forced crimes ➵ larry stylinson

051 || Gerichtsverhandlung II

Louis ist noch immer übel, doch nachdem er sich nach dem Frühstück mehrfach übergeben hat, ist sein Magen nun endgültig geleert. Er steht auf und läuft den Gang auf und ab. Wenn es doch nur alles schon vorbei wäre.

Inzwischen ist auch Niall eingetroffen. Auch er trägt seine Polizeiuniform, da er ebenso wie Harry, als Zeuge geladen ist. Er steht neben Harry und James und unterhält sich angeregt mit ihnen. Immer wieder hallt Nialls Lachen durch die Gänge, was Louis innerlich nur noch mehr aufwühlt. Ihm ist ganz und gar nicht zum Lachen zumute. Die Anspannung macht ihn fertig. Am liebsten würde er schreiend aus dem Gebäude rennen.

Noch während er sich über Niall aufregt, sieht er im Augenwinkel, wie Liam in weiblicher Bekleidung die Treppe hinaufkommt. Die junge Frau begrüßt die drei Männer, bevor sie ebenfalls vor dem Sitzungssaal Platz nimmt.

Liam hingegen steht noch am Treppenabsatz und schaut zu Louis. Er zögert kurz, geht dann aber doch auf ihn zu. Reumütig blickt er Louis an.

„Es tut mir alles so leid... Ich habe nie gewollt, dass es so weit kommt. Ich konnte doch nicht ahnen, dass Zayn so austicken würde." Versucht Liam sich zu entschuldigen. Gleichgültig blickt Louis ihn an. Natürlich konnte Liam nicht ahnen, dass Zayn mit einer Waffe auf ihn zielen würde, aber er wusste, zu was Zayn im Stande ist. Nicht nur einmal ist er Louis gegenüber gewalttätig geworden. Doch spätestens nach dem letzten Raub, als Zayn ihm die Waffe an den Kopf gehalten hat, hätte Liam reagieren können.

Louis hat im Augenblick keinen Nerv für Liams Worte. Er schüttelt nur kurz mit dem Kopf und lässt ihn dann einfach stehen.

„Love, du musst gleich rein. Es geht in ein paar Minuten los." Wird Louis von Harry aus seinen Gedanken gerissen. Perplex schaut er ihn an. „Aber Zayn fehlt noch?"

„Der wird direkt aus der U-Haft hergebracht. Du wirst ihn erst bei der Verhandlung sehen. Seine Anwältin ist schon da." Er zeigt dabei auf die junge Frau, die zusammen mit Liam erschienen ist.

„Ich dachte, das ist Liams?" erwidert Louis etwas irritiert.

„Stimmt! Das ist Eleanor Calder. Sie wir vom Gericht gestellt, wenn man sich keinen Anwalt leisten kann. In dem Fall vertritt sie Liam und Zayn." Louis nickt nur verstehend und schmiegt sich noch mal an Harry, bevor James ihn auffordert ihm zu folgen.

Mit zittrigen Knien folgt Louis ihm in den Gerichtssaal. Sie gehen einen kleinen Gang zwischen den Zuschauerbänken entlang direkt zur Anklagebank, wo sie schon platznehmen. Liam und seine Anwältin tun es ihnen gleich. Gegenüber von ihnen befindet sich ein weiterer Tisch, an dem bereits die Staatsanwaltschaft sitzt. Jay und Lottie dürfen sich in den Zuschauerbereich setzen, nur Harry und Niall müssen draußen warten. Doch das hatte James Louis im Vorfeld bereits alles erklärt. Da sie als Zeugen geladen sind, werden sie erst während der laufenden Verhandlung hereingebeten.

„Bleib ruhig und vor allem bleib bei der Wahrheit. Den Rest mache ich schon." Versucht James seinem Mandanten etwas die Angst zunehmen.

„Wieso ist Liam eigentlich wieder draußen? Ich dachte die ganze Zeit, er wäre auch in Untersuchungshaft?" will Louis von seinem Anwalt wissen.

„Seine Familie hat die Kaution für ihn bezahlt." Louis nickt verstehend und schaut noch einmal kurz zu seiner Mom und seiner Schwester, die ihn aufmunternd anlächeln.

Im nächsten Augenblick wird seine Aufmerksamkeit wieder zur Eingangstür gelenkt, die gerade erneut geöffnet wurde. Zayn wird von zwei Beamten hereingeführt. Louis versucht seinen Blick von ihm abzuwenden, doch er ist wie erstarrt. Die pure Angst macht sich in ihm breit. Sofort sieht er Zayn wieder vor sich stehen, wie er die Waffe auf ihn gerichtet hat und abdrückt. Ein eiskalter Schauer läuft ihm über den Rücken, während die Farbe nun gänzlich aus seinem Gesicht gewichen ist. Blass und zitternd beobachtet er, wie Zayn an ihm vorbei auf seinen Platz neben Liam geführt wird. Grob wird er auf seinen Stuhl gedrückt und die Handschellen entfernt. Einer der Beamten bleibt neben Zayn stehen, während der andere sich neben die Eingangstür stellt.

Ein undefinierbares Grinsen ziert Zayns Gesicht. Er scheint sich keine Sorgen über den Ausgang der Verhandlung zu machen. Wie immer eigentlich. Nie hat Louis mitbekommen, dass Zayn sich jemals über irgendetwas Gedanken gemacht hätte. Gelassen lässt er sich nach hinten an die Lehne fallen.

Dann ist es so weit. Alle erheben sich, als der Richter den Saal betritt.

„Bitte nehmen sie Platz." fordert dieser, als er am Richterpult seinen Platz eingenommen hat. Er stellt sich als Richter Anderson vor und verliest im nächsten Augenblick die Anklageschrift. Alle drei werden wegen Diebstahl, mehrfachem Einbruchsraub mit Freiheitsberaubung, Körperverletzung und diverser Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung angeklagt. Der Mordversuch an Louis wird in einem anderen Verfahren verhandelt.

Im Saal herrscht eine erdrückende Stille. Man könnte eine Stecknadel zu Boden fallen hören, was Louis' Anspannung nicht unbedingt besser macht. Mit zitternden Händen und rasendem Herzen versucht er sich voll und ganz auf die Verhandlung zu konzentrieren. Zayn wird in den Zeugenstand gerufen. Mit einem breiten Grinsen läuft er an Liam und Louis vorbei und setzt sich dem Richter gegenüber.

„Als Angeklagter haben Sie das Recht, sich zu den Beschuldigungen zu äußern. Dabei ist es wichtig, dass Sie sich nicht selbst dabei belasten müssen. Andernfalls können sie von ihrem Aussageverweigerungsrecht gebrauch machen." wird er belehrt.

„Gut, ich verweigere meine Aussage." gibt Zayn prompt zur Antwort und wirkt dabei sehr siegessicher. Ein überraschtes Raunen geht durch den Saal.

„Sind Sie sicher, dass Sie sich zu den Beschuldigungen nicht äußern möchten?" fragt Richter Anderson noch einmal nach. Zayn nickt nur und wird wieder aus dem Zeugenstand entlassen.

Nun ist Liam an der Reihe. Auch er wird ausführlich belehrt, doch anders als Zayn, möchte er zu seinen Anschuldigungen Stellung nehmen. Er beantwortet alle Fragen wahrheitsgemäß, gibt zu Protokoll, dass er, um seine Schulden bei Zayn zu begleichen, ihm geholfen hat. Er schildert, wie Zayn und er den Ford Transit gestohlen haben und wie sie den Erlös ihrer Beute aufgeteilt haben. Wobei er fairer Weise betont, dass Louis nicht einen Penny erhalten hat. In Liams Augen ist Reue zu erkennen. Immer wieder blickt er entschuldigend zu Louis. Beide Anwälte und die Staatsanwaltschaft löschern Liam mit Fragen, um jede noch so kleine Unklarheit aufzuklären.

„Haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen, Mr Payne?" möchte schlussendlich Richter Anderson von Liam wissen. Dieser wendet seinen Blick wieder zu Louis.

„Es tut mir wirklich unendlich leid, dass ich dich mit hineingezogen habe. Wenn ich könnte, würde ich es auf der Stelle rückgängig machen. Ich hoffe du kannst mir eines Tages vielleicht verzeihen."

„Ach wie rührend, mir kommen gleich die Tränen." brüllt Zayn dazwischen und erntet dafür sofort böse Blicke von seiner Anwältin.

„Mr Malik hiermit verwarne ich Sie. Sollten Sie die Verhandlung noch einmal stören, erhalten Sie ein Bußgeld." Richter Anderson schüttelt nur mit dem Kopf und macht sich eine Notiz.

Liam darf wieder zu seiner Anwältin und Louis wird aufgerufen. Er zittert am ganzen Körper, als er aufsteht und den Zeugenstand betritt. Wenn Harry jetzt an seiner Seite sein könnte, er würde sich gleich viel wohler fühlen. James lächelt ihm nochmal beruhigend zu und dann beginnt sein Verhör. Für ihn vergehen Minuten wie Stunden. Er versucht seine Nervosität zu verdrängen und mit fester Stimme zu antworten, so wie James es ihm geraten hat. Wenn zu viel Unsicherheit in seiner Stimme liegt, könnte der Verdacht aufkommen, er würde nicht die Wahrheit sagen. Er versucht so ausführlich wie möglich auf alle Fragen zu antworten, um nicht aus Versehen etwas auszulassen.

„Wir machen zehn Minuten Pause bevor wir mit den Zeugen weiter machen." verkündet der Richter, nachdem Louis endlich den Zeugenstand verlassen darf. Louis, Zayn und Liam dürfen den Sitzungssaal nicht verlassen, da eventuell Zeugen noch beeinflusst werden könnten. Nur James verlässt kurz dem Raum, um sich einen Kaffee zu holen

„Das wird ein langer Tag werden."