Sorgen/26

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Mein Name hallte durch die leeren, dunklen Gänge. Ich folgte der Stimme von Natasha. Verzweifelt suchte ich sie.
Nach ungefähr 3 Minuten panischem hin und her rennen, fand ich sie.
Schockiert blieb ich wie angewurzelt stehen. Sie kroch schon fast auf dem Boden.
„Natasha.", hauchte ich und rannte auf sie zu.
Blut lief ihr an der Stirn herunter. Ihr Anzug war am Bein zerstört, er war wie zerkratzt. Ihre Haut darunter war ebenso blutig. Natasha war schmutzig und verschwitzt.
Doch das war mir alles egal. Meine Natasha war hier und noch am Leben.
Ich brach vor ihr zusammen und schlang meine Arme um sie.
„Ich bin da. Ich bin da.", flüsterte ich ihr in ihr Ohr.
Natashas Atmung war schnell und unkontrolliert. Sie zitterte am ganzen Leib. Als ich ihren Rücken entlang fuhr, spürte ich noch mehr Verletzungen.
Ich hob sie hoch und brachte sie in ein Krankenzimmer. Von dort aus rief ich Dr.Cho an. Sie war eine Ärztin.
Ihre Nummer hatte ich von Natasha. Sie kümmerte sich mal um Clints Verletzung.
Ein paar mal klingelte es, bevor ich ihre zarte Stimme am Telefon vernahm.
Ich schilderte ihr schnell die Situation und sie flog sofort los. Es sollte nicht lang dauern. In der Zwischenzeit versuchte ich Natasha selbst zu helfen.
Sie lag da, auf einer Liege. Alles war blutverschmiert. Mein Herz raste so schnell, wie noch nie zuvor. Die Angst um Natasha wurde immer größer.
Sie gab nur leise Geräusche von sich und sie schien sehr benommen.
„Hey, Tasha.
Bleib wach. Du musst wach bleiben, okay?", probierte ich sie bei mir zu behalten. Ihre Augen waren größtenteils geschlossen und sie öffnete sie nur selten.
„Es kommt Hilfe. Bitte bleib bei mir, ja?", verzweifelt schaute ich durch die Gegend um etwas nützliches zu finden.
Ich schnappte mir in wenigen Sekunden einige Bandagen und Tücher und drückte sie auf die Wunden. Irgendwie versuchte ich die Blutungen zu stoppen.
Natasha zischte kurz auf, doch entspannte sich dann wieder.
Ihr Körper wurde immer schlaffer, bis sie irgendwann ihre Augen nicht mehr öffnete.
„Natasha, bitte wach auf...", sagte ich verzweifelt mehr ins Leere als zu ihr.
Die Tür wurde aufgerissen und die Ärztin stand vor mir.
Sie lief mit direktem Gang auf sie zu.
Ihre Assistenten bauten einiges auf und Natasha wurde an etliche Kabel angeschlossen. Besorgt betrachtete ich die Situation. Ein paar Männer nahmen mich an die Arme und wollten mich heraus begleiten. Doch sobald sie mich berührten, explodierte ich förmlich. Ein massive Druckwelle kam von mir aus und die Männer wurden um einiges zurück gestoßen. Ich war ebenso überrascht wie sie. Der Schock war mit ins Gesicht geschrieben.
War das noch eine neue Fähigkeit?
Bevor ich darüber nachdenken konnte, wurde ich im nächsten Moment schon aus dem Raum gebracht.
Dr.Cho musste sofort operieren.
Natasha verlor viel Blut, weshalb sich nochmal alles verzögerte.
Geschockt lief ich in mein Zimmer.
All die Dinge die gerade passierten, überforderten mich.
Auf dem Zimmer angekommen, brach ich sofort in Tränen aus. Vor lauter Verzweiflung rief ich meine Mutter an.
Sie machte sich schnell auf den Weg um für mich da zu sein.
Dazu hatte sie Hoffnungen meinen Vater bald wiedersehen zu dürfen.
Diese Sache würde mich ebenso freuen.
Das mit der Druckwelle verdrängte ich für die nächsten Stunden. Alles drehte sich voll und ganz um Natasha.
Ich machte mir unfassbare Sorgen um sie.
Allerdings auch Vorwürfe.
Ich hätte länger versuchen können, sie zu erreichen. Länger suchen oder mehr anstrengen. Es wäre nicht so schlimm gewesen, hätte ich mir mehr Mühe gegeben. Natasha ginge es vielleicht noch gut.

Vor dem weißen Bett hockte ich seit einer Ewigkeit. Ich saß in einem relativ bequemen, dunkelblauen Sessel. Natasha rührte sich kein bisschen. Ihre Brust hebte und senkte sich gleichmäßig. Wenigstens überstand sie die OP. Hauptsächlich waren es nur oberflächliche Verletzungen. Allerdings hatte sie einen gebrochenen Knöchel.
Sie lag friedlich da. Cho meinte sie würde einige Zeit schlafen.
Es war beruhigend zu wissen, dass sie in diesem Moment kein Schmerz fühlte.
Wach wäre es dennoch noch schöner.
„Ich liebe dich, Tasha. Bitte wach auf. Komm zurück zu mir.", hauchte ich in die Bettdecke, als ich ihre Hand hielt. Es liefen mir einzelne Tränen die Wangen runter.
Wieder kamen die Schuldgefühle hoch.
„Warum weinst du denn?", erklang die leicht raue Stimme.
Mein Kopf schoss sofort hoch und ich blickte ihr in die Augen.
Natasha lächelte mich sanft an und strich mit ihrem Daumen über meine Hand.
„Wie geht es dir?", wollte ich wissen.
„Es ging schon besser.", meinte sie.
Ein wenig später öffnete sich die Tür.
Pepper stand in der Tür.
„Wie geht es denn den Turteltauben?", sofort fing sie sich ermahnende Blicke ein.
Sie lachte kurz und lief dann auf uns zu.
„War ja nur Spaß.", meinte sie anschließend. Meine Mutter setzte sich auf einen weiteren Sessel.
„Was genau ist passiert und lass bitte nichts aus.", sagte sie streng.
Natasha seufzte kurz und gab mir einen besorgten Blick. Dann begann sie zu erzählen.
„Anfangs lief alles nach Plan. Wir haben gekämpft und hatten eigentlich alles unter Kontrolle.", fing sie an.
„Dann wurde alles komisch. Es gab einen Stromausfall und alles war dunkel. Man hörte seltsame Geräusche. Es war fast wie in einem Horrorfilm. Ich habe so schnell wie möglich versucht die anderen zu erreichen, aber keiner war zu erreichen. Es war komplette Funkstille.
Ich bin durch die Gänge gelaufen als da plötzlich so ein seltsames Geräusch war.
Im nächsten Moment spürte ich bloß einen stechenden Schmerz an meinem Rücken. Wenig später auch am Bein und sonst wo. Es fühlte sich an wie Krallen.
Aber es war kein Tier. Denke ich...
Ich schoss auf es mit allem was ich hatte, bis es weg rannte. Danach war ich ewig allein im ganzen Gebäude. Ich weiß nicht wie lang, aber alles war wie leer gefegt.", erzählte sie. Sie legte eine kurze Pause ein und sah ein wenig nach unten.
„14 Tage.", meinte ich stumpf.
Natashas Augen weiteten sich und sie schien sehr aufgewühlt. Dennoch fuhr sie fort.
„Die Türen waren abgeriegelt und die anderen waren wie vom Erdboden verschluckt. Keine Spur von ihnen.
Dieses Ding, was auch immer es war, war auch weg. Meine Wunden waren etwas verheilt, aber entzündet. Jedoch hatte ich nichts zum verbinden. Nach Ewigkeiten fand ich einen Weg hinaus. Eine Notfalltür. Ich sah sie in einem alten Gebäudeplan. Auf dem Weg dorthin wurde ich allerdings wieder angegriffen und zerfetzt. Als ich es endlich raus schaffte, bin ich zurück zum Quinjet. Da war allerdings keiner. Mal wieder.
Ich konnte nicht anders und bin den ganzen Weg her geflogen. Ich bin in das Gebäude rein und ab da kennst du die Geschichte.", sagte sie und schaute mich bei dem letzten Satz an.
Für ein paar Augenblicke lag nichts als Stille im Raum.
„Das ist eine ganze Menge, aber wenigstens weiß ich warum die Soldaten nicht von der Suche zurück kehrten.", unterbrach Pepper diese Ruhe.
Wie aus dem Nichts schnellte die Tür auf und Dr.Cho stand da.
„Oh, sehr gut, du bist wach. Bitte vorerst Bettruhe und aufpassen wegen dem Knöchel.", gab sie an und ging wieder.
„Ich schau mal was ich tun kann.", sagte meine Mutter bedrückt und verließ das Zimmer.
Sie versuchte es nicht nach außen zu zeigen, aber sie sorgte sich wahnsinnig um Tony. Er war ihr unfassbar wichtig und man merkte wie sehr er ihr fehlte.

Ich half Natasha auf ihr Zimmer, welches von mir etwas eingenommen war. Sie legte sich in ihr Bett und sah sich um.
„Hast du hier geschlafen?", fragte sie amüsiert. Ertappt sah ich zu ihr und legte mich anschließend neben sie.
Ich sah ihr in die Augen und mich überkam ein Gefühl der Geborgenheit was mir in letzter Zeit fehlte.
Ich küsste sie und genoss jede Sekunde dabei. Endlich durfte ich sie wieder in meiner Nähe spüren.
Der Kuss wurde intensiver und Natasha begann mich zu berühren.
Wie ich das Gefühl vermisste, war unbeschreiblich.
„Tasha...", hauchte ich.
„Du sollst dich schonen.", fügte ich flüsternd hinzu.
„Ich schon. Du nicht.", sagte sie und setzte mich schnell auf ihre Hüfte.
„Du erinnerst dich doch noch bestimmt daran, was ich dir beim Flugplatz gesagt habe.", raunte sie in mein Ohr und grinste mich dreckig an.
Sofort machte sich eine Gänsehaut über meinem Körper breit.
Die Tür wurde wie aus dem Nichts aufgerissen und Pepper stand dort.
Ich drehte mich schnell um.
Als sie realisierte was gerade passierte, riss sie nur die Augen auf und entschuldigte sich. Es musste was wichtiges sein, sonst wäre sie nie so hereingeplatzt.
Nach ein paar Minuten ging ich zur Tür, vor welcher sie geduldig wartete.
„Es gibt Neuigkeiten, holst du Natasha?", meinte sie.
Ich stützte Natasha und ging mit ihr in den Gemeinschaftsraum.
„Also, was gibts?", wollte ich neugierig wissen.
„Nach intensiver Suche haben wir etwas gefunden. Wir haben einen möglichen Standort der Avengers."

The story of Skylar Stark (Natasha Romanoff ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt