Kapite 49 (Ashley)

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Ich stand auf der Kinderintensivstation. Wieder vor diesem Kasten. Wieder mit so einem schrecklichen, gelben Kittel bekleidet. Ich betrachtete den kleinen Körper vor mir, der jetzt schon mit Schläuchen und Kabeln versehen war. Die Finger der Hand so klein und winzig, dass sie meine Finger nicht umgreifen konnten. Die Windel zwischen den Beinen wirkte so riesig, dass man meinen könnte, sie wäre zehn Nummern zu groß, aber die Schwestern hatten mir mehrfach versichert, dass es keine kleineren gab und diese genau der Größe entsprachen, die dieses kleine Wesen benötigte.
Sie war alles was ich jetzt noch hatte. Mein ganzes Leben lag in so einem verdammten Glaskasten und würde noch mindestens zwei oder sogar drei Monate dort verbringen.
Nachdem die Ärzte jede Sekunde um ihr Leben gebangt hatten, waren sie nun voller Zuversicht, dass sie es schaffen würde. Untersuchungen hatten gezeigt, dass sie keine bleibenden Schäden zurückbehalten würde. Okay, die Ärzte hatten mir gesagt, dass sie vielleicht mal eine Brille brauchen würde, aber das war in Anbetracht ihres Starts in das Leben vollkommen okay.

Mona war gerade einmal 25 Wochen im Bauch ihrer Mutter gewesen und man hatte ihr eine Überlebenschance von knapp 85% gegeben. Jetzt hatte die kleine Kämpfernatur schon eine Woche überstanden und somit stiegen ihre Chancen eines Tages mit mir nach hause zu kommen.
Nach Hause.
Seltsam, wenn man bedachte, wie anders es jetzt dort war. Natürlich war da noch Emely, welche Leben in alles hauchte, aber anstelle mit der Liebe meines Lebens in eine neue Wohnung zu ziehen, zog ich wieder zu meiner Mutter und meinem Stiefvater. Und nicht nur ich brauchte sie, sondern sie brauchten auch mich. Wir brauchten einander.
Sicher würde ich irgendwann wieder ausziehen, wenn ich und Mona uns aneinander gewöhnt hatten, aber bis dahin würden noch ein paar Wochen, oder sogar Monate, vergehen.
Ich hatte versucht für meine Tochter stark zu sein, denn auch wenn sie nichts mitbekam von allem was um sie herum geschah, so wollte ich keine negativen Gefühle ausstrahlen.
Das was geschehen war sei äußerst selten. Die Ärzte gingen davon aus, dass schon ein Problem vor dem Sturz vorgelegen haben muss und, dass sich durch diesen ein Gerinnsel gelöst hatte, welches eine Lungenembolie verursacht hatte.
Ich hatte einfach nicht verstehen können wie das möglich war, immerhin hatte ich  doch nur wenige Minuten zuvor mit Jane gesprochen. Ihr ging es gut und es gab keinen Anschein auf Probleme. Wieso also war ich jetzt mit unserem Baby allein? Wieso also musste ich die Liebe meines Lebens jetzt einäschern und zu Grabe tragen?
Nachdem mir drei oder sogar vier Ärzte erklärt hatten, dass eine solche Gerinnselbildung auch eine Komplikation bei einer OP sein konnte und dass sie bei jenem Gesindel nicht feststellen konnten ob dies der Grund war oder vielleicht schon die Schwangerschaft allein, war ich mir nicht sicher, ob ich dieses Kind wollte. Dieses Kind, dessen Existenz vielleicht meine Frau getötet hatte.
Meine Mutter hatte mir jedoch den Kopf gewaschen, hatte mir ins Gedächtnis gerufen, dass Jane wollen würde, dass ich dem Kind keine Schuld gab.
Und wenn ich sie jetzt so betrachtete, in ihrem Glaskasten, mit den ganzen Schläuchen und Kabeln an ihrem Körper, konnte ich nicht anders, als mir um dieses kleine Wesen Sorgen zu machen und zu hoffen, dass ich sie heil in ihr Zuhause mitnehmen könnte. Und auch, wenn mir immer wieder die Bilder durch den Kopf jagten und ich daran denken musste, wie dieser Pfleger auf dem Bett über Jane gekniet hatte, um sie zu reanimieren, so versuchte ich doch diese Bilder los zu werden und versuchte an eine bessere Zukunft zu denken.

Magnetic (Ashley Purdy FF) ~ Electric Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt