020 || Ihn

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Während Harry die Wohnung bereits vor einer Stunde verlassen hat, liegt Louis noch immer auf dem Bett und starrt die Decke an. Seine Gedanken kreisen unaufhörlich um Harry und den Kuss. Es fühlte sich so verdammt richtig an, so vollkommen perfekt. Wieder spürt er das Kribbeln auf seinen Lippen und muss unwillkürlich lächeln. Er hat den kurzen Augenblick genossen, auch wenn ihn jetzt Zweifel plagen. Was, wenn Harry sich jetzt von ihm entfernt? Hat er damit ihre Freundschaft aufs Spiel gesetzt? Louis möchte Harry nicht verlieren. Er ist der einzige, der sich seit langem ernsthaft für ihn interessiert, sich um ihn sorgt und ihm das Gefühl gibt, jemand zu sein.

Durch das vibrieren seines Handys wird Louis aus seinen Gedanken zurück in die Realität geholt. Liam hat ihm geschrieben, ihn daran erinnert heute nicht zu spät zu kommen. Shit! Das hatte er schon wieder verdrängt. Schnell klettert er aus dem Bett und läuft ins Bad um noch kurz zu duschen. Anschließend nimmt er sich frische Sachen aus seiner Sporttasche. Wenn er zurück in der WG ist, sollte er dringend neue Klamotten einpacken. Oder wäre es besser wieder zurück zu gehen? Louis hadert mit sich selbst. Ist es Harry überhaupt noch recht, wenn er weiterhin hier bleibt? Vielleicht hat der Kuss doch alles zwischen ihnen verändert.

Louis bleibt keine Zeit um weiter darüber nachzudenken. Er muss sich nun erst einmal Zayn und Liam stellen. Ihm wird schon von der Vorstellung schlecht, gleich den beiden wieder gegenüber zu stehen. Eilig verlässt er Harrys Wohnung und macht sich auf den Weg zur WG.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen dreht er den Schlüssel in der Wohnungstür um und betritt sein altes Zuhause. Seine Mitbewohner sitzen auf der Couch und warten bereits auf ihn. "Wird höchste Zeit, dass du auftauchst." wird er von Zayn mit bösem Blick begrüßt. "In zwei Stunden steht ein neuer Raub an, also komm in die Gänge und kümmer dich um unser Gesicht." befielt ihm der Schwarzhaarige. Louis traut sich nicht ihm zu widersprechen. Zu sehr schmerzen noch seine Rippen von ihrer letzten Auseinandersetzung.

"Liam, ich fange mit dir an." gibt er sich schließlich geschlagen. Auch wenn er liebend gern protestieren würde. Beiden verschwinden in Louis Zimmer. Mit ein paar geübten Handgriffen und reichlich Modelliermasse wird aus dem Gesicht des 23 jährigen ein ca. 50 jähriger Mann. Auch Zayn macht er um viele Jahre älter, um so die wahre Identität der beiden zu verschleiern. Dieser betrachtet sich im Spiegel und ist sichtlich begeistert von der Arbeit des Maskenbildners.

"Hol den Wagen!" bekommt Louis den nächsten Befehl von Zayn. "Wir treffen und in 10 Minuten unten. Und komm bloß nicht auf dumme Gedanken. Du weißt was für dich auf dem Spiel steht." Bedrohlich funkelt er ihn an, während er sich ein Foto von Louis Familie betrachtet.

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Während Louis sich für Zayns und Liams Geschäfte einspannen lässt, sitzt Harry, auf dem Revier, an seinem Schreibtisch und starrt auf den Bildschirm vor sich. "Harry? Ist alles in Ordnung bei dir?" Niall macht sich Sorgen um seinen besten Freund. Er ist heute schon den ganzen Vormittag so komisch drauf. Spricht kaum ein Wort und hört nicht zu, wenn man ihm was erzählt. Er scheint auch so immer wieder mit den Gedanken woanders zu sein.

Niall geht um den Tisch und bleibt vor Harry stehen. Er packt ihn bei den Schultern und dreht ihn sanft zu sich um. "Rede doch bitte mit mir. Was ist denn passiert?" Harry wirkt immer noch wie betäubt. Er schaut seinen Kollegen einfach nur an. Weiß nicht, wie er seine Gedanken in Worte fassen soll. Eigentlich weiß er selbst nicht, was er denken oder fühlen soll. "Ich weiß es doch selbst nicht, Niall." flüstert er schon fast. "Versuch es doch wenigstens. Du machst mir Angst. So abweisend und verwirrt habe ich dich noch nie gesehen." Harry sitzt immer noch wie ein Häufchen Elend in seinem Bürostuhl und versucht seine Gedanken zu ordnen. Sein Herz rast und er hat das Gefühl langsam zu ersticken. "Kannst du. Kannst du mir vielleicht ein Glas Wasser holen?" - "Ja, natürlich. Versuch ruhig zu bleiben, ich bin gleichwieder da." Niall macht sich sofort auf den Weg. Natürlich ist ihm nicht entgangen, wie unruhig und nervös sein Freund scheint.

Harry nimmt das Glas dankend entgegen. Er trinkt einen großen Schluck, weiß aber, dass er sich vor einem Gespräch mit Niall nicht drücken kann.

"Nun rede doch endlich mit mir." bittet der blonde Ire erneut. Harry atmet tief ein. Seine Hände sind feucht und sein Herz schlägt immer schneller. "Ich ich weiß nicht, wo ich anfangen soll." - "Lass dir Zeit, ich bin für dich da." versucht er ihn zu ermutigen.

"Am besten du beginnst ganz von vorn." Niall zieht sich seinen Stuhl zu Harry rum und nimmt ihm gegenüber Platz. Einen Moment herrscht Schweigen zwischen beiden. Dann versucht es Harry erneut. "Ich habe jemanden kennen gelernt..." beginnt er und holt nochmals tief Luft. Nialls Augen weiten sich. Wie lange hat er diesen Satz schon nicht mehr von ihm gehört? "Wir haben uns auch auf Anhieb super verstanden. Zwischen uns war von Anfang an, eine Vertrautheit, als würden wir uns schon Jahre kennen." Harry macht eine kurze Pause. "Das klingt doch gut." Niall deutet ihm an weiter zusprechen. "Ja, eigentlich schon. Ich habe auch gedacht, es entwickelt sich gerade eine richtig Freundschaft zwischen uns. Gestern Abend noch saßen wir auf meinem Balkon, haben uns über Filme unterhalten und den Blick in die Sterne genossen." Wieder macht er eine Pause um seine Gedanken neu zuordnen. "Es war schön und ich habe mich so wohl gefühlt, wie schon lange nicht mehr" - "Und weiter?" Niall hält es langsam nicht mehr aus. "Wir haben uns heute Morgen geküsst!" flüstert Harry kaum hörbar.

Niall hält sich die Hände vor den Mund, um nicht laut loszuschreien. "Harry, das ist doch schön. Ich freu mich so für dich." freudig fällt er seinem Freund um den Hals. "Du hast es so was von verdient, dich endlich wieder zu verlieben." - "Niall, ich bin nicht also ich. Ich meine. Ach man, ich weiß nicht was ich bin." Nervös fährt sich Harry durch seine Locken. "Es kam so überraschend, so unerwartet. Und ich weiß nicht, wie ich jetzt damit umgehen soll." irritiert blickt er Niall an. Dieser scheint kurz zu überlegen - versucht die richtigen Worte zu finden.

"Wie hat dir denn der Kuss gefallen?" - "Ich weiß nicht." antwortet Harry ehrlich. "Im ersten Moment war ich total verblüfft. Ich hatte absolut nicht damit gerechnet." wieder macht er eine Pause. "Aber nach dem ersten Schreck, fand ich es naja, was soll ich sagen. Irgendwie hat es mir gefallen" Harry merkt, wie im die Röte ins Gesicht steigt.

Jetzt wo er es einmal ausgesprochen hat, fühlt er sich gleich etwas leichter. "Harry, ich versteh nur nicht, warum dich das ganze so aus der Bahn wirft. Das ist doch schön. Lass es doch einfach auf dich zukommen. Vielleicht entwickelt sich ja auch mehr daraus." Niall strahlt übers ganze Gesicht. Er hofft schon so lange, dass sich Harry endlich wieder verliebt.

"Niall, es ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst." - "Das versteh ich nicht. Du sollst sie ja nicht gleich heiraten. Warte einfach ab, wie es sich mit der Zeit entwickelt." - "Nicht sie . Ihn."

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt