Einsam trotz Familie?

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Wir haben spät am Abend, kurz gefasst kurz vor 00 Uhr, und es schweben viele Gedanken in meinem Kopf herum, die mich eigentlich schon immer unbewusst begleiten. Ich erzähle dir in diesem Kapitel, wie es sich anfühlt, emotional einsam und ungeliebt zu sein - obwohl man es eigentlich gar nicht ist.

Man fragt sich, ob und wie das überhaupt möglich ist, wenn man doch Freunde und Familie um sich herum hat, die einen stark unterstützen. Diese Frage habe ich mir die letzten Monate oft gestellt und kaum eine Antwort bisher darauf gefunden.

Bitte verstehe mich nicht falsch, wenn ich sage, dass ich mich einsam oder ungeliebt fühle. Vorallem meine Familie und Freunde dürfen dies auf gar keinen Fall falsch verstehen, zumal sie immer für mich da sind und ich das mehr als nur zu schätzen weiß.

Wenn man aber jahrelang mit Sachen wie z.B. Mobbing, Gewalt, Verlusten etc. Zu kämpfen hatte, dann bilden sich bei uns Menschen angelernte Verhaltensmuster, die wie ein fester Knoten nicht so einfach zz lösen sind. Die Folgen auf solche Erlebnisse können z.B. das Gefühl sein, nicht geliebt werden zu können. Das Gefühl, emotional unverstanden und allein zu sein.

Gefühle sind nichts, was wir kontrollieren können. Deswegen dürfen wir uns für unser Empfinden niemals schämen oder fertigmachen. Genau das versuche ich auch: Mich nicht dafür fertig zu machen, mich trotz Unterstützung im Alltag, manchmal alleine oder ungeliebt zu fühlen.

Ich sitze gerade auf meinem Bett und schwebe mit meinen Gedanken bei unterschiedlichen Situation, die ich diese Woche erlebt habe.

Gestern saß ich im Klassenraum mit meinen KollegInnen und wir spielten Schach, hatten gute Laune, jedoch überkam mich direkt das Gefühl nicht gut genug für sie zu sein. Ich werde nie auf deren Level von Freundschaft kommen, sondern immer nur Irgendwer sein, den sie schon bald vergessen werden.

Momentan ist es so, dass ich einen Jungen ganz gerne habe. Gefühle, die in Richtung Romantik gehen, sind für mich der Horror als PTBS-Patient, zumal der Umgang mit Gefühlen für mich wie das Bändigen einer Lawine mit bloßen Händen ist - Unmöglich!

Ich sah ihn gestern und an anderen Tagen auch mit den anderen Menschen aus meinen Kursen. Während ich in Stille dort sah und alle stumm beobachtete, realisierte ich, dass ich nie dazu gehören werde, dass ich ihm nie nahe sein kann, so, wie mein Naives-Ich sich das wohl wünscht. Ich fühlte mich minderwertig, anders, nicht-gewollt, hässlich im Gegensatz zu den schönen Mädchen aus meinem Jahrgang.

Wieso schaffe ich es also, jeden aus meinen Umfeld als wunderbares Individuum zu betrachten, und mich selbst aber nicht?

Aus fachpsychologischer Sicht betrachtet, liegt dies klar und deutlich an meinen psychischen Erkrankungen, die als Folge von meinen traumatischen Erlebnissen auftauchten und mich mein Leben in ihrer Intensität begleiten werden.

Wie du siehst, kann ich die Mehrheit meiner Fragen ganz einfach beantworten. Ich weiß, dass es nur ein Minderwertigkeitskomplex ist, dass es nur an die Erkrankungen liegt, dass ich natürlich nicht alleine bin sondern Freunde und Familie habe.

Der Knackpunkt hierbei ist einfach, dass ich das komplette Vertrauen, welches wir Menschen als kleines Kind in die Welt und Menschheit oftmals haben, verloren habe. Ich habe Verlustsängste, habe Angst, dass die Menschen mich alleine lassen, so, wie sie es schon immer taten. Dass die Menschen mich schlagen, beleidigen oder verachten werden, so, wie sie es schon immer taten.

Es gibt keine Garantie, dass nicht mal deine engsten Freunde oder Familie, dir das nicht antun würden. Und dies ist das, was mich innerlich fertig macht. Das, was mich innerlich letztendlich immernoch alleine mit meinen angsteinflössenden Gedanken, einsam und alleine anfühlen lässt.

Fällt es dir leicht, Vertrauen zu Menschen aufzubauen?

Mein Leben mit PTBSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt