038 || Hose

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Warme Sonnenstrahlen fallen durch das Fenster auf Harry und erwärmen seinen Oberkörper. Es ist bereits Mittag, doch Harry ist nicht in der Lage aufzustehen. Seit Niall ihn am Abend nach Hause gebracht hat, liegt er nun in seinem Bett. Ignoriert sämtliche Anrufe und Nachrichten, die bei ihm eingehen. Er schaut zwar nach, wer ihn erreichen möchte, aber eigentlich wartet er nur auf Nachricht von Schwester Sarah, alles andere interessiert ihn im Moment herzlich wenig.

Immer wiedersieht er Louis vor sich auf dem Krankenhausbett liegen. Schon der Gedanke daran treibt ihm erneut Tränen in die Augen. Auch wenn er sauer, enttäuscht und verletzt von Louis' Verhalten ist, macht er sich dennoch selbst die größten Vorwürfe. Er hätte es verhindern können, hätte er ihn doch gleich zur Rede gestellt. Aber nein..., er hat sich alles andere als professionell verhalten. Wenn Louis die Verletzung nicht überlebt, könnte er sich das niemals verzeihen.

Sein Trübsal blasen wird von einem permanenten Klingeln an der Wohnungstür unterbrochen. Ein paar Minuten versucht er es zu ignorieren, drückt sich das Kissen auf die Ohren, doch der Besucher bleibt hartnäckig. Harry bleibt keine Wahl. Langsam quält er sich aus dem Bett und schlurft, nur mit T-Shirt und Boxershorts bekleidet, zur Tür. Ein Blick durch den Türspion und schnell erkennt er den Störenfried. „Niall, geh weg! Ich will allein sein!" brüllt er durch die geschlossene Tür. „Ich habe dir Essen mitgebracht." - „Ich habe keinen Hunger. Ich will nur meine Ruhe, bitte geh einfach wieder." Doch Niall lässt nicht locker. Wieder drückt er unermüdlich auf den Klingelknopf. „Mach die Tür auf, ich bleib auch nicht lange. Ich will doch nur sehen, ob es dir gut geht." Harry zögert noch einen Moment, gibt sich dann aber doch geschlagen.

„Wie du siehst lebe ich noch, also auf Wiedersehen." Harry will die Tür eigentlich gleich wieder zu schlagen, doch Nialls Fuß hindert ihn daran. Er nimmt sich die Freiheit und marschiert geradewegs in die Küche. „Holst du schon mal die Gabeln? Es gibt gebratene Nudeln mit Hähnchen." Ohne auf Harrys Reaktion zu warten, holt er die Teller aus dem Schrank und stellt Gläser auf den Tisch. „Willst du auch ein kaltes Bier?" wieder antwortet Harry nicht. Niall sieht es als ein Ja und stellt für beide ein Bier hin, während Harry ihn perplex dabei beobachtet. „Wolltest du nicht gleich wieder gehen?" - „Wolltest du dir nicht eine Hose anziehen?" - „Nein, wollte ich nicht. Alles was ich wollte, ist meine Ruhe." bockig verschränkt Harry seine Arme vor der Brust und hofft, dass Niall gleich wieder durch die Tür verschwindet. Doch den Gefallen will der Ire ihm nicht tun. „Jetzt hol dir eine Hose und dann komm essen, bevor es kalt wird." Niall ignoriert Harrys Widerworte und verteilt schon einmal das Essen auf den Tellern.

„Und wenn du dir dann endlich eine Hose angezogen hast, kann ich dir auch sagen, was die Befragung von Liam Payne ergeben hat." Augenblicklich wird Harry hellhörig.„Hose!" fordert Niall nun etwas lauter. „Ist ja schon gut Mom!" ergeben verschwindet Harry im Schlafzimmer und erscheint wenig später ordentlich bekleidet wieder in die Küche.

„Zufrieden? Dann kannst du ja jetzt erzählen." - „Erst isst du etwas von den Nudeln." Genervt stöhnt Harry auf und steckt sich eine Gabel voll in den Mund. „Du bist eine echte Nervensäge!" - „Ich weiß, aber mit Erfolg." grient Niall sein Gegenüber an. „Und wenn du brav aufgegessen hast, erzähl ich dir was es neues gibt."- „Niall! Das ist gemein." - „Ich mach mir doch nur Sorgen um dich. Wenn du einmal an dein Telefon gegangen wärst, dann hätten wir uns das hier alles sparen können." - „Und du bist nicht auf die Idee gekommen, dass ich nicht ran gehe, weil ich meine Ruhe möchte?" - „Doch bin ich, aber als guter Kollege und überaus besorgter Freund, kann ich darauf keine Rücksicht nehmen." - „Vielen Dank. Ich glaube, ich suche mir neue Freunde!"gibt Harry sarkastisch zurück, aber muss selbst ein wenig lächeln.

„Mom, ich bin satt. Erzählst du mir jetzt endlich was es Neues gibt?" demonstrativ schiebt Harry seinen Teller von sich und blickt Niall mit großen Augen an. „Na gut mein kleiner" spielt Niall mit. „Dann hör mal gut zu, was der böse Onkel erzählt hat... Aber vorher muss ich noch den Abwasch..." - „Niall!!!" Harry kann es nicht leiden, wenn man ihn so auf die Folter spannt. Geduld war noch nie seine Stärke. Während Harry zappelig auf seinem Stuhl hin und her rutscht, hält sich Niall vor Lachen den Bauch. „Schön, dass wenigstens du Spaß daran hast." Es dauert noch einen Moment, bis Niall sich wieder ein bekommt. Eigentlich lässt Harry sich von seinem Lachen immer anstecken, doch heute kann er sich gerade so zu einem leichten Lächeln durchringen.

„Also gut" beginnt Niall endlich zu erzählen. „Liam Payne wollte erst gar nicht kooperieren. Er hat sich stur gestellt und gemeint, er verrate keine Freunde." - „Freunde, dass ich nicht lache." unterbricht Harry ihn und rollt mit den Augen. „Wie dem auch sei, ich habe versucht ihn davon zu überzeugen, dass Freunde einen nicht im Stich lassen, wenn sie dabei sind aufzufliegen. Aber darauf hat er nicht wirklich reagiert. Dann habe ich ihn nach Louis gefragt! Erst hat er abgestritten ihn zu kennen, doch ich habe ihm das Foto von den Überwachungskameras gezeigt." - „Niall, jetzt mach es doch nicht so spannend." Fleht Harry schon förmlich. „Jetzt warte doch mal. Payne hat dann doch zugegeben, dass Louis mit beteiligt war." - „Ich hab's gewusst." geknickt blickt Harry aus dem Küchenfenster und unterdrückt ein Schluchzen. „Nichts weißt du." widerspricht Niall dem Sergeant. „Dann hat er es wieder vorgezogen zu schweigen, doch als ich ihm erzählt habe, dass Louis im Krankenhaus liegt und mit dem Leben kämpft..." Kaum hat Niall es ausgesprochen, tut es ihm schon wieder leid. Harrys Augen werden wieder glasig, während er versucht seine Tränen zurückzuhalten. „Harry es..." - „Schon gut Niall, sprich einfach weiter." - „Alles klar. Payne war entsetzt, als er von seinem Zustand erfahren hat. Er und Louis kennen sich wohl schon seit Schulzeiten und er war wirklich tief getroffen. Jedenfalls hat Payne mir dann erzählt, dass er eine Menge Schulden bei Malik gemacht hat. Er hat sich bei ihm Geld geliehen, um Drogen zu kaufen und konnte es irgendwann nicht mehr zurückzahlen. Daraufhin hat er ihn für die Überfälle eingespannt, bis seine Schulden abgearbeitet sind. Mit Zinseszins versteht sich." - „Ok. Und was hat das jetzt mit Louis zu tun?" -„Louis und Zayn Malik haben sich durch Payne kennengelernt. Die beiden haben schon länger in einer WG gewohnt und haben nach jemandem gesucht, der die Wohnung mitfinanziert und da kam ihnen Louis gerade recht. Er ist damals gerad ein die Stadt gekommen und hatte keine Bleibe. Wie dem auch sei, seine Ausbildung zum Maskenbildner kam den beiden gerade recht." - „Aber warum hat Louis sich darauf eingelassen? Ich hätte nie gedacht, dass er so ist." - „Er ist auch nicht so, da kann ich dich beruhigen." Niall bleibt weiterhin ganz ruhig in seiner Erzählung, auch wenn er Harrys Ungeduld verstehen kann. Bei seinem Verhör ging es ihm nicht anders, auch wenn er dass Harry jetzt nicht erzählt. Er mochte Louis vom ersten Moment an und er konnte sich genau so wenig vorstellen, dass Louis ein Verbrecher ist, wie Harry. Nur deswegen hat er sich auf ein Gespräch in der Wohnung eingelassen. „Zayn Malik hat Louis erpresst." Erklärt Niall schließlich weiter.„Er hat ihm immer wieder gedroht seiner Familie etwas anzutun, wenn er sich weigert. Zuletzt muss er es wohl gezielt auf eine seiner Schwestern abgesehen haben." Harry ist entsetzt. Er steht auf und läuft im Zimmer auf und ab, reibt sich die Stirn und bleibt an der großen Fensterfront im Wohnzimmer stehen. „Warum hat er mir nie etwas davon erzählt? Ich hätte ihm doch helfen können." - „Wie würdest du dich denn fühlen?" stellt Niall die Gegenfrage. „Er hat versucht auszusteigen, aber das Endergebnis kennst du." erneut ist Harry mehr als entsetzt. „Du meinst die Schlägerei zwischen Louis und Zayn?" - „Genau. Liam hat Zayn damals zurückgehalten, sodass Louis die Flucht ergreifen konnte." Harry hat Probleme die ganzen Informationen zu verarbeiten. Warum hat Louis sich ihm nie anvertraut? Wie oft hat er ihm gesagt, dass er ihm vertrauen kann? Harry weiß in dem Moment gar nicht mehr was er fühlen und denken soll. Er ist hoffnungslos überfordert. „Weiß man schon wer auf Louis geschossen hat?" - „Nein, es war Mitten in der Nacht und bis jetzt haben sich noch keine Zeugen gemeldet. Aber ich könnte mir gut vorstellen wer es gewesen sein könnte." Ein Blick reicht und Harry weiß an wem sein Kollege meint.

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt