019 || Drohung

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Es ist noch dunkel draußen, als Louis vom Klingeln seines Handys geweckt wird. Liam ruft an. Kurz überlegt er, ob er wirklich mit ihm reden möchte, nimmt aber dann doch ab. "Liam, was gibts?" grummelt er müde ins Telefon. "Louis, Gott sei Dank." Erleichterung ist in Liams Stimme zuhören. "Wo steckst du verdammt? Ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht." Louis fällt es schwer, dass zu glauben. Seine beiden Mitbewohner haben sich nie für ihn interessiert, außer der Kühlschrank war mal wieder leer, oder die Wäsche nicht gewaschen. "Was willst du Liam?" - "Man Louis. Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht. Zayn hat dich ganz schön zugerichtet. Und da wir nichts mehr von dir gehört haben" - "Mir gehts gut. Ich bin bei einem Freund untergekommen." unterbricht Louis ihn. "Wann kommst du wieder nach Hause?" - "Ich weiß nicht, ob ich überhaupt zurückkomme. Ich will mit euch und euren Geschäften nichts mehr zu tun haben." - "Sag mal spinnst du?" wird Liam jetzt etwas lauter. "Du kannst uns jetzt nicht hängen lassen. Zayn ist am Durchdrehen. Er hat schon die halbe Stadt nach dir abgesucht. Wenn du nicht zurück kommst, dann, er wird seine Drohungen wahr machen!" - "Lasst meine Familie aus dem Spiel!" wird nun auch Louis lauter, aber immer darauf bedacht, Harry im Nebenzimmer nicht zu wecken. Nicht auszudenken, wenn er von dem Gespräch mitbekommen würde.

Louis rauft sich durch die Haare. "Fuck" schimpft er durchs Telefon. "Ist gut. Ich komme vorbei, aber Pfoten weg von meiner Familie." - "Geht doch." vernimmt er auf einmal Zayns Stimme. "Liam, das ist nicht dein Ernst." - "Louis es tut mir leid, aber hätte Zayn dich angerufen, hättest du wahrscheinlich nicht abgenommen." - "Mit Sicherheit nicht." Louis ist so wütend. Wie konnte Liam ihm nur so eine Falle stellen. "Wo steckst du Kleiner? Wir holen dich ab!" bestimmt Zayn. "Vergiss es. Ich komme gegen Mittag bei euch vorbei." Louis muss seinen ganzen Mut zusammennehmen, um sich Zayn zu widersetzen. Er kann nicht riskieren, dass die beiden von Harry erfahren. Er möchte ihn auf keinen Fall in Gefahr bringen. Zayn würde er im Augenblick alles zutrauen.

"Solltest du es dir anders überlegen, kann ich für nichts garantieren." droht er ihm erneut. Dann ist das Gespräch mit einem Mal beendet. "FUCK, FUCK, FUCK!" flucht Louis und wirft sein Telefon auf das Bett. "Was mach ich denn jetzt?" An schlafen ist nicht mehr zu denken, viel zu aufgewühlt und wütend ist er auf die Beiden. Nervös läuft er im Zimmer auf und ab. Unfähig auch nur einen klaren Gedanken zufassen.

Er beschließt sich einen Tee zu machen, vielleichtberuhigt es ihn etwas. Nur mit Boxershorts bekleidet, geht er nach unten in die Küche und schaltet den Wasserkocher an. Louis will sich gerade eine Tasse aus dem Schrank nehmen, als Harry plötzlich neben ihm steht. Erschrocken zuckt er zusammen und lässt die Tasse fallen. "Alles okay bei dir?" fragt Harry verwundert. "Du zitterst ja am ganzen Körper!" - "Ähm ja, ich ich hatte nur nicht mit dir gerechnet."

Wieder einmal spürt Harry, dass Louis ihm nicht die Wahrheit sagen möchte. Vorsichtig legt er einen Arm um Louis Schulter und zieht ihn etwas näher zu sich. Dieser zögert kurz, dreht sich aber dann doch zu Harry um und legt seinen Kopf auf dessen Schulter. Louis ringt mit sich selbst. Wie gern würde er Harry einfachalles erzählen. Wäre er nicht ausgerechnet Polizist.

Er drückt sich noch etwas näher an Harry, genießt seine Nähe und Wärme. Er lehnt seinen Kopf an dessen Brust und kann sein Herz schlagen hören. Eine Gänsehaut bildet sich auf seinem nackten Oberkörper, als Harry ihm mit der Hand über den Rücken streicht. Auch Harry lässt die Situation nicht kalt. Er fühlt sich wohl mit Louis im Arm. Ein Kribbeln durchfährt seinen Körper.

Die beiden werden durch das Klicken des Wasserkochers aus ihren Gedanken gerissen. Harry schiebt Louis ein wenig von sich und blickt ihn an. In Louis Augen bilden sich die ersten Tränen, vollkommen überfordert von seinem Gefühlschaos.

Immer noch ruhen Harrys Augen auf ihm. Er legt seine Hand vorsichtig an Louis Wange. "Was es auch ist Ich werde für dich da sein. Versprochen!" Überrascht schaut Louis auf und direkt in seine stechenden, grünen Augen. Harry lächelt ihn liebevoll an. Nun ist es endgültig um Louis geschehen. Er spürt tausende von Schmetterlingen in seinem Bauch aufsteigen. Seine Gedanken überschlagen sich und er scheint alles um sich herum zu vergessen. Ihre Blicke liegen noch immer aufeinander und auch Harry spürt erneut dieses Kribbeln, was sich langsam im gesamten Körper ausbreitet. Fast automatisch legt Louis seine Hand in Harrys Nacken und kommt ihm langsam näher. Sie sind nur noch Millimeter voneinander entfernt. Louis nimmt seinen ganzen Mut zusammen und presst seine Lippen auf die von Harry. Er zieht ihn noch etwas dichter an sich heran. Zögerlicher widert Harry den Kuss einen Moment später. Die Zeit scheint auf einmal stillzustehen. Langsam bewegen sich ihre Lippen zärtlich aufeinander. Harry legt seinen Arm um Louis Hüfte und drückt ihn fester an sich. Ihr Kuss wird intensiver, leidenschaftlicher, aber nicht fordernd.

Vollkommen außer Atmen lösen sie sich schließlich voneinander. Harrys Herz rast in seiner Brust. Seine Gefühle fahren Achterbahn und er braucht einen Augenblick, um zu begreifen, was hier gerade passiert ist. Louis hat ihn geküsst, er hat Louis geküsst. Überfordert mit dem Ganzen geht er einen Schritt zurück und sieht Louis irritiert an. Er möchte etwas sagen, bekommt aber kein Wort raus. Sprachlos starrt er ihn nur an.

Louis kommt als erster wieder zu sich. Er spürt wie ihm die Röte ins Gesicht steigt. "Harry, es. Es tut mir leid. Ich hätte nicht entschuldige." peinlich berührt richtet er seinen Blick nach unten, auf gar keinen Fall kann er Harry jetzt ansehen. Die letzten Tränen sind kaum getrocknet, da werden seine Augen erneut feucht. Was hat er sich nur dabei gedacht? Langsam dreht er sich weg und verlässt die Küche. Er läuft schnell nach oben und schließt die Tür des Gästezimmers hinter sich.

Harry steht noch immer starr in der Küche. Unfähig auch nur einen klaren Gedanken zufassen. Nur langsam kommt er wieder zu Sinnen. Er reibt sich mit den Händen übers Gesicht. War das gerade wirklich passiert? Keine Ahnung wie er sich jetzt verhalten soll, läuft er in der Wohnung auf und ab. Überlegt, ob er vielleicht mit Louis darüber reden soll. Aber was soll er ihm sagen? Er geht nach oben und bleibt vor der Tür zum Gästezimmer stehen. Heb schon die Hand, um zu klopfen, zieht aber dann doch zurück. Er weiß selbst nicht, wie er das Ganze interpretieren soll, wie soll er es Louis dann erklären. Soll er ihm sagen, dass alles nur ein Versehen, ein Missverständnis war? Aber wo bitte schön, ist ein Kuss ein Missverständnis?

Er beschließt, seine Gedanken erst einmal zuordnen, bevor er mit ihm reden kann. Harry möchte ihn nicht mit den falschen Worten verletzen, oder ihm Hoffnung machen.

forced crimes  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt