036 || Verdächtige

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Früh am Morgen öffnet Harry seine Augen. Sein Handy zeigt 5 Uhr morgens an. Die Nacht auf der Couch hat seinem Rücken alles andere als gutgetan. Langsam quält er sich hoch, bis sein Blick auf den schlafenden Niall fällt. Schlagartig sind alle Erinnerungen wieder da. Wie konnte er denn nur einschlafen? Er hat doch noch so viele Fragen an Louis. Leise schleicht er aus dem Wohnzimmer, um Niall nicht zu wecken. Er geht die Treppe zu den Schlafräumen hinauf und steuert direkt sein eigenes Schlafzimmer an, in dem sie auch die letzten Nächte gemeinsam verbracht haben. Doch sein Bett ist unbenutzt. Verwundert, warum Louis nicht auch allein da geschlafen hat, geht er weiter ins Gästezimmer, oder besser gesagt, in Louis Zimmer. Doch auch hier ist alles unbenutzt. Irritiert schaut sich Harry um. Wo steckt Louis nur? Oder hat er vielleicht doch etwas mitbekommen? Wurde er von Zayn gewarnt? Nein, das kann sich Harry nicht vorstellen. Nach der Schlägerei und dem Zusammentreffen im Pub, würde Zayn Louis wohl eher ins offene Messer laufen lassen, als ihn zu warnen.

„Niall, wach auf! Wir sind eingeschlafen und Louis scheint heute Nacht nicht nach Hause gekommen zu sein." augenblicklich ist Niall hellwach. „Das darf doch nicht wahr sein." schimpft der Ire und reibt sich über seine, vor Müdigkeit, brennenden Augen.

„Denkst du er könnte wieder in der WG sein?" fragt Niall vorsichtig, traut sich aber nicht Harry dabei ins Gesicht zu sehen. Er kann sich nicht vorstellen, wie schlecht sich Harry im Moment fühlen muss. Wieder wurde er von der Person, die er liebt, belogen und ausgenutzt. Wenn Niall Louis in die Finger bekommen sollte, dann kann er sich auf was gefasst machen.

„Nein, das glaube ich nicht, aber ich wüsste auch nicht, zu wem er sonst gegangen sein könnte. Ich hoffe nur, er macht keine Dummheiten." - „Was meinst du mit Dummheiten?" will Niall konkreter wissen. „Du weißt doch wie ich das meine!" gibt Harry sauer zurück. Niall stellt sich manchmal aber auch an! „Was ist, wenn er mitbekommen hat, dass wir hinter ihm und seinen Komplizen her sind?" erklärt Harry es für seinen Partner noch etwas ausführlicher.

„Ich rufe jetzt auf dem Revier an und lass ihn zur Fahndung ausschreiben." legt Niall bestimmend fest, auch wenn er den Widerspruch in Harry Blick genau sehen kann. Er kann den Schmerz, den sein Freund gerade empfinden muss, förmlich spüren, aber er weiß, dass es in dieser Situation das einzig richtige es. Sie haben eigentlich schon viel zu lange gewartet. Louis könnte inzwischen schon über alle Berge sein.

„Die Fahndung läuft, sobald es etwas Neues gibt, sind wir die ersten, die informiert werden." - „Danke Niall, ich weiß deine Unterstützung wirklich zu schätzen." - „Du weißt doch, für meinen besten Freund würde ich fast alles machen." mitfühlend lächelt Niall Harry an und legt einen Arm um seine Schulter. „So, und jetzt genug davon. Lass uns Frühstücken, ich habe einen Bärenhunger."

Harry bekommt keinen Bissen runter. Seine Gedanken sind bei Louis, die Sorge um ihn bringt ihn fast um den Verstand. Immer wieder hat er versucht seinen Freund zu erreichen, aber jedes Mal meldet sich nur die Mailbox. Er hat inzwischen x Nachrichten hinterlassen, ihn immer wieder gebeten sich bei Ihm zu melden, aber nichts passiert.

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„Niall, Harry? Habt ihr mal einen Moment?" werden der Sergeant und der Detectiv von Luke begrüßt, als sie das Revier betreten. „Dir auch einen guten Morgen." begrüßt Harry ihn ebenfalls mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen, bemüht sich nichts anmerken zu lassen. „Was machst du noch hier? Du hat doch schon seit einer Stunde Feierabend?" wundert sich Niall. „Ich wollte es euch gleich persönlich sagen, bevor ihr erst großartig die Akten wälzen müsst. Der Zugriff gestern Abend, zu dem ihr uns geschickt habt, war nur zum Teil erfolgreich. Einen der Verdächtigen konnten wir festnehmen, sein Komplize ist uns leider durch Fenster entwischt." - „Sonst war niemand in der Wohnung?" ist das erste, was Harry brennend interessiert. „Nein, wir haben jeden einzelnen Raum durchsucht. Ich kann aber nicht genau sagen, wie viele über die Feuerleiter entwischt sind." - „Wo ist der Verdächtige?" mischt sich nun auch Niall in das Gespräch ein. „Verhörraum 2. Liam Payne. Mehr haben wir bis jetzt nicht aus ihm rausbekommen."

Harry fällt ein Stein vom Herzen. Louis scheint also nicht wieder in der WG gewesen zu sein, aber das hätte ihn auch stark gewundert. „Danke dir Luke. Mach dich jetzt nach Hause, du siehst echt fertig aus. Und ich köpfe mir mal diesen Payne vor!" Niall krempelt sich die Ärmel hoch und steuert direkt auf den besagten Verhörraum zu. „Und was ist mit mir?" Harry blickt ihn überrascht hinterher. Normalerweise ist Harry für die Verhöre zuständig, während Niall alles nur über einen Monitor im Nebenzimmer mit verfolgen darf. „Du bist viel zu befangen. Ich bekomm das schon hin, schließlich hatte ich einen ausgezeichneten Lehrer. Vertrau mir einfach." - „Vertrauen sollte ich mir eher abgewöhnen, das geht bei mir nur schief." gibt Harry kleinlaut zurück und ging mit gesenktem Blick in sein Büro.

Harry sitzt an seinen Schreibtisch und starrt den schwarzen Monitor an. Er hat keine Ahnung, wie lange er schon so sitzt, doch das Klingeln des Bürotelefons holt ihn zurück in die Realität. Es ist Taylor. Augenverdrehend nimmt Harry ab, begrüßt sie aber mit einem höfflichen Ton. „Hallo Harry, hier ist Taylor." Was für eine Information? Es steht doch auf dem Display, denkt sich Harry genervt, bleibt aber dennoch freundlich. „Es gibt Neuigkeiten zu eurer Fahndung." wieder macht sie eine kurze Pause. „Taylor, bitte. Geht es auch etwas genauer." Langsam verliert Harry doch die Geduld. „Louis Tomlinson könnt ihr von eurer Fahndungsliste streichen, der ist vor ein paar Stunden mit einer Schussverletzung ins Krankenhaus eingeliefert worden." Harrys Herz scheint für einen Augenblick auszusetzen, doch schlägt im nächsten Moment gleich dreimal so schnell. Fast rutscht ihm der Hörer aus der Hand. Er muss sich kurz sammeln, fragt dann aber so professionell wie nur möglich: „Weiß man schon genaueres?" - „Nein. Er war beim Eintreffen der Sanitäter nicht ansprechbar, hat sehr viel Blut verloren und wird noch immer operiert. Die Klinik meldet sich, sobald ihr ihn verhören könnt." - „Danke, Taylor." beendet Harry das Gespräch schnell. Verzweiflung mischt sich mit Angst und Panik. Harry hat das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Es schnürt ihm die Luft ab. Und schon im nächsten Moment kullern dicke Tränen seine Wangen hinunter.

Mit letzter Kraft ruft er Niall im Verhör an und bittet ihn zu sich. Schluchzend legt er seinen Kopf auf seine Arme auf den Schreibtisch und beginnt bitterlich zu weinen. Noch vor ein paar Stunden war er von Louis enttäuscht, kam sich verraten und ausgenutzt vor, doch nun hat er nur Angst, dass sein Freund die Operation nicht übersteht.

„Ich hätte ihn fast so w..." platzt Niall ins Büro, doch hält blitzartig inne, als sein Blick auf Harry fällt. Ohne zu zögern, läuft er auf ihn zu, um Harry in seine Arme zu ziehen. Ohne zu wissen, was seinen Partner so aus der Bahn geworfen hat, lässt Niall ihm Zeit sich etwas zu beruhigen. „Lo.. Lou... Louis" versucht Harry schluchzend zu erklären, doch mehr bekommt er nicht raus.

Es vergehen weitere Minuten, in denen sich keiner von beiden aus dieser Position löst. „Louis... wurde angeschossen" kommt es endlich über Harrys Lippen. Entgeistert bringt Niall etwas Abstand zwischen sich und Harry, um ihn anzusehen. „Louis ist angeschossen wurden?" wiederholt er entsetzt und Harry antwortet nur mit einem hektischen Nicken. Geschockt lässt Niall Harry los. „Warum sitzen wir dann hier noch rum? Los, wir müssen ins Krankenhaus" schnell schnappt sich Niall die Autoschlüssel ihres Dienstwagens, packt Harry am Arm und zieht diesen hinter sich durch die Tür. „Niall, warte." stoppt Harry ihn. „Hast du was über diesen Zayn rausbekommen?" - „Nur, dass er Zayn Malik heißt und sich aus dem Staub gemacht hat, ohne Payne zu warnen." - „Wir müssen ihn auch zur..." - „Fahndung ausschreiben." unterbricht Niall ihn. „Das hab ich doch schon erledigt. Und um Mr Payne kümmern wir uns später. Der kommt hier erst mal nicht weg." - „Können wir jetzt zu Lou?" fragt Harry mit leiser zittriger Stimme, was Niall mit einem leichten Lächeln bestätigt.

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt