Kapitel 45

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Blut.
Ich sah Blut vor mir und auch an meinen Händen.
Was habe ich getan?
Vor mir lagen Bonnie und Lukas. Daneben Caroline und Kol.
Tot.
Ich schrie. Ich habe sie getötet

*********

„Sarah? Sarah!" schrie eine Stimme und ich blickte in zwei graublaue Augen.
„Kai?"
„Alles ist gut. Du hast nur geträumt." sagte er mir und zog mich in einen Umarmung. Ich erwiderte sie und schmiegte an ihm.
Es war nur ein Traum.
Ein blöder Albtraum.

„Danke."
„Kein Problem. Was war den so schlimm, dass du wie eine Verrückte geschrien hast?"
„Nichts besonderes." sagte ich und löste mich abrupt von ihm.
Ich stand auf und wollte nur einen gewissen Abstand zu Kai wahren.

Ich ließ einen total verdatterten Kai zurück, der gar nicht Lust was los war.

Ich ging geradewegs ins Bad und schloss hinter mir zu.
Draußen hörte ich die Tür knallen.

Nachdem ich mich fertig gemacht hatte ging ich runter und wollte zu Kai. Mein Verhalten war nicht akzeptabel und ich wollte mich entschuldigen.

Doch ich hasste es darüber zu sprechen. Schon seitdem mir das Orakel alles erzählt hatte, empfand ich so.
Valerie hatte es auch mehrmals mitbekommen und ihr habe ich mir auch nicht anvertraut.

Bei Albträumen bleibe ich immer verschlossen und wollte einfach nur alleine sein.
Als meine Familie, pardon Adoptivfamilie starb, wurde ich auch jede Nacht davon verfolgt. Lillian wollte mich damals zum Psychologen bringen.
Ein Mädchen, dass knapp dem Tod entrungen ist und seine Familie verlor, litt sehr wahrscheinlich an einem Trauma. Das hatte mal der Arzt zu uns im Krankenhaus gesagt.
Ich stimmte ihm im Gedanken zu, aber äußert mich dazu nicht, außer dass ich das Angebot ablehnte.
Ich brauchte keine Seelenklempner der mir sagt, dass ich einen Knacks habe.

Aber jetzt sind wir hier, sehr viele Jahre später und ich habe es irgendwie geschafft.

Als ich unten ankam konnte ich Kai nicht finden. Ich suchte das Haus ab, doch er war wie vom Erdboden verschwunden.

„Kai?" rief ich durchs Haus. Mit seinem Gehör sollte er es mitbekommen.
Doch nichts.

Vielleicht ist er einfach nur kurz raus, dachte ich mir und ging ins Wohnzimmer. Da stand ein großer Fernseher und ich hielt inne.
Hatte Kai ihn hergebracht?
Dann vertrieb ich mir die Zeit mit irgendwelchen Filmen, bevor er wieder nach Hause kommt.

Nachdem ich eine Weile alberne Filme geschaut habe, kam Kai durch die Haustür und geradewegs zu mir.

„Hast du den Fernseher hierhin gestellt?"
„Jap." antwortete er kalt.
„Kai es tut mir Leid wegen vorhin. Ich-"
„Was? Du willst mich nicht und ich akzeptiere es. Alles klar."
Nichts war klar. Sein Blick und seine Körperhaltung sprachen Bände.
„Nichts ist in Ordnung. Ich sehe es dir doch an. Was ist los?"
„Das sollte ich dich doch erstmal fragen. Du gehst hier auf Abstand."
„Weil...ach keine Ahnung. Ich weiß nicht warum."
Lüge
„Doch du weißt es. Es ist wegen Kyle."
„Du weißt, dass er Kol heißt! Und ja es ist so. Zufrieden."

Er blickte mich einfach nur an.
„Ich weiß auch nicht warum. Als ich dich wieder gesehen habe, war ich auf einmal komplett. Als wäre eine Leere in mir gewesen. Doch die habe ich zuvor nicht gespürt. Nie.
Kol und ich waren zusammen und ich liebe ihn noch immer. Aber nicht so sehr wie ich dich liebe. Trotzdem fühlt es sich einfach falsch an. Wir sind seit einem halben Jahr getrennt, dennoch fühlt es sich so an, als würde ich ihn hintergehen. Er war für mich da. Immer wenn es mir schlecht ging. Wir hatten wundervolle Jahre zusammen. Es war eine Beziehung, die ich mir schon immer vorgestellt habe. Unsere Beziehung war ebenfalls so, doch waren wir ein richtig glückliches Paar, als es nur wir beide waren. Alleine. Ich war endlich dauerhaft glücklich außerhalb einer Gefängniswelt.
Es heißt aber nicht, dass ich hier auf Kriegsfuß mit dir stehen möchte. Ich liebe dich Kai. Und das weißt du. Alle wussten es. Sie wussten es auch, als ich weiter gemacht habe.
Aber gib mir doch Zeit. Mein Herz will dich, aber mein Kopf sagt nein. Es fühlt sich einfach wie Betrug an, wenn ich mit meinem Ex hier bin, bei dem ich dachte, dass er tot ist.
Gib mir einfach Zeit."

Kai sah mir in die Augen. Er seufzte resigniert und fing dann an zusprechen.
„Ok. Ich verstehe es zwar nicht, aber okay. Ich bin dir vielleicht zu nah getreten, doch ich akzeptiere es." sagte er und ich atmete erleichtert aus.
„Danke." sagte ich nur und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Ich weiß, dass Kai sich ordentlich zurückhalten musste, um nicht loszuschreien, nichts kaputt zu machen.
Es ist immer wieder erstaunlich wie er in meiner Gegenwart ist.
Bei anderen ist er nicht so, er ist aufbrausender, empfindet nichts als Wut.

Ich habe ihm oft gesagt, dass Rachelust und Wut auch Gefühle und er somit auch etwas empfindet, obwohl er ein Soziopath ist. So liefen unsere Gespräche ganz am Anfang unserer Beziehung.

Wochen sind vergangen und die Luft zwischen uns war so dick, dass ich es kaum aushalten konnte. Wir sprachen nur das nötigste miteinander und in dieser Zeit merkte ich, dass ich lieber in seinen Armen sein wollte. Ihn küssen und mit ihm rumalbern möchte.

Ich entschloss mich heute einen Schritt auf ihn zu zugehen.

Ich bin an allem Schuld und konnte deshalb auch Kai verstehen. Ich meine ich habe ihm regelrecht gesagt, dass mein Ex uns noch im Weg stehen würde.

Kai ist unterwegs und ich wollte Abendessen machen.
Er liebte Fleisch. Und zwar sowas von. Manchmal kann ich es echt nicht verstehen warum.

Ich machte Hähnchen mit Kartoffeln und Gemüse,
Wein und Blut, um unsere Bedürfnisse zu stillen. Das Blut hatten wir aus naheliegenden Krankenhäuser stibitzt und teilten sie so gut wie möglich auf. Es muss ja eine Weile reichen.

Als ich den Tisch deckte, kam er durch die Tür.

Lass das Friedensgespräch beginnen.

„Was wird das hier?"
„Ich wollte Essen machen und die Karten auf den Tisch legen. Wir gehen uns nur noch aus dem Weg und das will ich nicht. Du bestimmt auch nicht." sagte ich und er seufzte.
„Ok. Außerdem sieht das Essen echt lecker aus."

Am Tisch saßen wir uns gegenüber, schweigend.
Als Kai fertig war und ich noch nicht einmal mit der Hälfte, fing er an zu reden.
„Also, wir wollten Frieden schließen?"
Ich nickte.
„Sarah du-Ich weiß nicht was ich sagen soll. Es war schon klar, dass wir nicht einfach wieder ein Paar sind, wenn wir uns wieder sehen. Aber der Gedanke, dass dein Ex uns im Weg steht hat das Fass zum überlaufen gebracht."
„Ich will doch mit dir zusammen sein." sagte ich, weshalb Kai mich überrascht ansah.
„Kai ich liebe dich. Und das weißt du. Ich wollte es dir heute sagen. Dieser Abstand quält mich und dir so fern zu sein tut weh. Ich möchte es langsam angehen. Wie du gesagt hast: sich zu sehen und alles ist vergessen ist schwierig. Deshalb frage ich dich jetzt. Willst du es nochmal versuchen?"

Ohne zu überlegen stimmte Kai mir zu, stand auf und zog mich in eine Umarmung. Ihn wieder zu spüren ist wie im Rausch zu sein. Ich genoss jede einzelne Sekunde davon.

Ist Liebe stärker? || Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt