031 || Erpressung

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Das Wochenende und auch die darauffolgende Woche vergehen wie im Flug. Louis geht wieder seiner Ausbildung nach und arbeitet abends wie gewohnt im Pub. Von seinen angebrochenen Rippen merkt er kaum noch etwas und auch sein Gesicht ist wieder gut verheilt. Jeden Morgen steht er zusammen mit Harry auf, damit sie noch zusammen Frühstücken können, auch wenn Louis erst zwei Stunden später die Wohnung verlässt. Viel Zeit bleibt dem frisch verliebten Paar nicht füreinander. Wenn Harry abends von der Arbeit kommt, ist Louis meist schon auf dem Sprung in die Bar. Oftmals reicht es gerade noch für einen kleinen Kuss zwischen Tür und Angel. „Eigentlich hatte ich mir das zusammen leben mit meinem Freund schöner vorgestellt." beschwert sich Harry, als er nach Feierabend zur Wohnungstür reinkommt und sieht, wie Louis sich schon wieder die Schuhe anzieht. „Es tut mir leid, aber ich muss doch irgendwie Geld verdienen." entschuldigt er sich, zieht Harry an seinen Hüften zu sich ran und verabschiedet sich mit einem leidenschaftlichen Kuss. „Ich versuch mich heute Abend zu beeilen, vielleicht bist du ja noch wach, wenn ich nach Hause komme." - „Okay, aber pass bitte auf dich auch." - „Mach ich. Ich muss jetzt los. Mach dir einen schönen Abend." - „Der Abend wäre mit dir in meinen Armen viel schöner." schmollt Harry, doch da fällt auch schon die Tür ins Schloss und er bleibt wieder mal allein zurück.

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Leise dreht Louis den Schlüssel und öffnet die Wohnungstür zu Harrys Eigentumswohnung. Sehr zu seinem Bedauern, ist es wieder viel zu spät geworden. Eigentlich wollte er schon vor drei Stunden Feierabend machen, da es heute ziemlich ruhig im Pub war, doch Calum ging es nicht gut und so musste Louis seine Schicht mit übernehmen.

Er zieht seine Schuhe aus und schleicht durch die Wohnung in die obere Etage. Wie zu erwarten, liegt Harry schon in seinem Bett und schläft tief und fest. Eigentlich ist Louis hundemüde und will nur noch schlafen, aber er braucht dennoch erst einmal eine ausgiebige Dusche. Sein Haar stinkt nach Pommesfett und Zigarrenqualm. Absolut widerlich, wie er findet. Das warme Wasser entspannt seine Haut und Louis kann endlich etwas runterkommen. Noch vor ein paar Wochen war er froh, über jede Minute, die er nicht in der WG verbringen musste, obwohl ihm auch da schon die doppelten Arbeitstage ganz schön zugesetzt haben. Jetzt sehnt er sich nach etwas mehr Freizeit, etwas mehr Zeit, die er mit Harry verbringen möchte. Ihn schmerzt es so unendlich, seinen Freund jeden Abend allein zu lassen.

Es sind nur noch 4 Monate, dann beginnen endlich die Abschlussprüfungen und wenn er sich richtig Mühe gibt, kann er bald im Pub kündigen und sich ganz auf seine Karriere als Maskenbildner konzentrieren. An den Gedanken könnte Louis sich glatt gewöhnen.

Mit einem tiefen Gähnen steigt er aus der Dusche und wickelt sich ein Badetuch um die Hüften. Noch schnell die Zähne putzen und schon kann er sich zu Harry ins Bett kuscheln. Er haucht ihm noch einen Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn und schmiegt sich an ihn heran. Diese Geborgenheit hüllt Louis sofort ein und er kann ohne Probleme einschlafen. Denkt er jedenfalls.

Kaum das er weggenickt ist, piept sein Telefon. Erschrocken fährt er hoch. Blickt kurz zu Harry, um sicher zu gehen, dass er ihn nicht geweckt hat und greift nach seinem Handy. Eine Nachricht erscheint auf dem Display. Zayn, natürlich, wer sollte ihm sonst mitten in der Nacht schreiben.

Z: Treffen uns morgen 12 Uhr an der alten Lagerhalle. Sei pünktlich und kein Wort zu deiner Bullen-Schwuchtel, sonst geht es der hübschen Lottie nicht mehr ganz so gut.

Louis wird leichenblass im Gesicht, seine Hände beginnen zu zittern, dass ihm das Handy aus der Hand fällt. Er presst sich die Hände auf den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Das darf doch nicht wahr sein. Nicht seine Schwester. Wie kann er es nur wagen? Louis steht auf und verlässt schnell das Schlafzimmer. Er hat Mühe sich auf den Beinen zu halten, da sich das Zittern inzwischen auf seinem gesamten Körper ausgebreitet hat. Überfordert läuft er im Wohnzimmer auf und ab, kann aber keinen klaren Gedanken fassen. Wie kann Zayn es nur wagen? Doch Moment mal! Woher kennt Zayn überhaupt ihren Namen? Louis hat nie über seine Familie gesprochen, geschweige denn sie namentlich erwähnt. Sicher wusste er von Louis' Familie, schließlich hatte er in seinem Zimmer Fotos von ihnen aufgestellt, aber über sie gesprochen hatte er nie. Das kann also nur eins bedeuten: LIAM! Wütend und enttäuscht zugleich nimmt er wieder sein Telefon und will Liam zur Rede stellen. Ein paar Mal ertönt das Freizeichen, bevor der Anruf weggedrückt wird. Natürlich kann sich Liam denken, warum Louis ihn um diese Uhrzeit noch sprechen möchte. „FUCK!" hallt Louis' Stimme etwas lauter durch die Wohnung. Was er im nächsten Augenblick schon wieder bereut, schließlich liegt Harry oben und schläft. Regungslos bleibt Louis kurz stehen und lauscht, aber er scheint ihn nicht geweckt zu haben. Zögernd öffnet er den Chat mit Zayn. Alles in ihm schreit förmlich danach, sich endlich gegen ihn zu wehren, aber seine Familie möchte er auch nicht in Gefahr bringen.

L: Wie stellst du dir das vor? Ich muss arbeiten, aber das scheint dir ja ein Fremdwort zu sein

Z: Werde mal nicht frech Kleiner. Entweder bist du um 12 da oder... Ich meine es verdammt ernst.

L: Schon gut, aber lass deine dreckigen Finger von meiner Schwester

Verzweifelt wirft Louis sein Handy auf die Couch und fährt sich durchs Haar. Er hat noch keine Ahnung wie er pünktlich bei der Lagerhalle sein soll. Sein Dienst im Theater geht bis 15 Uhr, schon wieder krank melden kann er sich unmöglich, nicht so kurz vor seinem Abschluss. Grübelnd steht er in der Küche und nimmt sich ein Glas Wasser, als er Harry im Augenwinkel auf der Treppe sieht. „Hey, ich hab dich schreien gehört, was ist los?" besorgt geht er die Treppe weiter nach unten auf Louis zu, legt ihm streichelnd seine Hände auf dessen Schultern und blickt ihn eindringlich an. „Es tut mir leid ich wollte dich nicht wecken." entschuldigt sich Louis. „Ist schon okay. Also was ist los Love?" - „Ach nichts weiter... ich wollte mir nur was zu trinken holen und bin, schusselig wie ich eben bin, auf der letzten Stufe ausgerutscht." Louis schaut nach unten auf seine Füße, er hasst es Harry anzulügen. „Hast du dir weh getan?" - „Nein geht schon, lass uns einfach wieder zurück ins Bett gehen." Harry hebt mit einem Finger Louis' Kinn an, so dass er ihm in die Augen schauen kann. „Ich hoffe du weißt, dass ich immer für dich da bin und immer sein werde." - „Ich weiß Haz und das weiß ich wirklich zu schätzen!" Louis lächelt sein Gegenüber voller Liebe an und lehnt sich leicht nach vorn, um ihn zu küssen.

Als Beide bereits wieder im Bett liegen, kann Louis trotz Harrys lieben Worten keine Ruhe finden. Er hat Angst. Angst um Lottie, Angst um den Rest seiner Familie, sogar Angst um Harry, einen Polizisten. Zayn traut er alles zu.

Harry ist inzwischen wieder eingeschlafen und hält Louis eng umschlungen in seinen Armen. Aber auch das lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Verzweifelt überlegt er noch immer, wie er es pünktlich zur Lagerhalle schaffen soll. Denn sollte er es nicht hinbekommen, schwebt seine Familie in großer Gefahr...

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt