Anfang vom Ende/30

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Es klopfte etwa drei mal.
Schnell huschte ich zu der hölzernen Tür hinüber.
Vorsichtig öffnete ich die alte Tür an einem goldfarbenem, aus Metall bestehendem, Griff.
Dabei schoss mir sofort ein lieblich riechender Duft in die Nase.
Vor mir erschien eine Frau.
Sie hatte langes, glattes, pechschwarzes Haar, welches glänzte und sehr gepflegt wirkte.
Ihre Haut war nahe zu perfekt und ihre Wangen leicht rosig.
Ich sah sie bereits am Vortag, als ich mit Jiaying durch das Gebäude gelaufen bin.
Der Blick ihrerseits war auf den Wagen vor sie gerichtet.
Ich sah ebenso hinab zu ihm.
Darauf befanden sich unterschiedliche Dinge.
Auf einem Teller lagen unzählige Früchte. Von knallroten Kirschen zu süßlich riechender Mango bis hin zu saftig aussehenden Erdbeeren.
Es war klar, dass der Geruch von dem Obst aus kam.
Direkt daneben stand eine gläserne Flasche.
Sie enthielt eine farbintensive, orangene Flüssigkeit.
Sehr wahrscheinlich war es frisch gepresster Orangensaft.
In einem weiteren Korb befanden sich sämtliche Backwaren.
So wie Brötchen oder Croissants.
Ebenso einige Aufstriche und Beläge.
Direkt neben diesem Korb stand ein Krug mit klarem Wasser und eine Kanne mit Kaffe, welcher ebenso gut roch.
Dazu gab es noch ein kleines Kännchen mit ein wenig Milch.
Das ganze Essen sah fantastisch aus.
Die Frau schob den Wagen in das durchleuchtete Zimmer und stellte ihn neben einen Tisch. Auf dem Tisch selbst standen altmodische Tassen und Teller, allerdings aber auch Besteck.
Ich bedankte mich bei ihr und schloss die Tür hinter ihr.
Im nächsten Moment trat der Rotschopf aus dem Badezimmer.
Ihre Haare waren noch leicht durcheinander und ihre Augen nicht ganz geöffnet.
Sie wirkte ein wenig verschlafen.
„Frühstück ist da.", verkündete ich durch das Zimmer zu ihr herüber.
Bei ihr angekommen drückte ich ihr einen Kuss auf die Lippen, nahm ihre Hand und führte sie zu dem Tisch.
Wir setzten uns und begannen zu essen.
Es war sehr gutes Essen.
„Wann ist dein Training heute?", wollte Natasha wissen.
Ehrlich gesagt wusste ich es selbst nicht ganz. Jiaying meinte nur, dass es heute war.
„Ich suche einfach mal nach dem Frühstück jemandem.", antwortete ich.
Sie nickte und wir fuhren mit dem Essen fort.
„Ich habe einen Vorschlag.", begann die Russin nach einer Weile zu sprechen.
Ich hörte ihr aufmerksam zu.
„Nach deinem Training könnten wir doch was unternehmen. Ich würde mich hier gern ein bisschen umsehen, weil wir schließlich noch eine Weile hier sind.", sagte sie und lächelte mich liebevoll an.
Ich stimmte zu und kurze Zeit später waren wir auch mit dem Frühstück fertig.
Angezogen war ich bereits. Ich trug eine Sportleggins und einen warmen Pullover.
Als ich mich vor einer Weile umzog, schlief Natasha noch.
Diese Sache nutzte ich aus und versteckte ihr Geschenk. Ich realisierte immer noch nicht ganz, dass bald Weihnachten war.
Um genau zu sein, schon in 8 Tagen.
Es war das erste Weihnachten meinerseits  ohne meine Eltern, aber auch das erste mit Natasha, was mir somit etwas Vorfreude bereitete.
Ich fragte mich dennoch, was wir unternehmen wollten. Eventuell feierte Natasha gar kein Weihnachten oder sonstiges. Jedoch wand ich mich dieser Sache wieder gedanklich ab.
Ich verabschiedete Natasha, die noch den Tisch aufräumte und schlich die großen Gänge des Flurs entlang.
Unzählige Räume wichen an mir vorbei, doch niemand war zu sehen.
Nach einer Weile blieb ich an einem Tisch mit einer großen Vase stehen.
Darin waren zwei unterschiedliche Blumenarten.
Die einen wirkten sehr edel und ästhetisch. Sie waren am Rand der Blüte weiß und hatten mittig kleine Punkte.
Diese waren pink und in einem pfirsichfarbendem Ton. Sie faszinierte mich. Die weiteren Blumen waren in einem intensiven Orange. Die Form erinnerte an ein großes Gänseblümchen.
Während ich diese Blumen betrachtete hörte ich ein paar Schritte, welche immer lauter wurden.
Ich drehte mich um und Jiaying stand vor mir.
„Guten Morgen.", begrüßten wir uns.
„Sie sind wunderschön. Die Blumen.", sagte ich.
„Ja, nicht wahr.", stimmte sie mir zu.
„Azaleen und Chrysanthemen.
Azaleen, die weiß-rosanen, werden meist bei Frühlingsblumenfeiern verwendet und stehen hauptsächlich für Freude, Glück und Wohlstand. Sie gibt es auch in vielen anderen Farben, aber  weiße und blaue werden als unglücklich angesehen.
Die anderen, die Chrysanthemen, haben medizinische Eigenschaften.
Wenn man einen Tee daraus zubereitet hilft dieser beispielsweise bei einer Grippe. Dieser Tee beugt aber auch Halsschmerzen vor oder senkt Fieber.
Sie stehen auch für die Würde, Eleganz und Adel des Geistes. Beides sind sehr beeindruckende Pflanzen.", erklärte mir die Dunkelhaarige.
Ich hatte das Gefühl bis jetzt mehr gelernt zu haben, als jemals im Unterricht.
Sie deutete mir ihr zu folgen und das tat ich auch.
„Was genau machen wir bei dem Training?", wollte ich neugierig erfahren.
Sie antwortete nicht, sondern lief einfach, ohne ein Wort zu sagen, weiter.
Schließlich kam sie vor einem offenen Raum zum Stehen.
Wir betraten beide das leere Zimmer.
„Ich werde dich trainieren.", gab Jiaying bekannt.
„Doch bevor du deine Kräfte geschickt einsetzten kannst, musst du im Einklang mit deinem Verstand sein. Nur so lässt du deine Fähigkeiten zu. Bist du das?", meinte sie.
„Ja.", gab ich bloß sehr unsicher von mir, da ich nicht genau wusste, was sie damit meinte.
Sie machte eine schnelle Handbewegung und kurz später wurde ein Tisch hereingetragen.
Hinterher ein paar Weingläser gefüllt mit Wasser. Diese wurden alle nebeneinander gestellt.
„Heute konzentrieren wir uns auf deine Fähigkeit die Luft zu kontrollieren. Es gab hier bereits jemanden mit diesen Kräften, daher weiß ich wie was am besten funktioniert.
Ich will, dass du Musik erzeugst.", gab sie an.
„Musik erzeugen? Wie das?", hakte ich nach.
„Durch das Wasser. Setzte es in leichte Bewegungen.", erklärte sie.
Ich stellte mich mit festem Stand vor den Tisch und hob meine Hand an.
Einmal atmete ich tief ein und aus.
Ich versuchte meine Kraft einzusetzen, doch sofort klirrten die Gläser und Scherben fielen zu Boden.
Ich vernahm ein leises Lachen von Jiaying.
Es schien unschaffbar.
„Bitte bringt neue Gläser.", wies sie zwei Männern an.
Diese kamen nur kurz später zurück und beseitigten das Chaos, welches ich verursachte.
„Fokussierte dich genau auf die Gläser.", meinte Jiaying ruhig.
Ich versuchte mich halbwegs auf das erste Glas zu konzentrieren und hob meine Hand erneut leicht an.
Nach ein paar Augenblicken kam ein leises Summen von dem Glas aus.
So ging ich bei jedem vor, bis ich schließlich alle gleichzeitig zum klingen brachte.
Ich freute mich jedoch noch nicht zu früh, denn schon im nächsten Moment zersprangen die Gläser in tausende Teile und das ganze Wasser platschte wieder auf den Boden.
„Verdammt!", schoss es aus meinem Mund heraus.
„Beruhige dich. Für den Anfang war das fortschrittlich gut. Allerdings wartet noch eine Menge Übung auf dich.", sagte sie sanft und strich mir über die Schulter.
„Wenn wir schon dabei sind, versuche das Wasser in eine Kugel zu formen.", verlangte sie noch zusätzlich.
Diese Aufgabe schien mir noch schwerer zu sein.
Das einzige Mal, als ich es schaffte Wasser wirklich unter Kontrolle zu haben, war in einer Badewanne mit Natasha.
Dennoch gab ich mein Bestes.
Ich schloss die Augen und atmete erneut tief durch.
Ich bewegte meine beiden Hände nach oben und versuchte es.
Ich öffnete die Augen erneut und tatsächlich klappte es. Was sich vor mir befand war definitiv keine Kugel, aber das Wasser schwebte. Nicht sehr lang, denn kurz später klatschte es wieder auf den Boden und ich stand durchnässt vor einer großen Pfütze.
Jiaying lachte wieder und dieses Mal lachte ich tatsächlich mit ihr.
Jedoch ärgerte es mich trotzdem.
„Ich denke das reicht für heute, gehe dich umziehen und genieße den folgenden Tag. Es scheint schönes Wetter zu sein.
Und eins noch, du bist definitiv nicht im Einklang mit deinem Verstand. Darum kümmern wir uns allerdings morgen.", teilte sie mir mit und verließ den Raum.
Wenig später ging auch ich triefend nass aus dem Zimmer.
Ich schlenderte durch den Gang und betrachtete alles genau.
Die Details an diesem Ort waren alle wunderschön.
Nachdem ich einige Dinge genauer ansah, ging ich weiter bis zu Natashas und meinem Zimmer.
Ich öffnete die Tür leise und sah sie bereits.
Sie saß auf eine Art Sofa, welches nur an einer Ecke eine Lehne besaß. An dieser war sie angelehnt.
Es war überzogen mit einem dunkelroten Samtstoff und hatte drei schöne Dekokissen auf sich.
Natasha selbst wirkte entspannt. Sie las in aller Ruhe ein Buch.
Sie trug ein dunkelrotes Oberteil. Es hatte sehr kurze Ärmel und daran war ein wenig Spitze angebracht.
Dazu einen sehr langen Rock. Ein wenig ungewöhnlich für die Russin.
Er war in einem bläulichen Ton mit Punkten die einen etwas tieferen Blauton hatten. Ebenso war er an der Hüfte einmal herumgewickelt und zusammengeknotet.
Sie hatte ebenso ein Tuch in einem hellerem Rot auf ihren Armen liegen und eine Kette zierte sich über ihren Hals.
Ein wunderschöner und ästhetischer Anblick.
Es dauerte nicht lang, bis sie mich bemerkte. Sie sah sofort verwirrt aus.
„Was ist denn mit dir passiert.", fragte sie direkt nach und klappte ihr Buch zu.
Ich schmunzelte kurz.
„Eine Sache steht fest. Ich muss noch viel üben.", meinte ich ein wenig lachend.
Sie stand auf und kam zu mir herüber.
„Was wollen wir eigentlich an Weihnachten machen. Bald ist es schon soweit.", hakte ich vorsichtig nach.
„Ich würde sagen wir machen uns einen schönen und entspannten Abend.", sagte sie und grinste mich schelmisch an.
„Gefällt mir.", äußerte ich nur und wand mich den Kleiderschrank zu.
Von dort nahm ich mir frische Kleidung und zog mich um.
Währenddessen näherte sich Natasha von hinten.
„Lass uns ein wenig die Gegend erkunden.", schlug sie vor.
Da ich selbst noch nicht alles sah, hielt ich das für eine gute Idee und stimmte ihr zu.
Somit taten wir das auch.
Wir verließen Hand in Hand das Zimmer und gingen durch jegliche Gänge und stöberten in Räumen herum. Es war ein sehr großes Gebäude und wir liefen relativ viel.
Am Ende des Gangs sahen wir etwas merkwürdiges. Ein paar Männer liefen aus einem Raum. Das nächste was passiert schockte mich und Natasha.
Ein Mann trug eine Leiche aus dem Zimmer. Die Haut war nahezu weiß. Der Körper wirkte ebenso abgemagert und die Augen waren weit aufgerissen.
Die Augen hatten keinerlei Farbe in sich und waren ebenso fast weiß.
Ein grauenvoller Anblick.
Natasha sah überfordert zu mir herüber.
Wir beide hatten keinen blassen Schimmer was gerade passierte.
Das einzige was wir taten, war uns hinter einem Tisch zu verstecken. Ich sah ein wenig hervor um etwas zu erkennen.
Und dann trat sie hervor.
Jiaying lief direkt hinter den ganzen Männern.
Ich war fassungslos.
Sie merkte es anscheinend und sah sofort zu uns herüber. Ihr Blick traf sofort meinen und es schien als würde sie mir in die Seele starren.
In diesem Moment sprang ich auf und rannte nur. Natasha war direkt hinter mir. Wir rannten und rannten, bis wir wieder bei unserem Zimmer ankamen. Schnell riss ich die Tür auf, wir stürmten hinein und knallten sie wieder zu.
„Was zur Hölle war das?"

The story of Skylar Stark (Natasha Romanoff ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt