29 - Goldenes Wasser

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Ich sehe sie in meinem Traum. Eine zarte Hand in meiner und der Ring meiner Mutter, der sie schmückt. Zusammen laufen wir auf den Sonnenuntergang zu und ich bin einfach glücklich. Ihre grünen Augen glitzern wie das Meer und ihr Lächeln ist magischer als jeder Fluch.
Ich lasse sie los. Ihre roten Haare wehen im Wind wie Herbstblätter, während sie rennt. Sie sieht zu mir zurück, lächelt noch einmal und dann...dann verschwindet sie spurlos...

Mein ganzer Körper schreckte aus diesem bedrückenden Traum auf, als ich plötzlich bemerkte, dass Persephone rittlings auf mir saß. In Unterwäsche und mit Farbe bekleckert. Sie erschrak, kippte beinahe von mir runter, also hielt ich sie schnell an ihren Oberschenkel fest. „Dea..." Verwundert sah ich auf meine Brust. Persephone hatte alle meine Tattoos...ausgemalt. „Was zum Teufel tust du da?"
„Siehst du doch. Es gab keine leeren Leinwände mehr, also habe ich dich einfach ausgemalt."
Ich musste einfach lachen. Irgendwie war das so süß. Auch wenn ich mir jetzt die ganze Farbe wieder abwaschen musste...
„Du hättest mir auch einfach sagen können, dass du noch welche brauchst. Ich bin zufällig reich, ich hätte dir ein ganzes Kunstatelier kaufen können, wenn du das möchtest."

Und da war es wieder. Ihr Lächeln...wie in meinem Traum. Doch sie sah auch sehr müde und blass aus.
„Konntest du wieder nicht schlafen, Liebes?" Erst berührte ich ihre Stirn, um ihre Körpertemperatur wahrzunehmen, doch es fühlte sich normal an. Dann sah ich runter und legte meine Hand sanft auf ihren Bauch. „Oder vielleicht trägst du bereits unser Kind."
Persephone sprang von meinem Körper runter. „Nein!", sagte sie hastig. „Ich meine...schwanger...ich...unmöglich."
Ich stand auf, lief auf sie zu und strich die roten Strähnen hinter ihr Ohr. „Wieso sollte das unmöglich sein? Verheimlicht du mir etwas?"

„Weil ich...ich habe meine Periode heute Morgen bekommen!", sagte sie etwas zu unglaubwürdig.
„Ach wirklich?"
„Jap."
„Zeig's mir!", forderte ich sie auf. Stirnrunzelnd trat sie einen Schritt von mir zurück.
„Spinnst du? Natürlich zeig ich es dir ni..." Doch da rannte sie auch schon auf die Toilette zu, stürzte sich auf die Knie und übergab sich. Ich eilte zu ihr und streichelte sanft ihren Rücken.
„Ich hole einen Arzt, dea. Du siehst mir viel zu schwanger aus als dass du die Periode hättest."

„NEIN, MINO!", schrie sie mich an, packte dabei meinen Arm, um mich vor dem Aufstehen zu hindern. „Ich bin nicht schwanger, Mino! Ich habe einfach das Essen nicht vertragen von gestern Abend, verstanden?" Sie wurde heiß und wütend wie ein Vulkan, also hielt ich einfach meinen Mund...und rief gleich darauf trotzdem den Arzt an.

Ich dachte wirklich, dass Persephone kurz vor der ultimativen Apokalypse stand, als sie nur eine Stunde nach ihrem Kotzanfall das Gesicht unseres Arztes erblickte. Carlo Russo war schon seit meinem zehnten Lebensjahr der Arzt der Rinaldi-Familie. Er untersuchte meine Frau und nahm schließlich noch eine Urinprobe. „Das Ergebnisse teile ich Ihnen mit, sobald ich sie habe. Aber auf dem ersten Blick könnte es vieles sein. Ihre Periode hat sie jedenfalls nicht", teilte Dr. Russo mir mit. Persephone hatte mich also angelogen.

Als Dr. Russo wieder ging, lief ich in das Bad, um nach Persephone zu schauen. Sie saß auf dem Rand der Badewanne und starrte die Fliesen an.
„Wieso lügst du mich an? Dr. Russo meinte..."
„Wieso hast du ihn überhaupt angerufen?!", unterbrach sie mich wütend, „ich habe dir gesagt ich brauche keinen Arzt! Und DU...DU hast mal wieder das getan, was der furchteinflößende Mafiaboss für richtig hält!" Sie war sichtlich aufgebracht. Ich wollte ihr auf die Beine helfen, doch sie schlug meine Hand weg.
„Dea, lass mich dir ins Bett helfen. Dir geht es nicht gut." Doch sie stand rasch auf und verlies das Bad.
„MIR GEHT ES SEHR WOHL GUT!", schrie sie durch das gesamte Haus, bevor sie es auf die Terrasse hinaustrat. Ich setzte mich auf den Sessel und beobachtete sie...

Persephone

Ich hatte es so satt von Mino kontrolliert zu werden! Er ist misstrauisch. Was ich ehrlich gesagt nachvollziehen konnte, denn lügen war wohl kaum meine Stärke, jedoch konnte ich ihm auf gar keinen Fall beichten, dass ich die Pille nahm und deshalb nicht schwanger sein konnte. Diese Sache machte mich so wütend, dass ich bereits die Tränen unterdrücken musste. Doch vor allem machte mich diese Sache wütend, weil mich Mino's Tat wirklich verletzt hatte. Und wenn mich etwas verletzte, dann weil es mir gleichzeitig auch etwas bedeutete. Fuck!

MIA DEA - Göttin der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt