032 || Spinnst du?

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Die Nacht war viel zu kurz und das gemeinsame Frühstück fiel heute auch eher schweigend aus. Louis konnte keinen klaren Gedanken fassen. Natürlich ist das Harry nicht entgangen und selbstverständlich hatte er auch nachgefragt, doch Louis konnte ihm wieder nicht die Wahrheit sagen und schob sein Schweigen auf die Müdigkeit.

Nun sitzt Louis im Theater und schminkt einen der Schauspieler für den nächsten Auftritt. Das Make-up macht er inzwischen im Schlaf und die Frisuren stellen für ihn kein Problem mehr dar. Seine Handgriffe sitzen sicher und so merkt auch kaum einer, dass er eigentlich mit seinem Kopf ganz wo anders ist. „Louis? Kannst du heute deine Frühstückspause etwas nach hinten verschieben?" wird er von Steven, seinem Ausbilder, aus den Gedanken gerissen. „Das Prince Edward Theatre hat einen Wasserrohrbruch und sie schicken ihre Schauspieler jetzt alle zu uns rüber. Der Theatersaal ist nicht betroffen, aber die Maske steht komplett unter Wasser." - „Ja, kann ich machen." Plötzlich kommt Louis eine Idee. „Könnte ich dafür vielleicht meine Mittagspause etwas verlängern? Die Frühstückspause brauch ich dann nicht unbedingt." - „Das sollte aber eine Ausnahme bleiben. Sonst kommt dann jeder an und will seine Pausen machen, wie es ihm gerade in den Kram passt." - „Es bleibt eine Ausnahme, versprochen." Glücklich über die unverhoffte Lösung seines Problems, stürzt sich Louis wieder in die Arbeit.

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Kurz vor 12 Uhr kommt Louis, völlig aus der Puste, an der alten Lagerhalle an. Noch ist von Zayn und Liam nichts zu sehen, aber das ist nichts Neues. Pünktlich sind die zwei eher selten. Immer wieder schaut er nervös auf die Uhr, als die beiden dann doch aufkreuzen. „Liam, ich hab doch gesagt, dass der Kleine kommt. Ich hatte aber auch gute Argumente uns nicht hängen zu lassen." lacht Zayn schadenfroh in Louis' Richtung. Liam steht nur daneben wie ein Schoßhündchen. Gibt keinen Laut von sich, verzieht nicht mal eine Miene. Wie konnte sich Louis nur so in ihm täuschen. Am Anfang, als sie zusammengezogen sind, hat er ihm noch vertraut, aber mit dieser Aktion, ist nun auch das letzte bisschen Hoffnung in das Gute in ihm verschwunden. „Können wir dann zur Sache kommen, ich muss bald wieder zurück zur Arbeit." drängelt Louis ungeduldig. „Mach mal keinen Stress hier. Noch hab ich das Sagen." knurrt ihn Zayn an. „Hast du deine Sachen dabei? Liam braucht ein neues Gesicht!" - „Wieso ich? Die Sachen liegen alle noch in meinem alten Zimmer. Ich dachte ihr bringt alles mit!" entgeistert fasst sich Louis an die Stirn. Nicht zu fassen, wie verpeilt die beiden sind. „Soll ich zurück und alles holen?" meldet sich nun auch Liam zu Wort. „Nein, vergiss es. Dazu reicht die Zeit nicht mehr." Zayns Laune hat sich augenblicklich verschlechtert. Wütend stapft er in die Lagerhalle, um den Transporter rauszuholen, erscheint aber kurze Zeit später wieder mit zwei Perücken in der Hand. „Liam schau mal, die haben wir irgendwann mal hier vergessen." - „Das nenn ich mal Glück im Unglück." Lachend klatschen sich beide ab und nehmen im Transporter Platz. „Brauchst du eine extra Einladung, oder kommst du so mit?" Unsanft wird Louis von Zayn am Arm gezogen, so dass ihm gar nichts anderes übrig bleibt. Beim Einsteigen stellt Louis mit Entsetzen fest, dass Zayn eine Pistole bei sich hat. Sein ungutes Gefühl in Zayns Gegenwart schlägt blitzartig in Angst um. Louis läuft es eiskalt den Rücken runter. Bis jetzt war nie Gewalt bei ihren Plünderungen im Spiel, warum hat er dann ausgerechnet heute eine Pistole dabei. Zayn bemerkt Louis' Blick und zieht schnell seine Jacke darüber. „Worauf wartest du? Willst du hier Wurzeln schlagen?" Mit zittrigen Händen startet Louis den Motor und verlässt das stillgelegte Fabrikgelände.

Ausnahmsweise kommen sie mal gut durch den Londoner Verkehr. Schnell erreichen sie den Stadtbezirk Southwark. Auch diesmal lotst Zayn seinen Fahrer durch die eher abgelegenen Straßen bis zu ihrem Ziel. „Du wartest hier und lässt den Motor laufen." befiehlt er Louis. „Warum mit laufendem Motor? Das haben wir doch..." - „Schnauze. Mach einfach was ich dir sage." waren die letzten Worte, bevor Liam die Tür mit Schwung zuschlägt und beide auf eine etwas versteckte Villa zugehen. Louis kommt das alles sehr merkwürdig vor. Es passt überhaupt nicht zu ihren anderen „Einsätzen". Bis jetzt haben sie sich nie an die behobenere Gesellschaft gewagt, stets kleine Einfamilienhäuser aus dem Mittelstand ausgewählt. Louis versteht den Wandel nicht. Schon gar nicht... Doch da wird Louis plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Ein Schuss ist gefallen und Zayn und Liam kommen panisch aus dem Haus gestürmt. „Was ist pass.."  - „Halt die Fresse und fahr!" Louis zögert einen Moment, doch um seinem Befehl Ausdruck zu verleihen, hält Zayn ihm die Waffe an die Schläfe. „Zayn! Sag mal spinnst du?" mischt sich nun auch Liam ein. „Hast du nicht mitbekommen, dass der alte Wichser die Bullen gerufen hat! Also gib Gas, wir müssen hier weg." In Louis' Augen spiegelt sich das blanke Entsetzen. „Jetzt fahr schon." Wird er erneut von Zayn angebrüllt. Aus Angst, Zayn könnte doch abdrücken, gibt Louis Gas. Doch kaum das sie das Grundstück verlassen haben, hören sie auch schon die Sirenen der Streifenpolizei hinter sich. „Man Louis, jetzt fahr doch schneller." ertönt Liams panische Stimme von hinten. Immer wieder wirft Louis einen Blick in den Rückspiegel. Er schafft es einfach nicht sie abzuhängen. Ohne darüber nachzudenken, rast er Richtung Innenstadt, überfährt drei rote Ampeln und hätte fast eine Mutter mit Kinderwagen erwischt. Sein Herz rast und sein Körper zittert vor Angst. Noch immer hält Zayn die Waffe auf ihn, was ihn nicht ruhiger werden lässt. Worauf hat er sich da nur eingelassen. „Versuch sie da vorn an der Tankstelle in der Seitenstraße abzuhängen." schlägt Liam vor, der inzwischen mit auf die vordere Bank geklettert ist. Louis ist zwar der Meinung, dass es eine beschissene Idee ist, traut sich aber nicht zu widersprechen. Er nimmt nicht, wie von Liam vorgeschlagen die Seitenstraße, sondern fährt geradewegs über das Tankfeld. „Was verstehst du an Seitenstraße nicht?" fuhr Zayn ihn direkt an. „Ich dachte nur, dass die Passanten uns etwas Vorsprung verschaffen!"

Das Manöver mit der Tankstelle war, wie zu erwarten, erfolglos. Mittlerweile werden sie von drei Streifenwagen verfolgt was ihren Fluchterfolg immer weiter schwinden lässt. „Louis, fahr die Nächste rechts, da befindet sich eine große Kreuzung. Dort musst du sie abhängen." - „Genau, ich bin ja auch Rennfahrer von Beruf..." - „Fresse, mach einfach." Louis geht der Arsch auf Grundeis. Er ist noch nie gern Auto gefahren, aber das hier ist einfach zu viel für ihn. Trotzdem traut er sich nicht anzuhalten und hält auf die stark befahrene Kreuzung zu. Ein kurzer Blick zur Seite und er schaut genau auf den Lauf, der auf ihn gerichtet ist. „Also gut, Augen zu und durch!" flüstert er zu sich selbst. Noch mal einen Blick in den Rückspiegel und dann gibt er erneut Gas. Das Steuer fest in der Hand, schließt er seine Augen, hält die Luft an und rast über die Kreuzung. Alles was er wahr nimmt sind quietschende Reifen und lautes Hupen. Kein Zusammenstoß. Erleichtert öffnet er wieder seine Augen und atmet erleichtert aus. Während Zayn und Liam jubeln. „Denen haben wir's gezeigt."  freut sich Liam. „Hätte ich dir gar nicht zugetraut, aber du hast sie tatsächlich abgehängt." flippt Zayn fast aus und nimmt nun endlich auch die Pistole runter. Louis versteht nicht ganz und schaut erneut in den Rückspiegel. Hinter ihnen auf der Kreuzung sieht es aus wie auf einem Schrottplatz. Zwei der drei Streifenwagen sind mit anderen Autos zusammengestoßen. Einer von ihnen liegt auf dem Dach, ein Lkw hat sich quer gestellt und somit dem dritten Polizeiwagen die Durchfahrt versperrt.

„Was war das für ein Schuss an der Villa?" traut sich Louis endlich die Frage zu stellen, die ihm schon die ganze Zeit durch den Kopf geht. „Das muss dich nicht interessieren. Hauptsache du hältst dicht. Ein Wort zu deinem Bullen-Freund und ich mach euch alle kalt. Erst deine süßen kleinen Schwestern, dann deinen Lover und zum Schluss dich." Mit einem zufriedenen Grinsen lehnt sich Zayn zurück und beobachtet, wie Louis den Transporter zurück zur Lagerhalle fährt.

Sobald der Transporter wieder in der Halle verschwunden ist, will sich auch Louis wieder aus dem Staub machen. So weit weg wie möglich. Er muss die ganzen Geschehnisse erst einmal verdauen. Es war einfach zu viel auf einmal. Ihm ist speiübel und seine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding. Schnell zieht er sein Handy aus der Hosentasche, um nach der Uhrzeit zu sehen. 3 Anrufe in Abwesenheit. „Fuck." Louis hat seine Mittagspause mehr als überzogen. Wie soll er das nur Steven erklären? Ohne eine gute Erklärung braucht er da gar nicht erst auftauchen.

Zwanzig Minuten später steht er wieder vor dem Theater. Er atmet nochmal kurz durch, bevor er die schwere Tür zum Hintereingang aufzieht und eintritt. Mit gesenktem Blick läuft er direkt in Steven, der ihn wütend mustert. „Wo kommst du denn jetzt her?" fragt er mit strenger Miene. „Es tut mir wirklich leid," beginnt Louis und merkt, wie ihm die Röte ins Gesicht steigt. „Meine Schwester hat mich angerufen. Unsere Mutter wurde ins Krankenhaus eingeliefert und die Ärzte wollten ihr keine Auskunft erteilen, da sie noch minderjährig ist. Es hat eine Weile gedauert, bis ich sie überreden konnte, mir am Telefon Auskunft zu geben... Es tut mir wirklich leid, aber ich habe dabei vollkommen die Zeit auf den Augen verloren." Louis kann selbst nicht glauben, wie er gerade versucht seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Kurzes Schweigen zwischen beiden Männern. „Ich weiß nicht so recht, was ich von deiner Story halten soll." Steven wirkt nachdenklich. „Dein zu spät kommen, kann ich trotzdem nicht einfach so hinnehmen. Ich erteile dir hiermit eine mündliche Abmahnung. Noch eine, und du kannst eine Ausbildung bei uns als beendet betrachten." Darauf wendet er sich ab und verschwindet hinter einer der vielen Türen. Louis bleibt allein zurück. Er rauft sich sein Haar. Das darf doch alle nicht wahr sein. Gerade war er ausnahmsweise mal glücklich mit Harry und hatte die WG endlich hinter sich gelassen und dann passiert so eine Katastrophe.

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt