024 || Küss mich

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Harry hat heute überpünktlich Feierabend gemacht, um auch sicher zu Hause zu sein, wenn sein Besuch erscheint. So langsam wird er nervös, auch wenn er sich eigentlich auf Louis freut. Wenn er es geschickt anstellt, kann er ihn vielleicht auch überreden, wieder bei ihm zu wohnen. Er müsste sich dann nur noch halb so viele Sorgen um den Wuschelkopf machen. Ständig der Gedanke im Kopf Louis könnte wieder geschlagen worden sein, macht ihn fertig.

Schnell springt er nochmal unter die Dusche und zieht sich frische Kleidung an. Lange kann es nicht mehr dauern, bis Louis da ist. Harry läuft in seiner Wohnung auf und ab und schaut immer wieder zum Fenster raus. Bis es dann endlich klingelt. Er läuft bewusst langsam zur Tür, damit Louis bloß nicht den Eindruck bekommt, Harry hätte schon gewartet. Auch wenn dem so ist, muss er es sich nicht direkt anmerken lassen. Sein Herzschlag wird allmählich schneller, während er die Klinke nach unten drückt.

„Hi Louis, schön dich zu sehen." begrüßt er seinen Gast und lässt ihn eintreten. „Es hat etwas länger gedauert. Ich hatte die Pizza zwar vorbestellt, aber anscheinend hatten heute alle die gleiche Idee. Ich hoffe du hast nicht so lange auf mich warten müssen." entschuldigt sich Louis etwas schüchtern und reicht Harry die Pizzakartons. „Ist schon gut. Ich bin auch gerade erst nach Hause gekommen. War wieder viel los auf dem Revier." flunkert Harry etwas, versucht dabei möglichst lässig zu wirken. Mit zittrigen Händen nimmt er die Kartons entgegen und schafft sie schon mal in die Küche. „Möchtest du schon was trinken? Ich hätte Bier, Wein, Wasser oder Cola im Angebot." - „Ein Bier wäre toll." Auch Louis versucht seine Angespanntheit so gut es geht zu verbergen. Er greift nach der Flasche, die Harry ihm reicht, wobei sich kurz ihre Fingerspitzen berühren. Ein warmes Kribbeln durchzieht augenblicklich Louis' Körper und sein Herz beginnt förmlich zu rasen. Schnell nimmt er einen großen Schluck von seinem Bier, aber auch das macht seine Nervosität nicht besser. Wie gern würde er sich jetzt einfach an Harry schmiegen, um dieses Gefühl von Geborgenheit wieder spüren zu können.

„Setz dich doch schon, ich hole nur noch zwei Teller für uns." deutet Harry mit einer Handbewegung Richtung Esstisch. Auch er hat sich inzwischen ein Bier geöffnet und beobachtet mit einem Lächeln auf den Lippen, wie unbeholfen Louis in seiner Wohnung steht. So schüchtern und zurückhaltend, dass Harry gar nicht anders kann.

Beide sitzen sich beim Essen gegenüber. Louis würde gern etwas sagen, befürchtet aber, dass ihm kein Ton über die Lippen kommt. So aufgeregt war er schon lange nicht mehr. Immer noch schlägt ihm das Herz bis zum Hals, dass er eigentlich gar keinen Appetit mehr auf Pizza hat. „Was ist los... hast du gar keinen Hunger?" Harry sieht in mit großen Augen an. „Oder hast du wieder Schmerzen." Blitzartig ändert sich sein Gesichtsausdruck in Besorgnis.„Nein, mir tut nichts weh, zumindest nicht mehr so sehr." besänftigt Louis Harry sofort. Er soll sich doch nicht schon wieder Sorgen um ihn machen müssen.„Ich habe nur keinen Hunger."Seinen Blick von Harry abgewannt, starrt er ins Leere. „Ich bin ja auch eigentlich nicht wegen der Pizza zu dir gekommen. Das Ganze schlägt mir schon mächtig auf den Magen." gibt er ehrlich zu. „Ok. Dann lass uns reden." Harry legt das Pizzastück zurück auf seinen Teller und blickt Louis erwartungsvoll an. Wieder schweigen sich beide einen Moment an. Louis greift erneut zu seiner Bierflasche und nimmt noch mal einen großen Schluck, bevor er zu sprechen beginnt.

„Harry es... es tut... es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so überrumpeln. Ich weiß nicht was da in mich gefahren ist. Es tut mir leid. Ich weiß ja, dass du nicht auf Männer stehst. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie unglaublich peinlich mir das alles ist, aber..." - „Louis!" stoppt Harry dessen Redefluss. Irritiert schaut Louis ihn an und spürt wie die Röte in sein Gesicht steigt. „Also erstens, muss dir gar nichts peinlich sein. Und zweitens..." Harry versucht Louis' Blick standzuhalten, schafft es dann aber doch nicht und schaut an ihm vorbei. „Und zweitens?" möchte Louis nun gespannt wissen. Harry muss kurz seine Gedanken neu ordnen. „Ähm... und zweitens... naja... also... eigentlich fand ich den Kuss gar nicht so übel." gesteht er Louis und wird zum Ende hin immer leiser. „Ich fände es außerdem schade, wenn wir es einfach vergessen würden." - „Ist das dein Ernst?" völlig perplex starrt Louis sein Gegenüber an und glaubt sich gerade verhört zu haben. „Mein voller Ernst." liebevoll lächelt Harry ihn an. „Ich meine..., im ersten Moment war ich total überrascht. Ich hatte absolut nicht mit sowas gerechnet. Aber je länger ich darüber nachdenke...hat es mir doch irgendwie gefallen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich überfordert mit all meinen Gedanken war, oder auch noch etwas bin. Seit wir uns kennen, gehst du mir einfach nicht mehr aus dem Kopf." Harry atmet erleichtert auf. Endlich ist es raus. Er lässt seinen Blick wieder zu Louis wandern, der ihn immer noch ungläubig anstarrt. „Louis, jetzt sag doch auch mal was!" fordert er diesen auf, da er seine Mimik nicht recht deuten kann. „Ich bin verwirrt." gesteht er. „Du sahst nach unserem Kuss so fassungslos aus, dass ich nicht mehr wusste, ob du mich überhaupt noch in deiner Nähe haben möchtest." - „Nachdem du gegangen bist, war die Wohnung so einsam. Ich war so einsam." Louis ist so gerührt von Harrys Worten, das ihm die Augen feucht werden. „Weißt du," erzählt Louis weiter. „Seit unserer ersten Begegnung im Pub, gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Das leuchten in deinen Augen hat es mir sofort angetan. Bei dir hab ich mich sofort wohl gefühlt." Louis könnte noch weiter Schwärmen, aber er möchte Harry nicht gleich überfordern.

„Ich glaube, jetzt möchte ich doch noch ein Stück Pizza." Louis ist erleichtert über Harrys Reaktion. Nie hätte er gedacht, dass sich das Gespräch in so eine Richtung entwickeln würde.

Nach dem Essen machen es sich beide auf der Couch bequem und hören etwas Musik. Ohne darüber nachzudenken, legt Louis seinen Kopf auf Harrys Schulter. Er fühlt sich wohl in Harrys Nähe, fast so wie...zuhause. Nicht mal in der WG, wo er seit mehreren Jahren wohnt, hatte er jemals das Gefühl zuhause zu sein. Und bei Harry...die beiden kennen sich gerade mal zwei Wochen, aber es kommt ihm vor wie eine Ewigkeit. „Worüber denkst du nach?" wird Louis von Harry aus seinen Gedanken gerissen. „Nichts Wichtiges..." - „Louis?" - „Ja?" Louis nimmt seinen Kopf von Harrys Schulter und richtet sich wieder auf, um ihm in die Augen zu sehen. „Was ist hier passiert?" langsam streicht der Lockenkopf mit seinem Daumen über Louis' aufgeplatzte Lippe. „Harry...ich kann nicht..." - „Bitte Louis, ich will dir doch nur helfen." - „Ich weiß und ich verspreche dir, dass ich es dir erzählen werde, sobald ich bereit dafür bin, okay?" - „Ja, tut mir leid, ich wollte dich zu nichts drängen."

Harry möchte seine Hand von Louis' Wange nehmen, wird aber von ihm aufgehalten als dieser seine Hand auf die von Harry legt. Leicht lächelt dieser ihn an. „Du drängst mich zu nichts Harry."

Ohne ein Wort zu sagen, schauen sich die beiden Männer in die Augen, bis Harry die Stille durchbricht: „Du bist wunderschön Louis." Augenblicklich läuft Louis rot an. Beschämt wendet er seinen Blick ab und schaut auf seine Füße. „Und wie du das bist!" flüstert Harry, mehr zu sich selbst und hebt Louis' Kinn an. Grün trifft auf Blau.

„Küss mich Harry."

Im nächsten Moment liegen auch schon die Lippen des größeren auf den des kleineren. Langsam beginnt Harry seine Lippen zu bewegen und entlockt Louis ein leises Seufzen. Während Harrys Hände noch immer auf seinen Wangen ruhen, vergräbt Louis seine in den weichen Locken. Der Kuss ist sanft, nicht fordernd oder verlangend. „Wow" flüstert Louis, als sie sich voneinander lösen.

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt