Ist Liebe stärker? || Kai Parker FF

Kapitel 58

Ganz langsam öffnete ich die Augen. Sie waren schwer, doch ich erkannte das Licht um mich herum.
Dann öffnete ich sie mit Mühe ganz.
Wach.
Ich bin wieder wach.

Mein Körper schmerzte, mein Kopf brummte und ich fühlte mich, als hätten mich mehrere LKW's überrollt.
Ich blickte um mich und erkannte Caroline neben mir in einem Sessel sitzen.

Wie lange war ich weg?

Caroline war eingeschlafen und ansonsten waren wir auch alleine. Ich lag auf einer Couch in der Salvatore Schule.

Erinnerungen kamen stückweise wieder zurück.
Das Blut, die Schreie....
Alles was ich angestellt hatte.
Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass ich an Gedächtnislücken litt.
Ich versuchte mich daran zu erinnern, was mit Kai passiert war. Doch da war nichts. Überhaupt nichts.
Ich weiß wir waren in New Orleans, sonst nichts.
Auch was in New Orleans alles passiert war, wie ich aus der Gefängniswelt wieder kam...Nichts...

Ich versuchte langsam aufzustehen, wozu ich jedoch mehrere Anläufe brauchte.
Als ich endlich aufrecht saß und die Beine über dir Couch schwang, merkte ich wie mein Körper zitterte.

Mir war kalt.
Sogar sehr kalt.

„Sarah?", ich schaute nach links und sah in die blauen Augen meiner Freundin.
Sofort sprang sie auf und kam auf mich zu.
„Hey, alles ist gut." sagte sie, doch ich schüttelte den Kopf.
„Nein. Nichts ist gut." hauchte ich und war den Tränen nahe.
Caroline ging vor mir in die Hocke und blickte zu mir auf. Sie nahm meine Hände und strich leicht über die Handrücken.
„Sollen wir zu dir fahren? Damit du erstmal runterkommen kannst?"
„Bleibst du dann bei mir?"
„Natürlich. Du bist meine Freundin. Ich werde dich jetzt nicht alleine lassen."
„Es tut mir alles so sehr Leid. Und...oh mein Gott! Die Zwillinge! Geht es ihnen gut??"
„Sie müssen sich von dem Schock erholen. Trotzdem lieben dich die beiden." versuchte mich Care aufzumuntern, doch ich bekam es nicht ganz mit.

Ich wusste nur, dass wir aufstanden und raus gingen. Wir stiegen in ihren Wagen und schwiegen.
Auch während der gesamten Fahrt.
Irgendwann fing ihr Handy an zu klingeln.
Klaus.
Da das Handy per Bluetooth mit dem Auto verbunden war, konnte ich es auf dem Autodisplay erkennen.
Caroline sah kurz zu mir, um zu schauen ob es für mich in Ordnung war und ich nickte.

„Hallo Liebes."
„Hey Klaus."
„Wie läuft es bei euch mit Sarah? Irgendwelche Fortschritte?"
Wir beide schwiegen und Klaus fragte nochmal.
„Ich bin wieder ein Mensch." antwortete ich ihm und man hörte nur, wie er zischend einatmete.
Dann herrschte Stille.
Niemand sagte etwas.

„Wenn ihr Hilfe bei irgendetwas braucht, sagt einfach Bescheid." kam es nur noch vom anderen Ende der Leitung.
Caroline bedankte sich dafür und legte dann auf.

Wenig später hielten wir vor dem Wohnkomplex meiner Wohnung und stiegen aus.
Der Weg nach oben war schwer.
War Kai hier gewesen? Hatte er die Bilder gesehen? Ich hatte sie nicht entfernt, also müsste er die mit Kol gesehen haben.

Wir traten ein und ich ging sofort ins Wohnzimmer.

Er war hier.

Bilder lagen auf dem Boden verteilt, Bilderrahmen kaputt und eine kaputte Vase.

„Ich hatte Kai hier abgesetzt. Anscheinend war er nicht gerade friedlich." sagte Caroline und ich blickte sie an.

Ich ignorierte das Chaos und setzte mich auf die Couch. Care kam mit zwei Gläsern Wasser zu mir und setzte sich ebenfalls.
„Sarah-"
„Care ich habe scheiße gebaut.", ich sah ihr in die Augen und konnte meine Tränen nicht unterdrücken.
„Niemand wird dich dafür verurteilen. Und Silas wird auch darüber hinwegkommen, wenn ihr wieder miteinander redet."
Silas? Was war den passiert.
„Was war den mit...ehm...Silas?"
Care sah mich verwundert an, als hätte ich sie nicht mehr alle.
„Du hast...was weißt du denn noch?"
„Nicht viel. Vieles ist verschwommen, gar schwarz. Ich kann mich an vieles nicht mehr erinnern." „An was erinnerst du dich noch?"
Ich erzählte es ihr und sie seufzte.
„Was habe ich zu ihm gesagt?"
„Du hast ihn hinsichtlich deiner Menschlichkeit verarscht, indirekt gesagt, dass er nicht dein Vater ist und dein Adoptivvater der einzige je sein wird."
Ich schlug die Hände vors Gesicht.
„Sarah, er weiß, dass es nicht ernst war."
„Care tief im Inneren dachte ich anscheinend wohl so.."
„Würdest du ihn den gerne kennenlernen?"
„Ja natürlich."
„Wenn du dich besser fühlst, dann trefft ihr euch beide mal und redet."

Care schwieg eine Weile, fing aber dann wieder an zu reden.
„Kannst du dich vielleicht erinnern, ob Kai dir irgendetwas wichtiges gesagt? Zum Beispiel etwas zu seinem Aufenthaltsort?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich werde ihn aber suchen."
„Wir helfen dir."
„Ihr könnt ihn nicht leiden."
„Aber du liebst ihn. Und er macht dich glücklich und  das ist das wichtigste."
Sie nahm eine meiner Hände in ihre und drückte leicht.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen und Caroline erwiderte es.

„Hat Kai eigentlich Kontakt zu Tim und seiner Mutter aufgenommen?"
„Du warst vorrangig. Verständlich." sagte Caroline und ihr Mundwinkel zuckten.
„Eleonora war mal kurz hier gewesen und Kai hatte ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen. Ich war dabei."

Ich hatte Kai darüber informiert, dass ich seine Mom und Tim kennengelernt habe, doch er hatte sofort dicht gemacht. Ich dachte, er würde trotzdem Kontakt haben wollen. Vielleicht kann ich da nachhelfen.

„Und bei Tim...er hatte nachgefragt, wo er ist und hatte nur Annabelle zu Gesicht bekommen. Vielleicht wird es da ja etwas." erzählte Care weiter und ich nickte, merkte jedoch, dass mein Körper immer schwächer wurde. Ich war einfach nur k.o. Trotzdem darf ich keine Zeit verstreichen lassen, sondern Kai finden.

„Ah, Kai und Silas verstehen sich mega gut."
„Was??" fragte ich verdutzt. „Selber Humor." kam es nur lachend von ihr.

„Ich muss mal langsam mal etwas unternehmen." sagte ich nach einer Weile und versuchte aufzustehen. Es war aber schwerer als gedacht.
„Oh nein. Du ruhst dich erstmal auf. Wir fangen erst morgen an."
„Care nein. Ich bin daran Schuld. Ohne mich wäre Kai noch bei euch. Jetzt läuft er als Vampir durch die Gegend und bringt sich vielleicht in Schwierigkeiten."
„Du bist nicht daran Schuld. Kai hatte lediglich seine Emotionen dir gegenüber aufgegeben. Es war klar, dass er eines Tages morden gehen würde." sagte Caroline trocken und ich konnte sie nur anstarren.
Als sie mich ansah, merkte sie erst, was sie von sich gegeben hatte.
„Sarah es tut mir Leid."
„Kai ist so. Ich weiß. Doch versucht er sich für mich zusammenzureißen. Er hatte wieder Emotionen entwickelt. Auch gegenüber anderen.", ich fuhr mir durch die Haare und seufzte.

„Ich gehe doch ins Bett. Du weißt ja wo die Tür ist."
Ich ging zur Tür meines Schlafzimmers und drehte mich nochmal um. Caroline sah bestürzt in ihre Hände.

„Ich weiß was er alles getan hatte. Und das kann ich ihm auch nicht verzeihen. Doch liebe ich ihn. Ich habe immer ihn geliebt. Egal ob ich weitergemacht habe oder nicht. Ihr sieht in ihm nur einen hoffnungslosen Fall, doch ich sehe einen Mann, der es auch verdient hat geliebt zu werden. Er ist auch nur ein Mensch." sagte ich noch und ging dann ins Zimmer und schloss die Tür.