014 || Was ist passiert

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Wie lange Louis schon durch die Gegend läuft, weiß er nicht genau. Er weiß nur, dass ihm alles weh tut. Sein Oberkörper, jede Bewegung, jeder Atemzug, einfach alles schmerzt ungemein. Seine Lippe hat inzwischen aufgehört zu bluten.

Es ist Mittlerweile schon echt kalt geworden. Wahrscheinlich um die 0 Grad. Das hat er wohl etwas unterschätzt. Er ist komplett durchgefroren und weiß noch immer nicht, wo er nun hin soll. Freunde hat er keine weiter in der Stadt. Der Pub bietet keinen Platz zum Schlafen, und so wie er im Moment aussieht, kann er sich da auch nicht blicken lassen. Das Theater ist nachts auch geschlossen. Also auch keine Alternative.

Er setzt sich auf eine Parkbank und versucht nachzudenken. Als er sich umschaut, kommt ihm die Umgebung, auch wenn alles dunkel ist, sehr bekannt vor. Natürlich! Er war erst vor ein paar Nächten mit Harry hier.

Louis greift nach seinem Telefon und lässt seinen Fringer über Harrys Nummer gleiten. Ob er vielleicht für eine Nacht bei Ihm unterkommen kann? Bei dem Gedanken an Harry wird Louis gleich etwas wärmer ums Herz. Ein leichtes Kribbeln zieht durch seinen Körper und er beginnt unwillkürlich zu lächeln.

Er zögert noch einen Moment, drückt dann aber doch auf den Hörer. Im schlimmsten Fall sagt er nein, oder nimmt gar nicht erst ab. Es klingelt ein paar Mal und Louis will gerade wieder auflegen, als er am anderen Ende der Leitung ein verschlafenes raues "Hallo?" vernimmt. "Harry?" fragt Louis etwas unsicher und mit zitternder Stimme. "Louis, bist du das?" - "Ähm ja, entschuldige. Ich hab dich bestimmt geweckt."- "ja... du hast mich geweckt, aber warte kurz..." Es ist einen Moment ruhig am anderen Ende. "So bin wieder da", sagt er immer noch genau so müde. "Was ist los? Ist was passiert?" jetzt schweigt Louis einen Augenblick. "Kann... kann ich vielleicht" er kann ein Schniefen nicht unterdrücken und spürt wie sich wieder Tränen in seinen Augen sammeln. "Kann ich vielleicht eine Nacht bei dir schlafen?" schluchzend hält er sich die Hand vor den Mund. Das auszusprechen viel ihm unheimlich schwer. Er möchte niemanden zur Last fallen, am aller wenigsten Harry. Er schämt sich und kommt sich erbärmlich vor. "Sag mal weinst du?" Harry klingt ehrlich besorgt. "Jetzt sag schon, was ist denn passiert!" - "Kann ich bitte zu Dir?" wiederholt Louis seine Worte und ignoriert Harrys Frage. "Natürlich kannst du bei mir übernachten. Wo bist du? Ich hol dich ab."

Louis erklärt Harry kurz, dass er sich wieder an dem kleinen See befindet und da auf einer Parkbank auf ihn warten würde. Es vergeht eine halbe Stunde, bis Harry Louis gefunden hat. Der Wuschelkopf liegt zusammengerollt auf der Bank und schluchzt vor sich hin. Zitternd vor Kälte hat er sich an seine Sporttasche geklammert, auch wenn sie nicht viel Schutz bietet.

Harry geht mit schnellen Schritten auf die Bank zu und kniet sich nieder. Er streicht dem jungen Mann sanft durch sein Haar, um ihn etwas zu beruhigen. "Alles wird gut." Louis blickt Harry aus müden traurigen Augen an. "Kannst du laufen?" will Harry wissen, als er dem zitternden Jungen auf die Beine hilft. "Ja, ich denke das geht. Mir ist nur unheimlich kalt." Kurzerhand zieht Harry seine Jacke aus und hängt sie Louis über. "Nein, jetzt frierst du doch." protestiert Louis und will die Jacke schon zurückgeben, doch Harry duldet keine Wiederrede. "Komm wir bringen dich erstmal ins Warme."

Harrys Wohnung liegt nur ein paar Straßen vom See entfernt. Er stützt Louis etwas, da er doch ziemlich wackelig auf den Beinen ist. Vor dem Haus angekommen muss Harry erst nach seinem Schlüssel suchen. In der Eile hatte er ihn irgendwo hingesteckt und wusste nicht mehr wo. "So, gefund" Harry unterbricht sich selbst. Erst jetzt fallen ihm Louis Verletzungen im Gesicht auf. "Louis, mein Gott." Harry ist entsetzt. Mit aufgerissenen Augen starrt er ihn an. Louis kann diesen mittleidigen Blick nicht ertragen. Er dreht sein Gesicht weg und wieder steigen ihm Tränen in die Augen und er beginnt zu schluchzen. Harry zieht ihn vorsichtig in eine sanfte Umarmung. Einige Augenblicke stehen die beiden Männer einfach nur da und umarmen sich. Es ist genau das, was Louis in diesem Moment braucht und Harry scheint es gespürt zuhaben. Schon lange hat er sich nicht mehr geborgen gefühlt, aber diese Umarmung gibt ihm ein sicheres Gefühl.

"Wollen wir rein gehen?" fragt Harry dann und hält die ihm die Haustür auf. "Du solltest dich etwas aufwärmen." Louis nickt zustimmend. Mehr bekommt er ihm Moment nicht zustande. Er folgt Harry zu einem Fahrstuhl und gemeinsam fahren sie in den 6. Stock. Louis merkt, wie Harry ihn von der Seite beobachtet. Er spürt, dass er ihn am liebsten ausfragen würde, aber er tut es nicht. Louis ist ihm dafür sehr dankbar, aber er weiß, dass er Harry auf jeden Fall eine Erklärung schuldig ist. Wie diese aussehen wird, muss er sich allerdings noch gut überlegen. Er kann ihm ja schlecht erzählen, dass er verprügelt wurde, weil er aus kriminellen Geschäften aussteigen wollte. Nein, da solle er sich schon etwas anderes einfallen lassen.

In der Wohnung angekommen verfrachtet Harry seinen Gast direkt auf die Couch und deckt ihn mit einer kuschligen Wolldecke zu. "Möchtest du einen Tee?" - "Gerne, danke." Harry verschwindet kurz in der Küche und kommt ein paar Minuten später mit zwei Tassen Pfefferminztee zurück.

Beide sitzen sich gegenüber und keiner weiß so recht, wie er die unangenehme Stille unterbrechen soll. "Schöne Wohnung hast du." versucht Louis ein Gespräch zu beginnen. Allerdings blockt Harry es mit einem einfachen "Danke" ab. Ihn interessiert viel mehr, wie es zu Louis Verletzungen gekommen ist und warum er anscheinend keinen Platz zum Schlafen hat. "Möchtest du darüber reden?" fragt Harry nun direkt. Louis starrt nur auf seine Tasse Tee und schüttelt leicht den Kopf. "Louis, ich kann es dir nur noch einmal sagen. Du kannst mir vertrauen. Ich würde dir so gern helfen, aber wenn du mir nicht sagst, was passiert ist, kann ich dir nicht helfen."

Louis weiß, dass er um dieses Gespräch nicht herumkommt. "Können wir vielleicht morgen reden?" versucht er dem aus dem Weg zu gehen. "Ich bin ganz schön erledigt." - "Ok. Komm mit hoch, ich zeig dir das Gästezimmer." Auch Harry ist müde und gibt sich fürs erste geschlagen. Gemeinsam gehen sie nach oben zu den Schlafräumen. Gleich neben Harrys Schlafzimmer befindet sich das Gästezimmer mit angrenzendem Badezimmer. "Wenn du was brauchst, musst du nur rufen, oder gegen die Wand klopfen. Ich bin gleich nebenan." Harry verabschiedet sich und will gerade die Tür hinter sich schließen, als Louis ihn nochmal zurückruft. "Vielen Dank Harry. Vielen Dank das ich heute Nacht hier schlafen darf."- "Ach Louis, dafür doch nicht. Ich kann doch nicht zulassen, dass du auf einer Parkbank erfrierst." Harry lächelt ihm nochmal zu und schließt dann die Tür hinter sich, bevor er selbst wieder schlafen geht.

Louis zieht sich aus und kuschelt sich dann in das weiche Bett. Die weiche Decke spendet ihm wohlige Wärme, nur bewegen darf er sich nicht zu sehr, sonst spürt er wieder jeden einzelnen Schlag von Zayn. Wie konnte er nur auf die Idee kommen, Zayn würde ihn einfach so gehen lassen. Er könnte sich selbst Ohrfeigen, so naiv gewesen zu sein.

Er versucht seine Gedanken bei Seite zuschieben, um endlich etwas Schlaf zu finden. Wie es morgen weiter geht, wird sich zeigen.

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt