergab alles Sinn.
In diesem Moment flogen unzählige Gedanken und Erinnerungen in meinem Kopf herum.
Jahrelang hatte ich mit meinen Fähigkeiten gekämpft.
Die ganzen Stimmen, die in meinem Kopf umherschwirrten.
Alles was ich aus Versehen in Brand setzte. Jede Kleinigkeit kam zurück in mein Gedächtnis.
Alles wurde mir zu viel.
„Ich weiß, das ist schwer zu verarbeiten, aber du kannst mit uns reden.", versuchte mein Vater mich zu beruhigen.
„Nein! Du weißt nicht wie es ist.", kam es von mir etwas zu laut. Verzweifelt blickte ich durch den ganzen Raum.
Niemand sagte ein Wort.
Ich wusste nicht was ich tun sollte.
Natasha versuchte mich zu beruhigen, doch scheiterte.
Ich ging aus dem Zimmer und raus aus dem Gebäude. Natasha ging mir vorsichtig hinterher.
Die kalte Luft umschloss meinen Körper blitzschnell.
Ich ließ mich auf den Boden sinken und genoss einen Moment lang die Ruhe.
Wenig später war der Rotschopf neben mir aufgetaucht.
Sie sagte nichts. Alles was sie tat, war mich in den Arm zu nehmen.
Sie wusste, dass ich in diesem Augenblick nicht reden wollte. Eine Weile standen wir draußen in der Kälte, Arm in Arm.
Ich war ihr unendlich dankbar dafür.
Ihre Nähe brachte mich etwas runter.

„Wollen wir langsam wieder rein gehen?", brachte Natasha nach etwas Zeit hervor.
Zustimmend nickte ich.
Der Tag neigte sich dem Ende zu.
Die Sonne stieg hinab und der Himmel verdunkelte sich.
Auf dem Weg zu meinem Zimmer liefen wir an Tony vorbei.
Er sah mich entschuldigend und selbstverurteilend an.
Ein Anblick, den man eher selten bekam.
Ich denke, dass er und Pepper mich nur beschützen wollten.
Dennoch hätte ich die Wahrheit mit einem bestimmten Alter verkraften können. Trotz allem suchte ich meine Mutter. Sie saß in ihrem Büro und arbeitete immer noch.
Natasha wartete vor der Tür.
Seelenruhig sah Pepper auf ihren Laptop hinab.
„Mum?", fragte ich vorsichtig.
„Ja, Liebes?", entgegnete sie.
„Ich- Ich weiß es.", meinte ich.
Sie sah mich etwas fragend an.
„Was genau weißt du?", fragte sie.
„Alles, Dad hat es mir erzählt."
Sie schien zu verstehen und stand sofort auf.
Mit einem direktem Gang kam sie auf mich zu und nahm mich in ihre Arme.
In diesem Moment konnte ich es nicht mehr zurückhalten.
Tränen flossen über meine Wangen.
„Irgendwann musstest du es erfahren...", sagte sie zu mir.
„Aber warum erst jetzt?", flüsterte ich.
„Es tut mir leid.", sagte sie ehrlich und mit sanfter Stimme.
Sie befreite ihren Griff um mich und strich mir die Tränen aus dem Gesicht.
„Wir wollten es dir früher sagen, haben uns aber nicht getraut.", meinte sie ruhig.
Mein Blick senkte sich und ich verließ den Raum.
Vor der Tür hielt mir Natasha ihre Hand entgegen, die ich herzlich annahm.

Die nächsten Tage verliefen seltsam.
Immer wieder zeigten sich diese neuen Fähigkeiten, die so lang im Verborgenen lagen. Oft eher unkontrolliert.
Tasha war mir eine große Hilfe.
Sie war die ganze Zeit für mich da und half mir in jeder Situation.
Unser Band stärkte sich in der gesamten Zeit noch mehr. Ihre Küsse, Berührungen und Umarmungen beruhigten mich immer wieder.
Natasha hatte einen unglaublichen Einfluss auf mich.
Oft konnte ich immer noch nicht ganz glauben, dass ich ein Inhuman war.
In dieser Zeit lernte ich viel über die Inhumans.
Was sie sind und ihre Geschichte.

Natasha schlief zur Zeit des Öfteren bei mir. Wenn das nicht der Fall war, schlief ich bei ihr.
Jeden Morgen blickte ich auf die rothaarige Schönheit.
Zusammen trainierten wir oft.
Sie brachte mir einige Kampftricks bei.

Es war wieder ein Tag, an dem wir früh aufwachten und trainieren gingen.
Ich nahm meine Sportsachen und zog mich in Natashas Zimmer um.
Sie war bereits angezogen und musterte mich genau.
Ebenso schaute ich sie genau an.
Ihre roten welligen Haare, waren zu einem lockeren Dutt gebunden.
Sie trug ein dunkels T-Shirt und eine graue Jogginghose.
„Bereit?", fragte ich und sie nickte mir zu.
Wir begaben uns zum Fahrstuhl und warteten, bis sich die Türen öffneten.
Es dauerte nicht lang, bis er da war.
Wir stiegen hinein und waren wenig später im Trainingsraum.
„Was machen wir heute?", fragte ich neugierig.
„Aufwärmen und dann joggen.", teilte sie mir mit.
Wir dehnten uns und machten ein paar einzelne Übungen.
Danach gingen wir nach draußen und liefen eine Runde um das Quartier.
Es war eine wirklich große Anlage.
Die Sonne ging gerade auf und der Himmel war wunderschön farbig.
Ungefähr 40 Minuten später gingen wir wieder hinein.
In Tashas Zimmer angekommen, sprangen wir beide direkt unter die Dusche.
Ich stand mit dem Rücken zu ihr.
Sie legte ihre Hände auf meinen Rücken und begann diesen leicht zu massieren.
„Du bist ganz schön verspannt.", raunte sie mir in mein Ohr.
Sofort überzog mich eine Gänsehaut.
Ich spürte ihren Atem in meinem Nacken.
Langsam wanderten ihre Hände an meine Hüfte und sie zog mich etwas näher.
Sie verteilte sanfte Küsse auf meinem Nacken, ebenso wie auf meinen Schultern.
Mein ganzer Körper entspannte sich.
„Ich weiß was da hilft.", flüsterte sie.
Ihre Küsse wurden intensiver und ihre Hände wanderten meinen Körper entlang.
Mein Atem wurde etwas unkontrollierter.
Dieser schöne Moment hielt jedoch nicht lang an, da es an der Tür klopfte.
„Wer wagt es jetzt zu stören.", hauchte sie und verließ die Dusche.
Sie zog sich einen weißen Bademantel über und ging zur Tür.
Ich vernahm eine männliche Stimmen.
Vermutlich Pietros.
Ein paar Augenblicke später war sie wieder im Bad.
„Es gibt Frühstück.", verkündete sie.
Somit ging auch ich aus der Dusche.
Wir föhnten unsere Haare ein wenig und zogen uns an.
Als dies erledigt war, machten wir uns auf den Weg.
Einige saßen schon da.
Wanda lächelte mich freundlich an.
„Guten Morgen.", sagte sie mir fröhlich.
Ich lächelte zurück.
Es kamen immer mehr und alle begannen zu essen.
Der Tag verlief genau wie die anderen davor.
Doch irgendwas in mir fühlte sich seltsam an.
Noch seltsamer als davor schon.

The story of Skylar Stark (Natasha Romanoff ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt