007 || James

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Gerade als Harry und Niall das Gebäude verlassen, steht Mrs Smith wieder vor ihnen. "Gut, dass sie noch hier sind." meint Harry und geht auf die ältere Dame zu. "Haben sie gestern, als sie das Haus der Millers beobachtet haben, vielleicht einen schwarzen Wagen in der Einfahrt gesehen?" -"Ja." sagt sie knapp. "Haben Sie eventuell noch mehr Informationen diesbezüglich?" fragt Niall weiter nach.

Die Frau redet den ganzen Tag, ohne Punkt und Komma, aber wenn sie dann endlich mal reden soll, bringt sie nichts raus. Innerlich könnte Niall platzen, aber er bemüht sich ruhig und freundlich zu bleiben. "Der Wagen stand eine ganze Weile in der Einfahrt, aber da es ein Fahrzeug von London Power war, habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Ist das denn wichtig?" fragt Mrs Smith verwundert nach. "Alles was an dem Tag anders war, könnte wichtig für uns sein, auch wenn es Ihnen als nebensächlich erscheint." gibt Harry zu bedenken. "Ein Mann saß hinter dem Steuer. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen. Er hatte eine Baseball Mütze auf." erzählte Mrs Smith nun weiter. "Können Sie sich an die Automarke erinnern?" will Harry wissen. "Ja, es war ein Ford, aber welches Modell genau, kann ich nicht sagen. Wissen Sie, mit Automarken hab ich es nicht so." erklärt sie dann. Die beiden jungen Männer bedanken sich bei Mrs Smith für die Informationen und verabschieden sich.

Wieder auf dem Revier angekommen, machen sich Harry und Niall gleich an die Arbeit, alle zugelassen schwarzen Ford Transporter in und um London zu ermitteln. Leider bringt sie das auch noch nicht viel weiter. Es sind noch mehr als 1000 Fahrzeuge, die in Frage kommen.

Es ist bereits später Nachmittag, als die beiden beschließen Feierabend zu machen. "Und, was machst du heute Abend noch?" will Niall von seinem Kollegen wissen. "Keine Ahnung. Vielleicht werde ich mal wieder etwas kochen und es mir dann auf dem Sofa bequem machen. Gestern ist es doch noch recht spät geworden und ich bin heute einfach durch." gibt Harry erschöpft zu. "Wie lange warst du denn gestern noch im Pub." - "Bis kurz nach 2." - "Harry, ich erkenne dich nicht wieder. Seit wann schlägst du dir denn die Nächte um die Ohren." Niall schaut seinen Freund überrascht an. "Naja, was soll ich sagen Mit Louis, also dem Barkeeper, kann man sich echt gut unterhalten." - "Und mit mir etwa nicht?" erwidert Niall gespielt verletzt. "Doch, natürlich kann man sich mit dir auch gut unterhalten, aber du warst ja müde und bist gegangen. Also musste ich mir eben einen anderen Gesprächspartner suchen." grinst Harry.

Sie verlassen gemeinsam das Revier, verabschieden sich und treten dann getrennt voneinander ihren Heimweg an. Harry geht meist zu Fuß nach Hause. Er hat nur eine viertel Stunde zu laufen. Die Zeit nutzt er meist, um seine Gedanken zu ordnen und die Arbeit, so gut es geht, nicht mit nach Hause zu nehmen. Er biegt gerade in seine Straße ein, als das Klingeln seines Telefons ihn aus seinen Gedanken reißt. Überrascht blickt er auf den Namen des Anrufers. "James Hey. Was verschafft mir die Ehre?" begrüßt er seinen Kumpel am anderen Ende der Leitung. "Hi Harry, ich weiß, ich habe mich lange nicht bei dir gemeldet, aber ich habe heute Abend sturmfrei. Meine Frau ist mit der Kleinen bei ihrer Mutter und da dachte ich ich frag mal nach, ob du heute Zeit auf ein Bier unter Freunden hast." - "Ich fühle mich geehrt, dass du deinen freien Abend mit mir verbringen möchtest", witzelt Harry. "Soll ich zu dir kommen, oder willst du mal raus aus deiner Wohnung?" - "Also wenn, dann gehen wir schon in eine Kneipe. Schließlich muss ich das bisschen Freiheit genießen." beschließt James lachend. "Warum gehen wir nicht in den Pub, der bei dir um die Ecke neu eröffnet hat." - "Da war ich zwar gestern erst mit Niall, aber warum nicht" stimmt Harry seinem Freund zu.

Es ist bereits 20 Uhr und Harry wartet schon vor seiner Wohnung auf James, der wie immer zu spät ist. Nicht selten mussten Gerichtsverhandlungen seinetwegen verschoben werden. Harry will gerade nach seinem Handy greifen, als James um die Ecke gefahren kommt. Er parkt seinen Range Rover in einer gerade frei gewordenen Parklücke, direkt vor Harrys Wohnung. "Heute nur 10 Minuten Verspätung", freut er sich, als er dem Lockenkopf entgegen geht. "Ich steigere mich langsam."- "Da kommen wir ja tatsächlich noch im Pub an, bevor er wieder schließt." freut sich Harry und boxt seinen Kumpel gegen die Schulter. "Haha, sind wir heute wieder witzig. Hast du einen Clown gefrühstückt?" schmunzelt James Harry an.

Gemeinsam betreten die beiden Männer den Pub und halten Ausschau nach einem freien Platz. Da es ziemlich gut besucht ist, ist es gar nicht so einfach. James geht voran und drängt sich durch die Menge. Endlich entdeckt er einen freien Tisch und setzt sich schnell hin, bevor er wieder besetzt wird. Harry setzt sich ihm gegeben über und muss schmunzelnd feststellen, dass es sein Platz vom letzten Abend ist. "Was grinst du denn so?" will James wissen. "Das scheint wohl mein Stammplatz zu werden. Hier saßen Niall und ich gestern auch schon." - "Na wenn das so ist, werde ich ihn wohl ab jetzt, jeden Abend für dich reservieren müssen." Erschrocken dreht Harry sich um und blickt geradewegs in das grinsende Gesicht des Barkeepers. "Louis was machst du denn hier?" - "Ähm ich arbeite hier." Beide fangen augenblicklich an zu lachen. Harry greift sich an die Stirn: "Stimmt, jetzt wo du es sagst"

Louis nimmt die Bestellung der Beiden entgegen und verschwindet wieder hinter der Bar. "Ihr kennt euch?" wundert sich James. "Ja, aber eher flüchtig. Wie gesagt, wir waren ja gestern schon hier und ein paar der Gäste waren nicht besonders nett zu ihm. Er wurde beschimpft und mit Gläsern beworfen, nur weil es diesen Idioten nicht schnell genug ging." - "Und du musstest wieder den Retter in der Not spielen?" - "Du hättest doch auch nicht einfach zugesehen. Ich meine, der arme Kerl stand ganz allein hinter der Bar und war komplett mit der Situation überfordert. Sein Kollege hatte ihm kurz vor Schichtbeginn abgesagt und er durfte den Laden allein schmeißen." schildert Harry die Ereignisse des gestrigen abends.

Während sie auf ihr Bier warten, fängt James an von seiner Tochter Charlotte zu schwärmen. "Oh man Harry, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schön es ist, Vater zu sein. Dieses kleine Näschen und die Füßchen kaum zu glauben, dass die mal groß werden sollen." Harry kann sich ein breites Grinsen nicht mehr verkneifen. "Und erst der Mund, wenn der mal groß ist und einen Jungen küsst." - "Das passiert frühestens in 30 Jahren! Und dann nur mit meiner Erlaubnis." gibt James völlig entgeistert zu verstehen.

Endlich bekommen die Beiden ihr bestelltes Bier und stoßen auf James freien Männerabend an. "Wie sieht es denn bei dir in der Liebe aus? Hast du mal wieder jemanden kennen gelernt? Ich meine, das mit Kendall ist jetzt schon fünf Jahre her und du wirst auch nicht jünger!" - "Oh danke, nett von dir James. Wirklich sehr aufbauend." - "Sei nicht sauer Harry, du weißt doch wie ich das meine." - "Ja, schon gut. Und nein, ich habe niemanden kennengelernt. Ich bin beruflich im Moment so eingespannt, dass ich gar keine Zeit habe jemanden kennenzulernen." - "Das sagst du schon seit fünf Jahren." gibt James zu bedenken. Harry verdreht genervt die Augen. "Du klingst schon wie Mom und Gemma." - "Gut, jetzt hast du Zeit und hier im Pub sind so viele hübsche Mädels, da werden wir für dich doch sicher etwas finden." schlägt James voller Tatendrang vor. "James lass gut sein. Ich glaube nicht, dass das hier der richtige Ort dafür ist. Ich werde die Liebe meines Lebens nicht finden, sondern sie wird mich finden - wenn der richtige Moment gekommen ist." - "Wie poetisch. Aber eigentlich bist du ein hoffnungsloser Fall und willst es nicht sehen." Genervt von diesem leidigen Thema widmet sich Harry seinem Bier. Warum kann man ihn damit nicht einfach in Ruhe lassen. Ihm fällt es schwer sich einer Person wieder vollkommen hinzugeben. Sein Vertrauen in die Liebe wurde so sehr missbraucht, dass er sich nicht vorstellen kann, jemals wieder bedingungslos zu lieben.

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt