018 || Mrs Doubtfire

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"Louis? Ich bin zu Hause." ruft Harry als er die Wohnungstür hinter sich schließt. Er zieht seine Jacke aus und hängt sie sorgfältig an den Kleiderhacken. Seine Schuhe finden darunter Platz. "Ich bin in der Küche." kommt es als Antwort zurück. Es riecht schon lecker und Harry merkt erst jetzt, wie ihm der Magen knurrt. "Kann ich dir noch helfen?" - "Nein. Ich bin gleich fertig, aber du kannst schon mal den Tisch decken."

Harry kommt in die Küche und begutachtet diese mit besorgtem Blick, bevor er Teller und Besteck aus dem Schrank holt. "Keine Panik...", will Louis ihn beruhigen. "...das mache ich dann alles wieder sauber. Ich kann aber nicht Kochen und gleichzeitig aufräumen." versucht er sein Chaos zu erklären. Harry schüttelt nur lachend den Kopf. "Wenn dein Essen so lecker schmeckt, wie es riecht, dann helfe ich dir vielleicht beim Putzen." Louis freut sich über das Angebot und holt den Topf und die Pfanne vom Herd.

Harry stellt jedem noch ein Bier hin und setzt sich schon mal, bis Louis auch soweit ist. "Was hast du denn schönes gekocht?" - "Hähnchen gefüllt mit Mozzarella und hausgemachten Kartoffelbrei." Louis grient übers ganze Gesicht. Er ist stolz auf sich, dass er nichts anbrennen lassen hat. Louis ist eigentlich ein schrecklicher Koch, aber sein Leibgericht kann er schon fast im Schlaf kochen. "Abgesehen von Nudeln, ist das so ziemlich das Einzige, was ich kochen kann." gesteht er Harry dann.

Louis richtet das Essen auf den beiden Tellern an und stellt sie auf den Tisch. Beide sitzen sich gegen über und beginnen zu essen. "Wow, es schmeckt wirklich großartig." lobt Harry ihn. "Da könnte ich mich glatt dran gewöhnen." - "Nichts da. Das war nur ein Erpressungsversuch, dass du mich noch ein paar Tage bei dir duldest, bis es mir besser geht." schüchtern lächelt er Harry an. "Lou, du kannst so lange bleiben, wie du willst." erwidert er, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. "Vorausgesetzt die Küche sieht nicht jeden Tag so chaotisch aus." Beide müssen lachen. "Wenn das die Einzige Bedingung ist Kein Problem."

Nachdem sie gegessen haben, stehen beide gemeinsam in der Küche und räumen auf. Während Louis das Geschirr in die Spülmaschine packt, wischt Harry den Tisch und die Arbeitsplatte ab. "Danke für deine Hilfe." - "Louis, du musst dich nicht ständig für alles bedanken. Ich mach es wirklich gern, außerdem habe ich es vorhin versprochen." Louis weiß nicht recht, was er darauf antworten soll. Für ihn ist es nicht selbstverständlich. Das musste er die letzten Jahre in der WG lernen.

Harry und Louis haben sich auf den Balkon gesetzt und schauen der Sonne beim Untergehen zu. "Du hast es echt schön hier. Die Aussicht ist wunderbar." stellt Louis fest, während er ihn von der Seite beobachtet. Harry bemerkt es sehr wohl, entscheidet sich aber, nichts weiter dazu zusagen. Es ist ihm nicht unangenehm, trotzdem fühlt es sich seltsam an. Ein Gefühl, das er nicht so recht zuordnen kann. Obwohl sie sich erst ein paar Tage kennen, herrscht eine angenehme Vertrautheit zwischen ihnen.

"Wie war dein Tag heute?" will Harry wissen, um sich selbst auf andere Gedanken zu bringen. "Lass mich mal überlegen. Es war ganz schön was los bei mir." scherzt Louis. Er überlegt noch einen Moment. "Heute Morgen nach dem Frühstück, habe ich eine Kreuzfahrt gemacht. Nach einem kurzen Schläfchen musste ich mich mit einem unfähigen Kindermädchen rumschlagen und zum Schluss habe ich nach einer fremden Frau auf einem Foto gesucht."

Louis lächelt Harry an. Dieser schaut irritiert zurück. Auch er muss einen Moment überlegen. Bis ihm eine Idee kommt. "Ich weiß nicht, ob ich es richtig durchschaut habe, aber ich denke, du hast dir heute Morgen Titanic angesehen." - "Gut erkannt, Sergeant." - "Bei dem Rest musst du mir helfen. Da steh ich echt auf dem Schlauch."

Louis muss lachen. Harry scheint ja nicht besonders viele Filme zu kennen. "Also gut. Das Kindermädchen ist Mrs Doubtfire. Den Film habe ich als Kind geliebt. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich zum Theater wollte. Und die Suche nach der Frau auf dem Foto ist aus dem Film - The Lucky One." - "Das mit dem Theater musst du mir erklären." jetzt ist Harry neugierig geworden.

"Kennst du Mrs Doubtfire?" - "Nein. Was Filme betrifft, bin ich absolut ahnungslos." - "Mrs Doubtfire ist eigentlich Vater von drei Kindern. Seine Frau hat sich von ihm getrennt und um weiterhin bei seinen Kindern sein zu können, hat er sich mit Hilfe eines Maskenbildners in eine ältere Dame verwandelt. Nicht mal seine Kinder haben ihn erkannt, aber er konnte in ihrer Nähe sein. Ich habe den Film als Kind geliebt. So hätte ich mir meinen Vater auch gewünscht." Louis wird wieder etwas nachdenklich. Ohne es zu realisieren, nimmt Harry seine Hand und drückt sie liebevoll. "Auf jeden Fall, war ich als Kind so beeindruckt, wie der Maskenbildner es geschafft hat, quasi eine ganz neue Person zu erschaffen. Und so entstand mein Berufswunsch. Irgendwann möchte ich nach Hollywood und da bei den ganz großen Filmproduktionen mitwirken." Louis schaut verträumt in den Sonnenuntergang. "Meine Mom hat immer gesagt, dass man für seine Träume kämpfen soll, wenn man wirklich was erreichen will. Und dafür nehme ich sogar die WG in Kauf."

Harry braucht einen Moment, um die ganzen Informationen zu verarbeiten. "Also machst du eine Ausbildung zum Maskenbildner? Hab ich das richtig verstanden? Und du willst weg aus England?" - "Ja, richtig. Dazu brauche ich aber erstmal einen guten Abschluss. Und den Job im Pub habe ich eigentlich nur um schon mal etwas Geld zur Seite zulegen, allerdings habe ich mich da wohl etwas verrechnet. Der größte Teil geht für Miete und Lebensmittel drauf. Hollywood wird wohl noch etwas auf mich warten müssen." - "Wenn du an etwas glaubst, dann solltest du es nicht aufgeben." versucht Harry ihn zu ermutigen.

Er hält noch immer Louis Hand und streicht mit seinem Daumen beruhigend über dessen Handrücken. Louis schaut auf ihre Hände, dann in Harrys Gesicht. Beide sagen kein Wort. Sie genießen für einen Moment dieses angenehme Gefühl, was sich in ihnen ausbreitet. Louis ist fasziniert von den smaragdgrünen Augen. Wie hypnotisiert betrachtet er sein Gegenüber. Schon am ersten Abend im Pub, war er hin und weg. Sein Lächeln und die kleinen Grübchen bringen Louis einfach um den Verstand.

Erschrocken über dieser Erkenntnis zieht er schnell seine Hand zurück. "Ich glaube, wir sollten rein gehen. Mir wird etwas frisch und meine Rippen schmerzen etwas." - "Ist gut, geh schon rein, ich komme auch gleich nach." Einerseits hat Harry den Moment gerade genossen, andererseits hat es ihn verwirrt. Was ist da gerade passiert? Er ist überfordert mit sich selbst. Keine Ahnung was er denken oder fühlen soll. Er bleibt auf dem Balkon sitzen und versucht nachzudenken. Seinen Blick zu den Sternen gerichtet.

"Du scheinst die Sterne zu mögen." Louis steht in der Balkontür und hält ihm eine Decke entgegen. "Wie meinst du das?" Harry schaut ihn immer noch verwirrt an. "Als wir am See auf der Parkbank saßen, hast du dir auch die Sterne angesehen." - "Das stimmt. Sterne finde ich beruhigend. Sie sind so beständig. Jeden Abend stehen sie an ihrem Platz. Wenn ich den großen Wagen suche, weiß ich genau, wo ich hinschauen muss, um ihn zu finden. Anders als bei Menschen, die mir wichtig sind. Von jetzt auf gleich sind sie verschwunden und alles ändert sich." Louis steht kurz da und schaut in den Himmel.

"Was denkst du, wie viele Nächte braucht es, um die Sterne zu zählen?" will er wissen. "Gute Frage, vielleicht sollten wir es mal versuchen." gibt Harry nachdenklich zurück. Louis setzt sich wieder neben ihn und schaut ebenfalls zu den Sternen. "Möchtest du auch etwas Decke?" bietet Harry an. "Gern." Louis rückt dicht neben Harry, um sich auch zuzudecken. Beide sitzen still nebeneinander und hängen ihren Gedanken nach. Louis ist zum ersten Mal seit langen wieder glücklich. Er hat sich lange nicht so unbefangen und frei gefühlt. Bei Harry hat er nicht das Gefühl sich verstecken zu müssen. Aber schnell holt ihn das schlechte Gewissen wieder ein. Noch immer hat er seine Probleme mit Zayn und Liam nicht geklärt.

"Harry?" fragt Louis leise. "Hm?" - "Bist du noch wach?" Harry muss schmunzeln und öffnet seine Augen. "Normalerweise rede ich nicht im Schlaf." - "Wollen wir ins Bett gehen, ich bin echt müde und so wie es aussieht, schläfst du auch gleich ein." Louis blickt amüsiert zu Harry, der bereits seine Augen wieder geschlossen hat. "Ja, vielleicht hast du Recht." - "Natürlich hab ich das!" überrascht schaut Harry ihn an. "Diese Seite von dir kenn ich ja noch gar nicht." - "Du weißt so vieles noch nicht über mich." sagt Louis zu sich selbst.

Sie nehmen die Decke und die leeren Bierflaschen mit rein, ehe sie sich auf den Weg in ihre Zimmer machen. "Gute Nacht Lou." - "Gute Nacht Harry."

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt