Was bist du?

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Ninas Sicht:

Man habe ich mich erschreckt.
Hinter mir wird die Tür aufgerissen.
"Was machst du hier?!", frage ich.
"Was ist passiert?!", fragen meine Eltern erschrocken.
Habe ich wirklich so laut geschrien?
Ich drehe mich zu meinen Eltern um. "Ich habe mich nur erschrocken, alles paletti.", versichere ich ihnen.
"Ach, hallo Matteo.", sagt meine Mutter etwas lauter, als sie ihn hinter mir stehen sieht.
"Hallo Frau und Herr Rossi.", begrüßt Matteo meine Eltern und winkt ihnen zu.
Mein Vater guckt meine Mutter, die freudig zurück winkt, verdutzt an und fragt sich
1. wahrscheinlich woher meine Mutter ihn kennt,
2. woher ich ihn kenne,
3. wer er überhaupt ist und
4. was er hier möchte.
Das letzte interessiert mich übrigens auch brennend, also drehe ich mich wieder zu Matteo um und ziehe fragend eine Augenbraue hoch.
Matteo schaut zu mir runter, da ich ein gutes Stück kleiner bin, als er.
Hinter mir höre ich, wie die Tür geschlossen wird. Meine Mutter scheint Matteo wirklich zu mögen und ihm zu vertrauen, sonst wäre sie nicht einfach wieder reingegangen.
"Ich wollte dich abholen, damit wir zur Schule fahren können.", erklärt Matteo mir. Meine Gesichtszüge werden ganz weich und ich gucke ihn mit leicht, vor Verwunderung, geöffneten Mund an.
"Awwww, wie süß von dir, dankeee.", sage ich und ziehe ihn in eine kurze Umarmung. Matteo erwiedert diese kurz. Ich atme seinen Geruch ein. Er riecht schon wieder nach Sommer.
"Und ich dachte gestern schon, dass du keine Lust hast mit mir zu fahren.", sage ich erleichtert.
"Was? Nein! Natürlich nicht. Denk doch sowas nicht, sonst würde ich doch nicht jeden Tag auf dich warten. Nein, dass eigentliche Problem ist der Typ da hinten."
Matteo zeigt mit einer abwertenden Handbewegung hinter sich. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, um über seine Schulter sehen zu können. Da steht eine silberne BMW Limousine. Und vor der Tür steht so ein Typ. So richtig klischeehaft steht er da, wie in jedem Märchenfilm, Barbiefilm oder Prinzessinenfilm, mit Mantel und Mütze. Ich glaube ich bin in meiner eigenen Prinzessinenwelt gelandet, die ich mir früher immer vorgestellt habe.
Ich lehne mich wieder zurück und gucke Matteo an, der weiterredet.
"Der verpetzt mich bei meinen Eltern, wenn ich morgens nicht mit ihm fahre. Es war ja schon eine Herausforderung ihn zu überreden mich mittags nach der Schule nicht abzuholen, damit ich mit dir fahren kann."
Ich reiße erstaunt die Augen auf. "Du hast extra für mich auf deinen persönlichen Chauffeur verzichtet?", frage ich leicht verträumt.
~

Matteos Sicht:

Habe ich das gerade wirklich laut gesagt? Oh man. Wie offensichtlich willst du ihr zeigen, dass du mehr als Freundschaft empfindest? Ja. Das wars dann auch wieder.
"Ehm, ja?", frage ich sie mehr, als ihr zu antworten.
"Süß", sagt sie und geht an mir vorbei zu dem Auto ich drehe mich um und gucke ihr erstaunt hinterher.
Carlos, der Chauffeur, will ihr die Tür öffnen, doch ich eile zu dem Auto und komme ihm zuvor. Ich öffne ihr die Tür, beuge mich leicht vor und mache eine einladene Bewegung in das Innere des Autos.
"Ganz Gentleman-like.", sagt sie erstaunt.
"Nur für dich.", flirte ich und zwinkere ihr zu. Sie grinst mich nur breit an.
Ich setze mich neben sie und Carlos fährt los. Er fährt eine Trennwand hoch, sodass wir ihn weder sehen noch hören können. Das gleiche gilt für ihm. Er kann uns weder sehen noch hören.
"Okay, was bist du?", fragt sie mich plötzlich, dreht sich in meine Richtung und scannt mich förmlich mit ihren Blicken.
"Wie meinst du das? Ich bin Matteo, ein Mensch.", sage ich leicht verunsicher.
"Das schon, aber wer bist du? Bist du berühmt und niemand weiß es? Sind deine Eltern berühmt? Sind deine Eltern Geheimagenten? Trägt Carlos eine Waffe? Hast du eine Waffe?", fragt sie mich aus. Die letzten beiden Fragen flüstert sie.
"Nein, nein und nein.", antworte ich und brechen in schallendes Gelächter aus. "Wie kommst du denn auf sowas?"
"Naja, euer cooles Haus, deine Eltern, die nicht da sind und ein Babysitter, der als Chauffeur getarnt ist.", erklärt sie ihre Gedankengänge.
"Okay, stop. Als erstes Carlos ist NICHT mein Babysitter, er soll mich nur sicher überall hinbringen und abholen-"
"Ja, sage ich doch: Babysitter."
Ich stöhne verzweifelt auf.
"Egal, zum zweiten, eigentlichem ersten Punkt, meine Eltern sind auf Geschäftsreise. Noch sie oder ich sind berühmt. Und wir besitzen keine Waffen."
Sie will gerade etwas sagen, als ich ihr zuvor komme.
"Nein, auch Carlos hat keine Waffe."
Sie schließt ihren Mund wieder.
"Meine Eltern sind Immobilienmarkler. Deshalb bin ich öfters alleine. Aber die Jungs sind dann häufiger da, damit ich nicht alleine bin. Und jetzt habe ich auch dich."
Ich lehne meinen Kopf an der Kopflehne an, drehe mein Gesicht zu ihr und lächel sie an.
Sie dreht verlegen ihren Kopf zur Seite und lächelt. Ich könnte schwören, dass sie rot wird.
"Das ist schön, dass deine Freunde dann häufiger kommen."
"Ja, ist es. Ich bin oft alleine. Das ist manchmal echt traurig, aber zu Feiern sind sie immer da und an meinen Geburtstagen waren meine Eltern bis jetzt auch immer da.", erzähle ich und lächel traurig. Den Blick habe ich nach unten gerichtet.
"Hey, sie werden immer für dich da sein.", sagt sie mir und legt mir ihre Hand auf die Schulter. "Und wie du schon sagtest: Du hast jetzt auch mich. Wenn du mal einsam bist oder dir langweilig ist, dann ruf mich an. Und dann werde ich dich in Fifa schlagen.", grinst sie und ich muss lächeln.
"Oder du kommst zu mir zum Essen. Meine Mutter hat dich gerne und wir essen jeden Abend gemeinsam. Meine Eltern werden bestimmt nichts dagegen haben, wenn du vorbeikommst.", bietet sie mir an.
"Wirklich?", frage ich sie erfreut.
"Ja, klar."
"Danke", sage ich aufrichtig und lächel sie an.
~

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