017 || Genial

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Wie versprochen, steht Harry am frühen Morgen in der Küche und bereitet Rührei mit Speck zu. Durch den Geruch von gebratenem Speck wird auch Louis geweckt. Müde und verschlafen betritt er ebenfalls die Küche. "Guten Morgen. Du bist ja schon wach." stellt er fest. "Guten Morgen Lou, Hast du gut geschlafen?"- "So gut, wie schon lange nicht mehr." - "Das freut mich. Ich wollte dich aber eigentlich noch schlafen lassen." meint Harry und wendet den Speck in der Pfanne. "Ich muss gleich los zum Dienst, aber ich hatte dir ja Frühstück versprochen." Louis muss lächeln, als er den gedeckten Tisch sieht. Es gibt Orangensaft, kleingeschnittenes Obst, frisch aufgebackene Brötchen, Wurst, Käse und Tee. "Wow, du hast dir aber ganz schön Arbeit gemacht." Louis ist begeistert. "Ich würde gern mit dir frühstücken, aber leider habe ich mich etwas in der Zeit verschätzt. Bitte sei mir nicht böse, ich muss jetzt gleich los." entschuldigt sich Harry. "Fühl dich ganz wie zu Hause. Wir sehen uns heute Abend Und ruh dich aus. Denk dran, was der Arzt gesagt hat." Louis rollt mit den Augen. "Ist gut. Hab einen schönen Tag." Kaum hat er es ausgesprochen, muss er auch schon lachen. Harry schaut ihn irritiert an. "Wir klingen wie ein altes Ehepaar." lacht Louis weiter. Auch Harry muss jetzt lachen. "Stimmt. Dann bis heute Abend Darling." scherzt er und verlässt die Wohnung. Louis blickt ihm noch einen Moment nach. Es fühlt sich gut an, auch wenn es nur Spaß war. Das erste Mal, seit er in London lebt, fühlt er sich richtig daheim. Die WG war nie sein zuhause, es war nie ein Ort, an dem er sich wohl gefühlt hat.

Harry muss heute ausnahmsweise mal den Bus nehmen, da er sonst wirklich noch zu spät zur Arbeit kommt. Wie jeden früh, drängen sich wieder Massen an der Haltestelle. Jeder will als erstes in den Bus einsteigen, um sich noch einen der wenigen Sitzplätze sichern zu können. Harry weiß schon, warum er Busfahren hasst. Das eigene Auto ist auch keine Option. Der Londoner Verkehr ist jeden Morgen so dicht, dass es doppelt so lange dauern würde. Im Bus ist er einer der Letzen, die einsteigen, also sind alle Sitzplätze bereits vergeben, aber das stört ihn nicht. Die Fahrt dauert keine 10 Minuten und Harry kommt gerade noch pünktlich am Revier an.

"Guten Morgen Harry, bist du wieder gesund?" begrüßt ihn der blonde Ire freudig. "Hi, guten Morgen Niall. Ja, war nur eine kleine Magenverstimmung." flunkert er seinen Freund an. "Gibt es etwas Neues in unserem Fall?" fragt Harry Niall, während er durch die Unterlagen des gestrigen Tages blättert. "Tatsächlich! Es gab zwar keine weiteren Einbrüche, aber wir haben etwas zum Wagen herausgefunden. Ein Ford Transit wurde als gestohlen gemeldet, der Besitzer des Wagens wurde für heute Nachmittag zu einer Befragung auf die Wache geladen." - "Na das ist doch schon mal was. Vielleicht kommen wir dann endlich ein Stück voran."

"Hat denn die Spurensicherung schon etwas ergeben?" will Harry wissen, während er noch mal die Zeugenaussagen durchgeht. "Es gab weder Einbruchspuren noch brauchbare Fingerabdrücke. Die Täter haben offensichtlich Handschuhe getragen. Nur ein Schuhabdruck wurde im Garten gefunden. Da sind die Kollegen aber noch dran." - "Und weiß man schon was alles entwendet wurde?" - "Schmuck, ein paar Gemälde und eine umfangreiche Münzsammlung." zählt Niall auf. "Also nichts, wovon sie wirklich reich werden würden." stellt Harry fest. "Aber was ist dann ihr Motiv?" - "Ich vermute Drogen. Sie wollen schnell an Geld kommen und das geht am besten über ein Pfandleihhaus." - "Harry, du bist genial!" freut sich Niall. "Lass uns gleich mal überprüfen, welche Pfandleihhäuser in der Nähe der Tatorte sind. Ich vermute sie wollten das Zeug schnell wieder loswerden."

Augenblicklich sitzt Niall am Computer und sucht alle Pfandleihhäuser im Umkreis der Tatorte heraus. Insgesamt kommt er auf fünf Geschäfte. "Lass uns mal los. Wir schauen uns das mal genauer an." Harry steht schon im Türrahmen und wartet auf seinen Kollegen, der sich noch in Ruhe seine Jacke überziehen muss.

Sie geben noch kurz Taylor Bescheid und verlassen dann das Revier. "Heute darf ich aber mal fahren" versucht es Niall erneut. "Das Thema hatten wir doch schon. Das ist mein Dienstwagen, also fahre ich. Und wenn du weiter quengelst, sitzt du hinten." Niall bleibt entsetzt stehen. "Das meinst du nicht wirklich ernst!" - "Oh doch. Ich an deiner Stelle, würde es nicht drauf ankommen lassen." Harry kann ein leichtes Grinsen nicht verbergen. Niall steht da, wie ein kleiner beleidigter Junge und hat seine Arme vor der Brust verschränkt. "Jetzt komm schon, sonst stehen wir heute Abend noch hier rum." Der Ire gibt nach und setzt sich schweigend auf den Beifahrersitz. Von der Seite wirft er Harry nochmal einen bösen Blick zu, muss aber dann doch lachen. "Du bist unverbesserlich." - "Ich weiß, aber ich gebe nicht auf. Irgendwann lässt du mich schon fahren."

Das erste Pfandleihhaus ist wegen Krankheit geschlossen. Also machen sie sich direkt auf den Weg zum nächsten, welches nur ein paar Minuten entfernt liegt. Sie haben Glück, die Mittagspause ist gerade vorbei und der kleine Laden öffnet wieder. Harry betritt als erster das Geschäft, gefolgt von Niall.

Eine junge Frau kommt ihnen lächelnd entgegen. "Guten Tag, kann ich ihnen behilflich sein?" - "Hallo, wir sind Sergeant Styles und Detectiv Horan." stellen sie sich vor und zeigen ihre Dienstmarken hin. "Wurden bei Ihnen in den letzten Tagen Gemälde, Schmuck oder vielleicht eine Münzsammlung in Zahlung gegeben?" - "Moment, da muss ich in den Büchern nachschauen." Sie geht zurück zum Tresen und zieht ein dickes Auftragsbuch hervor. "Nein, tut mir leid. In der letzten Woche sind nur ein paar Instrumente und Handtaschen in Zahlung gegeben wurden." Die beiden Polizisten bedanken sich und verlassen den Laden. "Das war wohl nichts. Wo ist der Nächste?" möchte Harry wissen. "Wir müssen nach Islington. Da gibt es nur ein Pfandhaus."

Durch den dichten Berufsverkehr sind sie eine halbe Stunde unterwegs, bis beide ihr Ziel erreicht haben. Sie betreten das Geschäft und weisen sich dem Kassierer gegenüber aus. "Wurden in letzter Zeit bei Ihnen Münzsammlungen, Gemälde oder diverser Schmuck in Anzahlung gegeben." - "Ja, vor drei Tagen ist eine sehr umfangreiche Münzsammlung abgegeben wurden." Der Verkäufer geht in ein Hinterzimmer und kommt mit einer Holzschatulle zurück. "Das sind die Münzen? Und Gemälde und Schmuck waren nicht dabei?" fragt Harry nochmal nach. "Nein. Tut mir leid. Es wurden nur die Münzen abgegeben." - "Können sie mir den Kunden beschreiben?"- "Ja natürlich. Er hatte kurzes schwarzes Haar, war schätzungsweise Mitte 20 und hatte ein Graffiti-Tattoo auf dem rechten Unterarm. ZAP oder ZAC oder so ähnlich stand da drauf." - "Und war er schon öfter hier?" - "Nein. Tut mir leid. Ich habe ihn das erste Mal hier gesehen." Harry konfisziert die Münzen und beide machen sich auf den Rückweg zum Revier.

"Da seid ihr zwei ja wieder." werden sie von Taylor empfangen. "Der Besitzer des Ford Transit war schon da. Ich habe Luke die Befragung durchführen lassen, er ist ja schon mit eurem Fall vertraut. Da ja keiner von euch ans Telefon gegangen ist..." Harry schaut sie verwundert an. "Unser Telefon hat nicht geklingelt. Sicher, dass du die richtige Nummer gewählt hast?" - "Ich habe eure Nummern gespeichert. Natürlich waren die richtig." gibt Taylor empört zurück. Harry zieht sein Handy aus der Tasche und tatsächlich war ein Anruf von ihr drauf. "Entschuldige. Eigentlich habe ich es nie lautlos." meint Harry verwundert. Allerdings ist ihm auch nicht entgangen, dass er eine Nachricht von Louis bekommen hat.

Er geht in sein Büro und setzt sich an den Schreibtisch, während Niall nochmal kurz die Cafeteria aufsucht.

L: Weißt du schon, wann du heute nach Hause kommst? Ich könnte ja versuchen für uns zu kochen

H: Hab in zwei Stunden Feierabend. Freu mich, wenn du kochst, aber bitte lass meine Küche ganz

L: Ich werde es versuchen, kann allerdings nichts versprechen

H: Ich vertraue dir. Bis später! -H

Harry lächelt vor sich hin. Es fühlt sich gut an, zu wissen dass jemand auf ihn wartet, wenn er nach Hause kommt. Schon lange hat er sich nicht mehr so auf seinen Feierabend gefreut.

Niall kommt zurück ins Büro und setzt sich ebenfalls an seinen Schreibtisch. "Ich habe gerade Luke in der Cafeteria getroffen. Er hat mir von dem Ford-Besitzer erzählt." erklärt Niall. "Mr Connors, so heißt er übrigens, war für drei Wochen im Ausland. Als er vor ein paar Tagen wieder zurück kam, hat er bemerkt, dass sein Transporter nicht mehr in der Einfahrt steht. Er hat hinten getönte Schreiben. Das Kennzeichen und seine Notizen lässt Luke uns morgen früh gleichzukommen. Er hat gerade Feierabend gemacht."- "So langsam kommen wir voran." freut sich Harry. "Dann lass uns mal den Bericht für heute fertig machen, damit wir auch irgendwann nach Hause können." Voller Vorfreude auf den Abend macht sich Harry an den Papierkram.

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt