Verschwunden/56

168 6 0
                                    

„Wie weg?", panisch ratterte ich die Worte hinunter.
„Gerade eben war ich kurz joggen und dann als ich wieder kam, war sie nicht im Haus und sie geht nicht an ihr Handy. Außerdem sind viele Sachen von ihr weg. Ich bin schon fast überall lang gerannt, es gibt keine Spur von ihr.", erklärte Pietro uns.
Ich drückte Natashas Hand fest und konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Ich wollte am liebsten sofort aufspringen und sie suchen gehen, aber das würde uns zu nichts bringen.
„Das hier lag auf ihrem Bett.", sagte Pietro während er uns einen kleinen Zettel hin hielt.
Ich nahm ihn sofort entgegen und las ihn laut vor.

Ihr fragt euch sicherlich warum ich weg bin. Lange Geschichte, aber eins kann ich euch sagen. Es hat nichts mit euch zu tun.
Ich muss einige Dinge für mich herausfinden und muss dafür leider eine Weile gehen. Sucht mich nicht, ihr findet mich sowieso nicht, egal mit welchen Mitteln ihr es versucht.
In Liebe, Wanda.

Ich gab den Zettel zurück an Pietro welcher ganz aufgelöst hin und her sah.
Der Arme hat schon so vieles durchgemacht und Wanda war sein ein und alles. Jetzt ist sie weg.
Natürlich sorgte ich mich auch um sie.
Wo wollte sie hin?
Warum genau wollte sie weg und was hatte das alles zu bedeuten?
Etliche Fragen durchbohrten meine Gedanken, doch es gab keine Antworten für mich.
„Ich verstehe das nicht, das kommt so plötzlich. Das ist doch so untypisch für sie.", brachte Natasha ein.
Sie hatte recht. Es war sehr seltsam wie schnell das alles ging.

„Wir sollten Tony fragen, vielleicht kann er was ausrichten. Oder irgendjemand anderes. Bitte, wir müssen sie doch finden können.", versuchte Pietro uns verzweifelt um Hilfe zu bitten.

Ich nahm mein Handy von dem kleinen Nachttisch welcher neben dem Bett stand.
Nach ein paar schnellen Bewegungen klingelte bereits das Telefon.
„Hallo? Alles gut Sky?", kam es von der anderen Leitung.
„Nicht ganz Dad.", meine Stimme zitterte leicht.
„Wieso? was ist los?", Tony schien sofort beunruhigt gewesen zu sein.
„Wanda ist weg, sie hat ihre Sachen gepackt, einen Zettel geschrieben und ist gegangen.", erklärte ich ihm.
Es kam kein Ton von dem Handy.
Die Stille wirkte so laut, als ob sie einen anschreien würde.
Nach ewiger Ruhe kamen ein paar Worte von Tony.
„Ich schaue was ich tun kann.", sagte er und legte auf.
Ich blickte herüber zu Natasha, die den selben Gesichtsausdruck wie ich trug.
Besorgtheit und eine gewisse Unsicherheit schlingen sich über ihr Gesicht.

Es dauerte nicht lang bis mein Handy wieder klingelte.
Sofort drückte ich auf den Knopf und wartete darauf, dass mein Vater etwas sagte.
„Wandas Handy ist im Haus. Sie muss es da gelassen haben. Ansonsten gibt es keinerlei Hinweise wo sie sein könnte, keine Spuren oder sonst was.
Die Überwachungskameras haben nichts gefilmt. Nur eine übernatürliche Kraft kann sie rausgebracht haben.
Aber auch sonst ist es schlichtweg unmöglich sie zu finden.", platzte es harsch aus ihm heraus.
Wieder kehrte diese Stille ein.
Diesmal wurde sie jedoch schnell unterbrochen.
„Sie hat geschrieben, dass wir sie nicht finden werden. Egal was wir probieren.
Sie meinte auch, dass sie irgendwas für sich heraus finden muss.", erklärte Natasha meinem Vater.
Dieser blieb weiterhin still.
„Hört zu. Es tut mir wirklich leid, dass sie so schnell gegangen ist, aber wenn sie nicht gefunden werden will und Zeit für sich braucht, sollten wir ihr diese geben. Wenn sie so weit ist kommt sie schon wieder zu uns. So hart es auch klingt, das ist die Wahrheit.", sprach er.
Es kam überraschend, dass er das sagte.
Normalerweise war er weniger ernst und äußerte sich nicht so mitfühlend.
Wahrscheinlich fühlte er sich immer noch schlecht für das, was vor Jahren passiert ist.
Immerhin kamen Pietros und Wandas Eltern durch seine Bombe ums Leben. Sowas kann man nicht so schnell vergessen.
Es war nur fair, dass die beiden hier leben durften, nachdem das Quartier zerstört wurde.

„Was wenn sie nicht wieder kommt?", fragte Pietro mit sehr bedrückter Stimme.
Es sah aus, als würde er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.
„Sie wird wieder kommen. Die Frage ist nur wann.", versuchte ich ihn zu beruhigen.
Aber ganz glauben konnte ich mir selbst nicht.
Diese Ungewissheit war unerträglich.

„Tut mir leid falls das jetzt ein bisschen blöd kommt, aber wir müssen die Verlobungsfeier morgen trotzdem feiern. Die kann ich nicht absagen.", kam es wieder von Tony.
Shit.
Die Verlobungsfeier hatte ich vollkommen vergessen. Sie war schon am nächsten Tag und ich hatte sie komplett vergessen.
Wir feierten sie recht spät, dafür wurde alles sehr lang und ausführlich geplant.
„Es wäre zu kurzfristig um alles abzusagen. Wir müssen sie feiern, auch wenn Wanda weg ist.", erklärte mein Vater weiter.
Natasha schien meinen Ausdruck zu erkennen und sie selbst schien auch sehr überrascht zu sein.
„Seid ihr noch da?", fragte Tony.
Verwirrt sah Pietro zwischen Natasha und mir hin und her.
„Äh ja, okay. Machen wir. Bis dann.", ohne auf eine Antwort zu warten legte ich auf und stand auf.
Ich nahm Pietro in die Arme, welcher die Umarmung sofort entgegen nahm.
Natasha stand kurz später auch bei uns.
Wanda bedeutete ihr ebenso viel.
Sie war immer für sie da, besonders als Wanda neu dazu kam und alles anders für sie war. Natasha brachte ihr bei akzentfrei zu reden, auch wenn sie es trotzdem tat.
Oder wie man mit Waffen umging und all das.

Wir lösten uns voneinander und Pietro ging wieder.
Mit den Nerven am Ende legte ich mich mit der Rothaarigen ins Bett und versuchte etwas herunter zu kommen.
Vergeblich.
Ich machte mir zu große Sorgen, die ich auch mit Natasha teilte.
„Denkst du sie ist sicher? Was denkst du wo sie gerade ist? Ich hoffe sie ist gut aufgehoben wo auch immer sie hingegangen ist.", begann ich zu reden.
Mein Kopf lag auf Natashas Brust und ich hörte ihren gleichmäßigen Herzschlag.
Sie fuhr mit ihrer Hand durch mein Haar.
„Hoffe ich auch. Aber sie ist stark, sie kann eine Menge verkraften. Außerdem weiß sie wie sie sich verteidigen kann. Irgendwann kommt sie wieder zu uns.", Natashas Worte machten mir etwas mehr Hoffnung.
Sie hatte recht, Wanda konnte sich gut verteidigen wenn sie musste.
Doch was war, wenn jemand noch besser angreifen konnte? Könnte sie sich dann immer noch verteidigen?

„Jetzt nochmal ein ganz anderes Thema, was ziehst du morgen an?", versuchte ich uns auf andere Gedanken zu bringen.
Natasha lachte kurz auf und kraulte weiter meinen Kopf.
„Wirst du dann sehen."

The story of Skylar Stark (Natasha Romanoff ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt