Laut meinem Psychiater habe ich die Verdachtsdiagnose dissoziative Identitätsstörung (DIS). Jedoch fragst du dich bestimmt, was so eine dissoziative Identitätstörung ist. Dies ist eigentlich ganz einfach zu erklären.
(November 2022, 18 Jahre alt: Ich habe keine DIS, diese auch nie diagnostiert bekommen. ^^ Man konnte dies schnell ausschließen!!! Das ist wunderbar, war für mich als 16-Jährige damals dennoch beängstigend zu hören. )
Wenn man als Kind oder Erwachsener in Kontakt mit massiver traumatisierender Gewalt kam, kann eine Dissoziative Identitätsstörung (DIS) oder anders genannt „Multiple Persönlichkeit" entstehen.
Bei erwachsenen Menschen kann ein Traumata in ein bereits geformtes Persönlichkeitssystem eingreifen. Zum Beispiel kann ich ein extrovertierter Mensch sein, der gerne seine Gefühle zeigt, optimistisch ist und motiviert durch das Leben läuft, aber mein traumatisierendes Erlebnis kann Veränderung an meiner Persönlichkeit übernehmen wie zum Beispiel das Wechseln zu einer introvertierten Person, verschlossen mit den eigenen Gefühlen sein.
Diese tiefgreifende Störung und Veränderung der Persönlichkeit können den Alltag eines Menschens verändern und ihn über eine lange Zeit beeinflussen. Solche Menschen haben meistens eine PTBS mit Ängsten und Panik sowie immer wiederkehrende überflutende Erinnerungen an traumatisierenden Erlebnissen.
Bei Kindern und Jugendlichen ist es aber so, dass sie ihre Persönlichkeit zur Jugend-/Kindeszeit entwickeln. Dementsprechend kann eine DIS oder Multiple Persönlichkeit „nur" im Erwachsenenalter diagnostiziert werden.
Man kann sich das wie ein Puzzle vorstellen. Am Anfang liegen alle Teilchen (die Charaktereigenschaften) überall durcheinander auf den Tisch (zur Zeit des Kindessein und Jugend). Mit der Zeit entsteht ein gewisses Gesamtbild und System (während des Heranwachsens setzen sich alle Charaktereigenschaften zusammen), sodass am Ende ein komplettes Gesamtbild entsteht (Man ist Erwachsen und hat ein komplettes Persönlichkeitssystem).
Das ist ein natürlicher Prozess, den wir Menschen durchlaufen. Aber wenn Kinder an Symptomen einer vermeintlichen DIS mit oder ohne PTBS leiden, verhindern wiederholte schwere Traumata die Entwicklung der Persönlichkeit zutiefst und so entsteht eine dissoziative Identitätsstörung.
Wie gesagt habe ich sehr wahrscheinlich auch eine DIS mit einer PTBS. Ich hoffe, dass dies in paar Jahren nicht mehr der Fall sein wird bzw. dass ich noch rechtzeitig lerne, was in der Psychotherapie zu Lernen ist, um diese Diagnose nicht zu erhalten.
Es war dennoch extrem schwer, diese Verdachtsdiagnose zu erhalten und damit umzugehen. Meine Mutter erzählt mir immer darüber, wie anders ich damals (Geburt - 11 Jahren) war. Sie sagt, es sei so, als sei ich ein anderer Mensch gewesen. Auch Freunde, die mich seit meines Kindesalters kennen, beschreiben mich als damals sehr offen, wild, kontaktfreudig, angeberisch und lustig. Wenn sie mich heute beschreiben, klingt das eher so: gefühlskalt, direkt, abwehrend und trotzdem lustig.
Also alte Eigenschaften, wie zum Beispiel meine humorvolle Art habe ich behalten, ansonsten bin ich wie ein anderer Mensch. Jedenfalls fühlt es sich so an. Ich erinnere mich nämlich gar nicht mehr an die Zeiten, wo ich noch die „Alte-Eleja" war. Leider, denn ich wünschte, ich wäre wieder die alte Eleja von damals, die gerne offenherzig, kontaktfreudig und hibbelig war.
Ich mag mein Jetziges-Ich so ziemlich gar nicht. Oftmals wurde ich von meinen Freunden und selbst Familienmitgliedern als zu kühl und gefühllos bezeichnet. Ich habe nämlich zur aktuellen Zeit von meinen traumatisierenden Erlebnissen kaum emotionale Reaktionen von mir geben. Bis heute habe ich damit noch Schwierigkeiten, sodass, wenn ich z.B. ein Geschenk kriege, kann ich nicht aufspringen und laut loslachen vor Freude sondern bin ich sehr still und lächel nur einwenig. Dementsprechend wurde ich auch oft als undankbar und gruselig bezeichnet, was mich immerwieder bis heute noch verletzt. Schließlich bin ich doch nur ein Kind gewesen, welches verlernt hat, wie man Gefühle richtig zeigt.
Es gibt aber auch gute Eigenschaften, die sich durch meine negativen Erlebnisse entwickelt haben. Undzwar meine hohe Reife, wie viele behaupten. Ich sei für mein Alter (16 Jahre alt) ziemlich reif und erwachsen, was ich selbst von erwachsenen Menschen gesagt bekomme. Dies ist auch oft ein Vorteil für mich, da ich dadurch ernster und seriöser bei beruflichen Sachen rüberkomme. Dennoch denke ich, dass ich diese Eigenschaften auch ohne meinen Traumata bekommen hätte.
Am Ende des Tages wünschte ich mir einfach nur, dass ich mein Altes-Ich noch hätte und die positiven Eigenschaften meines Jetzigen-Ich behalten könnte, wenn das verständlich ist.
Es ist echt hart zu akzeptieren, dass ich meine eigentliche angeborene Identität und Persönlichkeit durch die Traumata verloren habe. Denn ich habe sie geliebt. Ich habe mich geliebt.
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Mein Leben mit PTBS
De TodoMein Name ist Eleja. Ich (war) 16-17 Jahre alt und leide an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). In diesem Buch schildere ich meine eigenen Erfahrungen mit der Krankheit, wie ich damit lebe und welche Herausforderungen diese mit sich b...