Gestörtes Essverhalten?

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Trigger Warning: Ich erzähle hier von expliziten, ungesunden Essverhalten - und Gedanken...

Nun, nach langer Zeit entscheide ich mich wieder dazu, hier zu schreiben, obwohl ich bezweifle, dass hier noch irgendwer aktiv ist. Dennoch liegt mir momentan so einiges auf meinem Herzen, was ich mit dir teilen möchte, falls du das hier gerade lesen solltest.

Mittlerweile bin ich 18 Jahre alt, nehme seit ungefähr einem Jahr Antidepressiva ein. Eins für meine Stimmung (Fluoxetin) und eins für meine Schlafprobleme (Mirtazapin). Mit beiden Medikamenten komme ich eigentlich ganz gut klar. Doch jetzt, wo es mir psychisch sehr gut geht und ich auf dem Weg bin, stabil und ,,gesund" zu werden, setze ich das Fluoxetin ab.

Natürlich hat dies auch seine Nebenwirkungen! Schließlich erzähle ich dir gerade von einem Antidepressivum und keinem normalen Medikament, was man mal so einnimmt.

Eine Nebenwirkung: Meine starke Gewichtszunahme! Au weiha... Niemals hätte ich gedacht, dass ich eines Tages mit diesem Thema tu kämpfen haben werde, doch hier bin ich, 18 Jahre alt und erzähle dir über meine ungesunden Verhaltensmuster zum Essen...

Seit ich das Medikament Fluoxetin absetze, habe ich 6kg zugenommen. Ich habe plötzlich einen speckigen Bauch, einen stärkeren Doppelkinn und meine Hüfte ist breiter. Jeder der mich persönlich kennt, weiß dass ich immer ein Kleid mit einem Gürtel um die Taille kombiniert trage. Das ist einfach mein Ich.

Doch den Gürtel vermeide ich seit Monaten, seitdem ich stark zugenommen habe und meine schlanke Taille plötzlich nicht mehr so schlank ist, wie sie mal war. Ich habe versucht durch Sport und einen geregelten Essplan, Gewicht abzunehmen, jedoch konnte ich den Sport direkt in die Tonne werfen.

Bei mir wurde nämlich Rheuma diagnostiziert, was mich davon hindert, irgendeinen Sport zu machen. Meine jahrelange Leidenschaft zum Eiskunstlauf konnte ich somit auch verwerfen. Selbst ein Spaziergang, wo ich nicht ganz bedacht und in kleinen Schritten laufe, geht mir auf die Knochen und lässt mich zusammenbrechen. Kurz gefasst: Sport ist auch nicht gerade eine Lösung, obwohl ich diesen gerne getrieben habe.

Sich an einem Essplan zu halten, ist schwerer als gedacht. Vorallem wenn man wie ich, leidenschaftlich gerne isst! Demzufolge hatte ich auch noch nie wirklich Probleme mit dem Essen gehabt. Doch seit einpaar Wochen habe ich ganz ungesunden Gedankenwege entwickelt, die mir echt Angst machen.

Ich saß letztens auf der Couch und war am wirklich am Nachdenken, ob ich mir meine Finger in den Hals stecken soll, um mich zu erbrechen, da ich mich schlecht fühlte, gegessen zu haben. Ebenso kann ich Snacks oder eine Mahlzeit nur schwer genießen, weil ich anfange, mich extrem schlecht zu fühlen, gegessen zu haben.

Immer folgt ein Gefühl von Reue und Frust, wenn ich die kleinste Sache zu mir nehme. Das kann ja echt nicht normal sein. Dementsprechend habe ich mir einen Arzttermin gemacht und werde am 28. Februar dort mein Problem schildern. Vielleicht können die mir helfen, da wäre ich ziemlich froh drüber.

Aus dem Ganzen habe ich für mich gelernt, dass es mir gar nicht mal darum geht, unbedingt extrem dünn sein zu wollen. Dünn war ich noch nie richtig in meinem Leben. Ich war immer etwas kurviger, aber ich habe mich immer in meinem Körper wohlgefühlt. An manchen Tagen mehr und an anderen weniger. Aber es war nie ausgeartet, wir heutzutage, wo ich mich nicht mehr in meine Kleider reintraue und meinen Körper hasse.

Vielleicht hast du Tipps, wie ich damit besser umgehen kann oder du kannst mir erzählen, ob du ähnliche Erfahrungen damit gemacht hast. Ich freue mich immer, wenn wir in einem Austausch miteinander kommen. :)

Ich hoffe wirklich, dass die Ärzte an dem Tag mir helfen werden können und ich es schaffe aus dieser Episode so schnell wie möglich rauszukommen. Bisher bin ich dem Ganzen zuversichtlich eingestellt.

Mein Leben mit PTBSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt