002 || Mable Smith

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Kurze Zeit später treffen die Beiden am Tatort ein. Die Gegend ist nicht besonders nobel. Es sind normale Einfamilienhäuser mit kleinen, liebevoll gestalteten Vorgärten. Nur wenige Grundstücke besitzen einen Pool. Ein paar einzelne Häuser haben eine winzige Veranda. Genauso wie das Haus der Millers.

Harry und Niall fahren gerade die Einfahrt rauf, als ihnen schon eine aufgeregte, ältere Dame entgegenkommt.

„Harry, ich bitte dich. Halte dich bei deinen Befragungen bitte kurz. Du hast mir eine Pizza versprochen und den Flyer hab ich im Büro vergessen." mahnt Niall seinen Partner. Dieser schüttelt nur schmunzelnd den Kopf und steigt aus dem Wagen.

Über einen schmalen Kiesweg geht er auf die Dame zu, gefolgt von Niall.

„Guten Tag, wir sind Sergeant Styles und Detectiv Horan. Haben sie uns gerufen?" stellen sich die zwei Polizisten vor.

„Ja, Hallo. Ich bin Mable Smith. Ich bin die Nachbarin der Millers." stellt sie sich eilig vor.

„Können sie uns denn erzählen, warum genau sie uns gerufen haben?" will Niall von ihr wissen.

„Wissen sie", beginnt die Dame dann zu berichten.

„Ich wohne schon sehr lange in dieser Gegend und ich merke sofort, wenn hier etwas nicht stimmt. Jeden Montag gegen 10 Uhr beginnt Herr Miller seine Joggingrunde und die lässt er niemals ausfallen. Heute hat er das Haus nicht verlassen. Das kam mir schon sehr komisch vor. Also habe ich das Grundstück von meinem Küchenfenster aus etwas im Auge behalten. Schließlich kann man ja nie wissen." Niall und Harry hören Frau Smith aufmerksam zu und machen sich einige Notizen.

„Ich habe das Haus noch gar nicht lange beobachtet, vielleicht 10 Minuten, als plötzlich zwei Gestalten über den hinteren Rasen liefen." Sie deutet mit ihrer Hand rechts am Haus vorbei.

„Mir war das alles unheimlich, da wollte ich sie lieber anrufen. Man kann ja heut zu Tage nie wissen." brabbelte sie weiter.

„Das haben Sie richtig gemacht, wir werden mal nachsehen." Meint der Sergeant.

„Moment, Moment, ich kann Ihnen das zeigen, ich kenne mich ja hier aus." drängt sich die ältere Dame auf und machte sich mit eiligen Schritten auf den Weg zur Tür.

„Nicht so schnell, gute Frau." hindert Niall sie am Weitergehen.

„Ich würde vorschlagen Sie gehen erstmal wieder in Ihr Haus und wir schauen uns das erst einmal an, wir melden uns dann nochmal bei Ihnen."

Mit vorsichtigen Schritten gehen sie ums Haus und versuchen sich Zutritt zu verschaffen. Die Terrassentür steht sperrangelweit offen. Mit geübtem Griff lösen die Polizisten ihre Waffe aus dem Halfter, betreten leise das Wohnzimmer der Millers und verschaffen sich einen ersten Überblick. Vor ihnen erstreckt sich die reinste Unordnung. Stühle wurden umgestoßen, Schubkästen herausgerissen und Sofakissen zerfetzt. Geräuschlos durchsuchen sie die untere Etage. Von den Bewohnern keine Spur.

Harry deutet mit einer Geste Niall an, nun ins Obergeschoss zu gehen. Über eine schmale Holztreppe gelangen sie nach oben und blicken einen hellen Flur entlang. Langsam nähern sie sich der ersten Tür, Niall voran - Harry gibt ihm Rückendeckung. Vorsichtig und mit schussbereiter Waffe, will Niall gerade die Klinke nach unten drücken, als plötzlich im Nebenraum ein Scheppern zu hören ist. Erschrocken fahren die Polizisten herum. Nach kurzem Blickkontakt verschaffen sie sich Zutritt zum Raum.

Es dauert nur wenige Sekunden, bis die Beiden den Raum mit ihren Augen abgesucht und gesichert haben. Vor ihnen erstreckt sich das helle, lichtdurchflutete Schlafzimmer der Familie Miller. Mit den Rücken aneinandergefesselt und den Mund mit Paketklebeband versiegelt, liegt das Ehepaar auf dem Bett. Auf dem Boden davor befindet sich eine zerbrochene Nachttischlampe.

Augenscheinlich hat Mrs Miller wohl damit versucht, auf sich aufmerksam zu machen. Mit Erfolg.

Schnell wirft Niall noch einen Blick in den großen Kleiderschrank und das angrenzende Badezimmer. Als sie sicher sind, dass sich hier keiner mehr versteckt hält, befreien sie die Geiseln.

Zitternd und mit Angst in den Augen schaut Mrs Miller die Polizisten an.

„Sind sie weg?" fragt sie kaum hörbar.

„Ja, im Haus ist niemand mehr. Sie können ganz beruhigt sein." bestätigt Harry.

„Wie fühlen Sie sich, sollen wir einen Arzt rufen?" Niall schaut besorgt zwischen den Eheleuten hin und her. Beide fallen sich, immer noch zitternd vor Angst, in die Arme.

„Nein, vielen Dank."

Nachdem sich alle wieder etwas beruhigt haben, beginnt Harry mit seiner Befragung. Wie schon vermutet, handelt es sich auch hier wieder um die Stromverbrecher. Mr und Mrs Miller versuchen so genau wie möglich den Tathergang zu beschreiben, versuchen sich an jede Kleinigkeit zu erinnern.

„Können Sie die Täter etwas genauer beschreiben?" will Harry nun wissen. Wie Sie aus den vorangegangenen Fällen schon festgestellt haben, gab es bis jetzt noch keine übereinstimmenden Beschreibungen. Die Größe, Augenfarbe und Statur sind in den meisten Fällen gleich beschrieben wurden, jedoch waren die Gesichtszüge und Altersangaben jedes Mal anders.

„Es waren zwei Männer, circa Mitte 20, sie haben sich als Mitarbeiter von London Power ausgegeben, um den Zählerstand abzulesen..."

„Das kam mir zu diesem Zeitpunkt schon sehr merkwürdig vor. Sie haben sich eigentlich immer mit einem Schreiben angekündigt oder haben angerufen, aber nie standen sie einfach vor unserer Tür." unterbricht Mr Miller seine Frau.

„Wie gesagt, es waren zwei Männer. Der eine hatte schwarze Haare und der andere braune. Sie hatten beide auch einige Tattoos an den Armen." beschreibt Mrs Miller die Täter weiter. Harry sieht zu Niall rüber, der gerade dabei ist sich alles zu notieren.

„Können Sie sich vielleicht an Motive der Tattoos erinnern, vielleicht einen Schriftzug oder etwas was Ihnen aufgefallen ist?" will Niall wissen.

„Nein nicht wirklich....obwohl, jetzt wo Sie es sagen, ja da war etwas. Der Mann mit den braunen Haaren hatte an seinem Unterarm vier dicke Streifen."

„Gut dann sind wir hier erstmal soweit fertig. Bitte fassen Sie nichts an, die Spurensicherung wird gleich eintreffen." Harry und Niall verabschieden sich und verlassen anschließend das Haus.

„Da sind Sie ja endlich. Sie wollten doch nochmal zu mir kommen, ich hab auch Kuchen da." erscheint Mrs Smith wieder in ihrem Blickfeld. Nialls Augen beginnen zu leuchten. Er will gerade zusagen, als Harry ihm das Wort abschneidet.

„Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber wir sind noch im Dienst und müssen jetzt auch wieder zurück aufs Revier. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Nachmittag, Mrs Smith." Niall lächelt die alte Dame nochmal kurz an und folgt Harry dann zum Wagen.

„Darf ich dann wenigstens fahren, wenn du den Kuchen schon ablehnst?" Harry beginnt zu lachen.

„Ich glaube nicht, dass unser Chef scharf darauf ist, wenn wir ihm berichten, dass wir noch ein Auto gegen eine Mülltonne gefahren haben."

„Hey, das ist doch nicht meine Schuld, wenn so eine doofe Katze mir vors Auto läuft."

Kaum auf der Wache angekommen, sprintet Niall ins Büro und greift sich den Pizzaflyer. Er hat gerade die Nummer gewählt, als er auf dem Flyer sieht, dass die Pizzeria montags geschlossen hat. Seine Laune ist im Keller.

„Pass auf Nialler, wir machen jetzt den Bericht noch fertig und dann lade ich dich auf ein Feierabendbier in den neuen Pub, bei mir um die Ecke, ein."

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt