Beerdigung/43

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Wir kamen an.
Es waren bereits ein paar andere Gäste da.
Unter anderem auch Wanda und Pietro.
Sie beide kamen sofort zu mir.
Wanda trug ein langes, schwarzes Kleid mit dunkelroten, kleinen Blumen darauf.
Dazu hatte sie einen schwarzen Mantel um.
Pietro trug einen schwarzen, klassischen Anzug.
Meine beste Freundin schloss mich in die Arme.
Sie sagte nichts.
Es war auch nicht nötig.
Pietro drückte mich danach ebenso.
Wir taten zwar nicht viel zusammen, aber dennoch war er mir immer ein guter Freund und ich mochte ihn.
Ich konnte auch mit den beiden über sehr persönliche und ernste Dinge sprechen, was sehr angenehm bei den Zwillingen war.
Thor war auch dort.
Natasha und er waren gute Freunde.
Es wussten nicht viele, doch es war so.
Manchmal erzählte mir die Rothaarige davon.
Er sah sehr verändert aus.
Lange und unordentliche Haare, ein etwas filziger Bart und er hatte ein wenig zugelegt.
Verübeln konnte man ihm das nicht.
Er hat so gut wie alles verloren.
Und dann kam noch Natashas Tod dazu.
Er schaute traurig umher.
Es kamen immer mehr Menschen.
Hauptsächlich Avengers.
Schließlich waren alle da.
Zuerst wurden ein paar Reden gehalten.
Fury begann. Auch Clint begann kurz danach zu reden.

„Wo soll ich anfangen...
Mein eigentlicher Auftrag war es, Natasha zu töten. Wahrscheinlich hätte ich es eh nicht geschafft.
Aber es war noch etwas anderes.
Sie suchte Hilfe. Also half ich ihr.", begann er.
Er erzählte viel von Erlebnissen.
Es war spannend zuzuhören und mehr über sie zu erfahren, auch wenn ich den Großteil der Geschichten schon kannte.
„Sie war ein guter Mensch.
Ihre Vergangenheit hat sie nicht gebrochen. Sie war eine starke und unabhängige Frau, die jedes ihrer Ziele erreicht hat. Und auch den letzten Kampf hat sie gewonnen...", beendete der Bogenschütze seine Rede und zog sich zurück.
„Jetzt bist du dran.", flüsterte mir Pepper ins Ohr.
Ich war überfordert.
Ich hatte nicht damit gerechnet, etwas sagen zu müssen.
Es fiel mir so schon schwer genug, dort zu sein.
Mein Widersetzten brachte nichts.
Am Ende wurde ich nach vorne gedrängt.
Ich hatte keine Ahnung was ich sagen sollte.
Ich stand bloß da.
Mich schauten alle an, was mich ein wenig in Panik versetzte.
Doch dann begann ich einfach zu erzählen.
„Natasha. Meine Natasha.
Im ersten Moment in dem ich sie sah, verzauberte sie mich.
Sie war anfangs aber eher kühl zu mir.
Was mich natürlich störte.
Aber nach der Zeit, öffnete sie sich auch gegenüber mir.", begann ich.
So ging es weiter.
Ich erzählte viel von unserer Geschichte.
„Sie verbrachte ihr erstes richtiges Weihnachten mit mir.
Ich habe sie halb gezwungen einen Weihnachts-Katzenpullover zu tragen. Am Ende sah sie aber süß aus.
Ich glaube sie mochte den ganzen Kitsch.
Auch wenn sie es niemals zugeben würde.
Zugegeben hätte...", führ ich fort.
Ich machte eine kurze Pause.
„Sie war und ist für immer meine Liebste.
Egal wie oft sie sich selbst und ihre ehemaligen Taten verurteilte, sie war immer reinen Herzens und wollte für alle anderen nur das Beste.
Sie zeigte es nicht oft, aber ihr wart Natasha alle wichtig.
Und sie war mir wichtig. Wir waren glücklich. Zusammen und zufrieden.
Doch Thanos musste es zerstören.
Jetzt müssen wir sie beerdigen.
Wir müssen einen leeren Sarg begraben.", sagte ich und brach in Tränen aus.
Erneut.
Meine Knie wurden weich und ich begann ein wenig zu zittern.
Also rannte ich einfach davon.
Ich lief herum bis ich an einem Baum stehen blieb.
Ich hielt mich kurz daran fest und ließ mich schließen hinunter gleiten.
Eine Welle an Emotionen überkam mich.
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
Ich schreckte hoch und blickte in Wandas besorgte Augen.
Direkt neben ihr stand Pietro.
Sie beide setzten sich zu mir und zogen mich wieder in eine Umarmung.
Nun hörte ich auch Wanda schluchzen.
„Ich verstehe deinen Schmerz.", hauchte sie mir entgegen.
Sie tat es.
Sie verlor auch ihre große Liebe.
Wanda und Vision waren perfekt füreinander.
Ich hatte immer Angst meine auch zu verlieren und dann geschah es.
Wie drei verblieben eine Weile so, bis sie vorschlugen zurück zu gehen.
Wir schlenderten zurück und redeten über alles mögliche.
Als wir ankamen, waren die meisten bereits weg.
Thor verließ gerade Tashas Grab und sah mich kurz mit traurigen Augen an.
Das Grab stand unter einem Kirschblütenbaum.
Einem, der pink blüht.
Ich blickte auf ihren Grabstein hinab.
Natalia Alianovna Romanova
„Natasha Romanoff"
03.12.1984-26.09.2023
Sie hatte mir nie von ihrem Geburtstag erzählt.
Ich wollte, dass wir zusammen feiern, doch sie wollte es nicht.
Egal wie oft ich fragte, ich bekam nie ein Datum.
Auch die anderen wussten es meist nicht oder verrieten es nicht.
Doch nun war es auch egal und zu spät.
Wieder spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
Diesmal war es Pietros.
„Wir sollten reingehen. Die anderen warten sicherlich schon.", meinte er mit seinem Akzent.
Zu essen war mir nicht zu Mute.
Auch nicht, unter vielen Menschen zu sein.
Doch aus Höflichkeit ging ich mit ihnen.
Zu dritt gingen wir zu dem Essen.
Alle anderen waren bereits dabei zu essen oder nahmen sich etwas.
Ich setzte mich an einen leeren Platz und bekam bald Gesellschaft von den Zwillingen.
Sie beide hatten etwas zu essen bei sich.
„Natasha war toll.", sagte Wanda an mich gerichtet.
„Weißt du, als Pietro und ich den Avengers beigetreten sind, war sie immer für mich da. Sie hat mich vieles gelehrt und ich habe ihr vieles anvertraut.
Sie war immer verständnisvoll.", erzählte sie.
Pietro nahm ihre Hand und sie schaute auf den Tisch.
Wenig später begannen beide etwas zu essen.
Nach einer Weile kam Pepper zu mir.
„Alles gut, Schätzchen?", fragte sie ein wenig besorgt.
Ich nickte ihr zuversichtlich zu.
Auch mit 25 gab sie mir noch Kosenamen.
Irgendwie war es ganz süß.
„Willst du denn garnichts essen?", wollte sie wissen.
Ich verneinte und sie ging wieder zu ihrem Platz.
Das Essen ging langsam vorbei und die meisten verabschiedeten sich.
Zum Schluss waren nur noch meine Eltern, Morgan und ich da.
Wir gingen auch bald.
Wieder zu Hause angekommen, zog ich mir sofort die Sachen aus und öffnete meine Haare.
Draußen war es mittlerweile schon wieder dunkel.
Der Tag verging wie im Flug.
Er war sehr deprimierend.
Ich hatte das Gefühl, sie nun nur noch mehr zu vermissen.
Tony und Pepper gingen schon schlafen.
Ich schlich mich heimlich raus.
Vor dem Haus war ein kleiner See mit Steg.
Ich setzte mich an den Rand davon und ließ meine Füße im Wasser baumeln.
Es war anfangs sehr kalt, aber nach der Zeit ging es.
Es war Vollmond.
Das Wasser spiegelte das Licht wieder, weshalb es heller als sonst war.
Ich dachte wieder nach.
Über das Leben, was mich nun erwarten sollte.
Ich wollte nicht weiter machen, aber Natasha hätte es so gewollt.
Sie wollte immer das beste für jeden.
Sie war einfach perfekt und ich war froh, dass sie ein Teil ihres Lebens mit mir verbrachte.
Ich stellte mir unser Leben vor.
So, wie es wahrscheinlich abgelaufen wäre, wäre sie nicht gestorben.
Sie hätte mir vielleicht eines Tages den Antrag gemacht.
Ich hätte Ja gesagt und wir hätten eine wunderschöne Hochzeit gefeiert.
Wir hätten unser Leben weiterleben können.
Doch das war alles nicht mehr möglich.
Denn sie war weg.
Für immer.
„Was machst du hier?", fragte mich plötzlich eine junge Stimme.
Ich drehte mich um und blickte auf das kleine braunhaarige Mädchen.
„Oh, ich denke nur nach. Aber wie kommst du hier raus?", stellte ich als Gegenfrage.
„Ich konnte nicht schlafen und hab von meinem Fenster aus gesehen, dass du hier bist.", antwortete Morgan selbstsicher.
Für eine 5-Jährige war sie schon relativ schlau.
„Na komm, lass uns reingehen.", sagte ich zu ihr und stand auf.
Ich ging zu ihr, nahm ihre Hand und wir gingen gemeinsam rein.
„Über was hast du nachgedacht?", wollte sie neugierig wissen.
„Über Natasha.", gab ich ihr als Antwort.
„Du hast sie geliebt, oder? So wie Mum und Dad sich lieben.", meinte sie, als wir wieder im Haus waren.
Ich sah zu ihr hinunter und schloss die Tür.
„Ja. Ja, ich habe sie sehr geliebt.", gab ich zurück.
„Habt ihr euch auch mal geküsst?", fragte sie und grinste mich ein wenig an.
Auch das bejahte ich.
Sie verzog ein wenig das Gesicht, worauf hin ich nur ein wenig lachte.
Wir gingen leise die Treppe hinauf, zu den Zimmern.
„Sky? Kann ich bei dir schlafen?", fragte meine kleine Schwester etwas schüchtern nach.
„Ja, na klar.", meinte ich und nahm sie mit in mein Zimmer.
Früher wollte ich immer eine Schwester haben.
Jetzt hatte ich tatsächlich eine.
Ich mochte sie.
Sie war zwar sehr neugierig, aber das war putzig.
Eben ein Kleinkind.
Wir legten uns in mein großes Bett und ich deckte uns zu.
Sie kuschelte sich an mich und schloss die Augen.
„Natasha schaut dir jetzt vom Himmel aus zu.", sagte sie.
„Tut sie das?", hakte ich nach.
„Ja. Dad hat immer gesagt, dass du uns zuschaust, als du weg warst.
Er hat immer gesagt, dass meine große Schwester auf mich aufpasst. Aber du bist ja wieder hier. Vielleicht kommt Natasha auch wieder.", teilte sie mir wieder sehr selbstsicher mit.
Das brachte mich zu Schmunzeln.
„Schön wäre es. Aber jetzt wird geschlafen.", sagte ich anschließend und knipste das Licht aus.
Der letzte Satz von Morgan brachte mich ein wenig zum Nachdenken.
Es war mein größter Wunsch wieder meine Natasha bei mir zu haben.
Aneinander gekuschelt schliefen wir dann, nach dem sehr belastende Tag, ein.

The story of Skylar Stark (Natasha Romanoff ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt