008 || Das Pub

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"Harry? Sag mal, hörst du mir überhaupt noch zu?" - "Mhm, was?" völlig perplex schaut Harry sein Gegenüber an. "Du starrt die ganze Zeit zur Bar rüber. Ich kann dir hier einen vom Pferd erzählen und dich interessiert es nicht die Bohne." beschwert sich James. "Stimmt doch gar nicht. Ich habe dir die ganze Zeit zugehört." - "Ach ja, und was habe ich gerade gesagt?" will der Anwalt vom Sergeant wissen. "Du hast gesagt, dass ähm naja, also du wolltest doch weiter von Charlotte erzählen." versucht Harry sich aus der Situation zu befreien. "Netter Versuch. Wenn ich dich langweile, kannst du es ruhig sagen." empört sich James gespielt beleidigt. "Du hast eindeutig da rüber gestarrt, auch wenn ich noch nicht genau weiß, warum." James schaut sich einen Moment um. Er kann beim besten Willen nichts Interessantes an der Bar entdecken. Drei ältere Herren stehen am Tresen und trinken einen Whiskey, dahinter steht der Barkeeper Louis, der ein paar Gläser spült. Am Eingang zur Küche steht der Küchenchef, der sich gerade zum Feierabend ein Bierchen gönnt. Also auch nichts was seine Aufmerksamkeit erweckt haben könnte.

"Also gut, versuche ich es eben noch einmal." wendet James sich wieder Harry zu. "Ich hatte dich gerade gefragt, ob du dir vorstellen könntest, der Taufpate von Charlotte zu sein." - "Was, ich?" überrascht blickt Harry, seinen Freund an. "Es wäre mir eine Ehre." Ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen. "Wir haben schon länger überlegt, wer die richtigen Paten für unsere Prinzessin wären. Aber du bist und bleibst mein Favorit. Du bist der ehrlichste und aufrichtige Mensch, den ich kenne. Und du liebst Kinder über alles." Harry weiß nicht so recht, was er auf so eine Lobeshymne antworten soll. Mit dem größten Vergnügen kommt er der Bitte seines Freundes nach. "Sehr schön," freut sich James. "Die Taufe findet im Juli statt. Vielleicht hast du bis dahin auch eine Freundin, die du dann sehr gern mitbringen darfst." grinst er Harry an. "Du gibst wohl nie auf? Ich hoffe aber nicht, dass es Bedingung für die Patenschaft ist. Sonst muss ich wohl oder übel absagen." - "Nein. Keine Angst. Du darfst auch als Single Pate sein." lacht James

Darauf stoßen die beiden Männer mit der nächsten Rund Bier an. Die Zeit vergeht schon wieder wie im Fluge und Harry merkt mal wieder, wie sehr er eigentlich die Gesellschaft seiner Freunde vermisst hat, ohne dass es ihm aufgefallen war. Es wird höchste Zeit, dass in seinem Leben zu ändern.

James entschuldigt sich kurz und verschwindet zur Toilette. Harry greift, ohne darüber nachzudenken, zu seinem Handy und öffnet Louis Chat.

H:Freut mich, dass deine Schicht heute nicht so aufregend ist. - H

Zu Harrys Verwunderung antwortet Louis schnell.

L:Aber für alle Fälle ist ja mein Lebensretter zum Glück wieder anwesend

Louis wirft Harry einen flüchtigen Blick über den Tresen zu und lächelt ihn kurz an.

Schnell legt Harry sein Telefon wieder weg und wartet bis James zurückkommt. "Wollen wir noch eine Runde bestellen?" fragt Harry, als der Anwalt wieder am Tisch Platz genommen hat. "Für mich nicht mehr. Ich muss morgen früh um 8 schon bei Gericht sein. Wird wahrscheinlich ein langer Tag werden."  - "OK, dann werde ich mal zahlen gehen." bietet Harry an und geht zur Bar.

"Louis, kannst du mir bitte die Rechnung fertig machen?" bittet Harry den Wuschelkopf. "Du willst schon gehen?" fragt dieser etwas enttäuscht. "Ich habe in einer halben Stunde Schluss und dachte, wir könnten unser Gespräch von gestern etwas fortsetzen" - "Oh, OK." Harry stutzt einen Moment. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. "Mein Bekannter möchte gern gehen und sein Auto steht noch bei mir" er überlegt einen Augenblick. Im Grunde hat er ja nichts dagegen, den gestrigen Abend zu wiederholen. "Ich bringe Ihn kurz zu seinem Auto und hole dich dann hier ab Eine halbe Stunde sagst du? Das sollte ich schaffen." Harry bezahlt und gibt James Bescheid, dass sie loskönnen.

Wie versprochen, ist Harry 30 Minuten später wieder am Pub und wartet, bis Louis seine Schicht beendet hat. "Und, worauf hättest du jetzt Lust?" fragt Harry. "Lass uns einfach ein bisschen spazieren gehen. Es ist so eine schöne Nacht." schlägt Louis vor. Es ist eine sternenklare Nacht. Der Mond Schein in seiner vollen Pracht am Himmel und erleuchtet die Stadt ein wenig. Die beiden jungen Männer laufen still nebeneinander her, ohne eigentlich so richtig zu wissen, wohin sie ihr Weg führt. Keiner von ihnen hat das Gefühl unnötige Gespräche führen zu müssen, nur um die Stille zu unterbrechen. Es fühlt sich so vertraut an, obwohl sie eigentlich zwei völlig fremde sind.

"Danke", unterbricht Louis dann das Schweigen. "Danke, dass du nochmal zurückgekommen bist." Harry, schaut ihn irritiert an. "Dafür muss du dich doch nicht bedanken." - "Doch, ich finde schon. Es gibt nicht viele Menschen in meinem Leben, die wirklich gern Zeit mit mir verbringen." gibt Louis etwas geknickt zu. "Was ist mit deiner Familie, oder Freunden?" fragt Harry nach. "Meine Familie sehe ich nicht sehr oft. Seit ich von zu Hause ausgezogen bin, weil ich mit meinem Vater nicht klargekommen bin, oder besser gesagt er nicht mit mir, haben wir kaum noch Kontakt. Meine Mom ruft zum Geburtstag mal an, oder auch zu Feiertagen, aber gesehen haben wir uns schon über ein Jahr nicht mehr." - "Das tut mir leid." Harry schaut Louis mitleidig an. "Das muss es nicht. Mittlerweile komme ich ganz gut damit zurecht." mit einem traurigen Blick schaut er auf seine Füße. Er vermisst seine Mom, mehr als er zugeben möchte. Sie hatten eigentlich immer ein sehr inniges Verhältnis. Aber seitdem Louis ausgezogen ist, haben sie sich immer weiter voneinander entfernt.

"Die Einzigen, zu denen ich noch regelmäßig Kontakt habe, sind meine Schwestern." - "Du hast eine Schwester?" Die Beiden setzen sich auf eine Parkbank neben einem kleinen Teich und beobachten, wie sich das Mondlicht auf der Wasseroberfläche spiegelt. "Um genau zu sein habe ich 6 Geschwister, 5 Schwestern und einen Bruder." - "6 Geschwister?? Wow das ist eine Menge." entgegnet Harry lachend. "Ja schon, aber ich kann mir mein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen." - "Ich habe zwar nur eine Schwester, aber ich weiß genau was du meinst. Gemma kann manchmal schon eine richtige Nervensäge sein, aber ich würde sie für nichts in der Welt eintauschen wollen." - "Wohnt deine Familie auch in London?" will Louis wissen. "Nein, sie leben in Cheshire. Wir versuchen uns zwar regelmäßig zu treffen, aber meistens kommt irgendetwas dazwischen."

Sie sitzen noch eine Weile auf der Parkbank. Harry hat sich angelehnt und den Kopf in den Nacken gelegt. Seine Augen sind geschlossen und er genießt die Stille um sich herum.Louis erwischt sich selbst dabei, wie er Harry von der Seite beobachtet.Er bemerkt ein Kribbeln in seinem Körper, was sich langsam ausbreitet. Augenblicklich fängt sein Herz etwas schneller an zu schlagen.

"Starren ist unhöflich!" Louis fährt erschrocken zusammen. "Ich habe gar nicht gestarrt." Louis merkt, wie ihm die Röte ins Gesicht steigt. "Ähm wir sollten vielleicht langsam zurück gehen?" versucht sich Louis aus der Situation zuretten. Harry muss grinsen. "Wenn du meinst! Soll ich dich noch nach Hause bringen?" - "Wenn es keine Umstände macht" Louis blickt verlegen nach unten. "Ach Quatsch. Ich muss doch sicher gehen, dass du wohlbehalten zu Hause ankommst." - "Gut, du hast mich überredet. Aber wenn du unbedingt wissen möchtest, wo ich wohne, kannst du mich auch einfach fragen." stolz auf seine Schlagfertigkeit, klopft sich Louis innerlich auf die Schulter. "Ich will bloß morgen keine Vermisstenanzeige von dir auf meinem Schreibtisch vorfinden." erwidert Harry.

Louis schaut ihn verwirrt an: "Wie, auf deinem Schreibtisch?" - "Hatte ich noch nicht erwähnt, dass ich bei der Polizei arbeite?" - "Nein, diese Kleinigkeit hast du wohl vergessen zu erwähnen."

Auf dem Weg zu seiner Wohnung, wirkt Louis sehr ruhig und nachdenklich.

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt