Kapitel 62

156 3 0
                                    

Kai

Das ticken der Uhr an der Wand war so nervig, dass ich sie eigenhändig runterreißen und irgendwo gegen schmettern würde.

Aber ich mache es nicht, auch wenn diese Ablenkung gut tun würde.

Wir sitzen in irgendeinem beschissenen Krankenhaus von New Orleans und warteten auf Neuigkeiten.
Meine Prinzessin war schon seit Stunden im OP und wir wussten gar nichts.

Die Sanitäter waren schnell vor Ort gewesen und halfen. Trotzdem hatten sie viele Fragen gehabt. Die Toten, wo Sarah's Verletzungen herstammten und wer dafür verantwortlich war.

Ich war es. Es war meine Schuld gewesen.

Sarah hatte auf dem Weg ins Krankenhaus immer wieder Komplikationen gehabt. Ihre Wunden und deren Öffnungen wurden größer, sie blutete immer mehr und verlor mehrmals das Bewusstsein.
Doch das schlimmste war, dass sie dreimal wieder belebt werden musste.
Ich hatte sie fast dreimal verloren.

Wie gerne würde ich auch eine rauchen, wie der Typ, der gerade davon zurückgekommen war. Ich hatte zuvor noch nie geraucht und hatte auch nie das Bedürfnis gehabt, doch hörte ich, das es Wunder bewirken konnte. Den Stress lindern, Frust rauslassen.
Doch auf Dauer würde es nichts bringen.

„Man hör doch mal auf hier rum zu zappeln." kam es auf einmal und ich drehte mich nach rechts. Dort saßen Damon und seine Frau.

Jetzt erst fiel mir auf, dass ich unruhig saß und versuchte irgendetwas mit meinen Körper zu machen, um auf andere Gedanken zu kommen.

„Was dauert es auch so lange. Wir warten schon seit Stunden auf eine Antwort." knurrte ich und stand auf.
In dem Moment kam ein Arzt zu uns.
Er blickte einmal in die Runde und rief dann Sarah's Namen.
Sofort ging ich zu ihm und meldete mich.
„Sind sie einer der Familienangehörigen?"
„Ich bin ihr Mann." sagte ich. Ich bemerkte die Blicke der anderen, doch was sollte ich sagen? Sonst würden wir keine Information bekommen. Ich wusste nicht, ob das Personal hier Eisenkraut einnimmt, also konnten ich das Risiko nicht eingehen irgendjemanden zu manipulieren.

„Okay. Die OP Ihrer Frau ist nach erheblichen Komplikationen beendet. Sie hatte zwei tiefe Einstich wunden, die die wichtigsten Organe nicht verletzt hatten. Die Milz mussten wir jedoch entfernen, doch wird sie keine Komplikationen in Zukunft haben sollen. Die Schusswunde ging knapp an der Lunge vorbei und da hat sie Glück gehabt. Wir haben sie fast zweimal während der OP verloren, aber zum Glück ist es am Ende gut gelaufen. Wir haben sie ins künstliche Koma gesetzt, um vor allem auch die Schmerzen zu umgehen. Jedoch muss sie von selber aufwachen. Das kann Tage, Wochen oder auch Monate dauern. Sie müssen Geduld haben." erklärte er uns und ich fuhr mir übers Gesicht.
„Können wir zu ihr?" fragte Blondie und der Arzt seufzte.
„Erstmal nicht. Kommen sie morgen wieder und wir schauen. Sie braucht jetzt sehr viel Ruhe. Aber sie können kurz zum Fenster reinschauen. Sie ist im Zimmer 498."
Wir nickten und verabschiedeten uns.
„Ich bleibe hier." sagte ich und wollte gerade losgehen.
„Kai, komm doch auch erst morgen-"
„Nein, ich lasse sie nicht alleine."
„Vielleicht können wir sie nach Mystic Falls holen? Dann wäre sie bei sich in der Nähe. Und ich könnte im Krankenhaus auch auf sie achten." sagte Elena und wir nickten.
Ich glaube ich würde gerade zu sehr vielen Sachen nickten.
Ich will einfach nur zu meinem Mädchen.

Eine Schwester begleitete mich zum Zimmer und ich stand vor dem Fenster.
Drinnen waren zwei Ärzte und eine Schwester, die herum hantierten. Somit konnte ich meine Prinzessin leider nicht sehen.
Irgendwann, nach gefühlten Stunden, ließen sie sie alleine und betraten den Flur. Einer der Ärzte nickte mir kurz zu.
„Ehm Entschuldigung?" lockte ich ihn zu mir.
„Wie kann ich Ihnen helfen?"
„Ich wollte fragen, ob wir meine Frau nach Mystic Falls bringen können? Dort wäre sie bei sich zu Hause."
„Wir könnten sie in ein paar Tagen nach Bedarf verlegen. Erstmal sollten wir ihre Werte beobachten und wenn sie stabil bleiben sollten, können wir diese Möglichkeit in Erwägung ziehen." erklärte er und ich nickte.
Er verabschiedete sich und wünschte mir einen halbwegs angenehmen Abend noch. Ich nickte nur und dann verschwand der Arzt wieder.
Ich richtete den Blick wieder zu meinem Mädchen und spürte sofort ein ziehen in der Brust.

Ich habe nie richtig gefühlt, seitdem ich von meiner Familie verstoßen wurde.
Doch Sarah hatte mir gezeigt, wie es ist zu lieben. Sie war die erste und einzige Frau die ich liebte. Nur für sie fühlte ich etwas. Ich weiß sie hatte es nicht einfach mit mir. Ich und meinen Stimmungsschwankungen.
Sie hatte viel mit mir zu tun gehabt und lächelte jedoch jedes Mal, wenn sie mich sah.
Ok nicht immer, aber meistens.
Ihr Lächeln war einer der Dinge, die ich an ihr liebte. Wie ihre Augen dabei immer leuchten. Auch wie sie fröhlich durch die Gegend lief und so viele Menschen in ihr Herz geschlossen hatte, obwohl ich sowas nicht konnte.

Doch hier lag sie jetzt im Krankenhausbett. Ein Schlauch wurde in ihren Mund eingeführt, um ihr wahrscheinlich bei der Atmung zu helfen. Ein Verband zierte ihren Kopf und ich konnte mit großer Mühe ein Pflaster unter ihrer linken Schulter erkennen. An ihr hingen diverse Schläuche, die in zwei Infusionslösungen führten. Auf einem Monitor konnte ich ihren Herzschlag erkennen.

Der Anblick meiner Prinzessin ließ mich fast in die Knie gehen. Schon in der Vergangenheit hatte ich viel Mist angestellt und sie verletzt. Doch hier hatte ich sie fast getötet. Ich wäre daran Schuld gewesen, wenn sie nie wieder aufwachen würde.

Würde sie noch mit mir sprechen?
Würde sie mir verzeihen?
Gott, natürlich nicht!
Ihr Vater ist jetzt nun auch tot und von den anderen hatte ich erfahren, dass sie eine gute Beziehung zueinander aufgebaut hatten.

Gott ich werde hier zu Pussy.
Doch Sarah würde darüber lachen. Sie würde über meinen Gedankengang lachen und mir spielerisch gegen die Schulter schlagen. Dann würde sie mich küssen und sagen, dass sie das an mir liebte. Und das sie mich nie dazu zwingen konnte mich zu ändern.

Ich setzte mich auf die Stühle vor dem Zimmer und legte meinen Kopf in die Hände.

Prinzessin, ich hoffe das du bald aufwachst.

Ist Liebe stärker? || Kai Parker FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt