1 - Das letzte bisschen Hoffnung

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Persephone

Sterne. Funkelnde kleine Lichter. Wie hell sie doch leuchteten. Wie stark ihre Liebe sein musste. Wie sehr sie atmeten. Ja, funkelnde kleine Lichter. Wie pochende Herzen blinkten sie auf und erloschen, schimmerten und klangen wieder ab - wie die Blume der Nacht - blühten sie und schliefen danach wieder ein...
...bis ein unerwarteter Kuss sie wieder erwachte.

„Wir sehen uns Morgen!", rief Helena hinterher und warf ihr schönstes Lächeln zu mir.
Ihre sanfte Stimme ließ mich einen letzten Blick über meine Schulter werfen, als ihre blonden im Winde wehenden Haare schließlich hinter einer Fichte verschwanden. Ein kleines Schmunzeln zog sich durch meine Lippen.

Helena Galanis kannte ich schon seit der fünften Klasse, als sie mich mit ihren himmelblauen Augen bei einem Schulausflug zum ersten Mal angesprochen hatte.
Nach gefühlt tausend Kinobesuchen, Lachanfällen und tiefgründigen Gesprächen waren wir bis heute die besten Freunde. Und nun gingen wir gemeinsam zur gleichen Universität. Um genauer zu sein, studierten wir beide Medizin in der größten Universität Athens. Doch während sie sich mehr mit der Medizin der Augen beschäftigte, konzentrierte ich mich auf das, das mich an meiner Geburt fast nicht am Leben ließ...das Herz.

Ja, geboren wurde ich mit einem Herzfehler. Meine Mutter erinnerte sich an meine Geburt jedes Mal mit einer kleinen Träne, die ihrem schönen Gesicht herunterfloss. Sie durfte mich zwei Wochen nicht halten, nicht sehen. Doch irgendwie schaffte ich es. Und ich lebte zwar mit einem Herzfehler...aber ich lebte. Eines Tages mochte ich Kindern helfen mit einem Herzfehler umgehen zu können - besser noch, sie sogar zu heilen.

Mit einem Stapel Anatomiebüchern aus der Universitätsbibliothek fest an meiner Brust gepresst, schlenderte ich durch den Campus geradewegs zu meinem Auto, das auf dem Parkplatz steht. Abrupt blieb ich stehen, als ich einen schwarzen Range Rover direkt neben meinem Auto stehen sah. Das schwarze, große Auto hatte ich schon des Öfteren bemerkt, doch nie sah ich jemanden ein- oder aussteigen. Die Scheiben waren alle dunkel getönt, sodass ein Blick auf die Personen darin unmöglich war. Wie ein Blitz gingen mir wieder hundert Horrorszenarien durch den Kopf, die ich wieder schnell abzuschütteln versuchte. Ich hatte definitiv zu viele Psychothriller und Krimis gelesen. (Dank Helena, die mir solche Bücher immer aufzwingt). Vielleicht ging auch einfach jemand super Reiches oder Berühmtes in diese Universität und sollte vor Paparazzi abgeschirmt werden. (Da sind jetzt aber meine Drama-Bücher schuld).

Schnell stieg ich in mein Auto und fuhr los. Ich war gut gelaunt, also drehte ich die Musik laut auf und sang mit. Wartend an der roten Ampel, folgte ich den Sonnenstrahlen hinauf zur Akropolis, die mit ihren mächtigen Säulen auf dem einfachen Berg wie ein König auf einem einfachen Stuhl saß. Es wurde grün und ich fuhr weiter. Als ich einen Blick in den Rückspiegel warf, erkannte ich plötzlich den schwarzen Range Rover hinter mir. Konnte das sein? War es wirklich der gleiche wie auf dem Campus-Parkplatz? Ich beschloss meinen Verdacht zu testen und bog paar mal in Straßen ein, die sich eigentlich nicht auf meinem Heimweg befanden. Und tatsächlich folgte mir das Auto bis ich wieder auf der Hauptstraße landete.

Leichte Panik brach in meiner Brust aus und ich gab etwas mehr Gas. Ich konzentrierte mich nur noch auf die Straße, fuhr schneller, umklammerte das Lenkrad fester. Nach fünfzehn Minuten erblickte ich endlich das Haus meiner Eltern und hielt Ausschau auf ein Parkplatz. Schnell parkte ich auf der Straßenseite, warf meine Tasche über meine Schulter und stieg aus. Der Wind wehte durch meine herbstroten Haare. Pure Stille. Nur das Rascheln der Laubblätter, die über dem Asphalt rollten und mein nervöses Herz ertönten in meinen Ohren. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich hätte niemals zu meinen Eltern fahren sollen, falls ich wirklich verfolgt wurde. Fremde und mysteriöse Menschen zu meinem zweiten Zuhause zu führen war mehr als eine dumme Tat. Oder war das eine menschliche Reaktion - dorthin zu fliehen, wo wir uns sicher fühlten? Vorsichtig drehte ich mich einmal um meine eigene Achse, doch kein schwarzer Range Rover war in der Nähe zu sehen. War das doch nur Einbildung? Ich schüttelte mit dem Kopf. Also doch nur Hirngespinste...

MIA DEA - Göttin der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt