26 - Spiel der Mafia

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Die sanfte Berührung der Morgensonne weckte mich inmitten eines Chaos von Federn und Lichterketten. Mit zusammengekniffenen Augen richtete ich mich langsam auf und band meine roten Haare mit einem Haargummi zu einem Dutt zusammen. Meine Freunde schliefen noch tief und fest, so als wären sie mit einem Fluch belegt worden. Vorsichtig hob ich Xenias Arm von meinem Bein und hüpfte über Helena und Nikos, die irgendwie auf dem Boden gelandet waren. Ich entschied mich zu gehen, bevor sie aufwachen würden. So war es leichter für uns alle.

Wie eine Katze schlich ich zur Haustüre. Ich legte meine Hand auf den Türknauf, doch öffnen konnte ich sie noch nicht. Ich schaute über meine Schulter, um ein letztes Mal in den Flur zu blicken, den ich so oft sorglos und doch gedankenverloren betreten hatte. Die dunklen Holzdielen, die auf der Höhe von Nikos Zimmer immer angefangen hatten zu knarzen (So wusste ich immer, wann er von der Spätschicht aus dem Krankenhaus zurückkam). Der rote Fleck an der weißen Wand, der aussah wie Blut, aber nur Tomatensoße war, die irgendwie aus Xenias Spaghettiteller geflogen war. Und die vielen, verrückten Bilder von uns, die wir mühevoll eingerahmt und aufgehängt hatten. Ja, das alles würde ich vermissen.

Aber wieso war ich so sicher mein bisheriges Leben hinter mich lassen zu müssen? Ich könnte einfach hierbleiben und auf die Mafia scheißen! Wütend öffnete ich die Haustür und sah zu drei Schränken mit Sonnenbrillen und schwarzen Anzügen hinauf, die wie die Bodyguards der Kardashians aussahen. Ach ja...deshalb konnte ich nicht auf die Mafia scheißen.
„Signora Rinaldi", begann der eine mit der glänzenden Glatze. Der Ausdruck in seinem Gesicht war so kalt, dass es fast schon furchteinflößend wirkte. „Signor Rinaldi wartet auf Sie unten im Wagen." Verstanden nickte ich ihm zu und drängelte mich durch die muskulösen Männer hindurch.

Unten an der Straße angekommen, sah ich Adone, der überraschenderweise neben dem Range Rover stand. Er trug ein hellblaues Hemd und eine graue Hose, in denen sich seine Muskeln abzeichneten. Seine blonden Haare waren zum ersten Mal leicht wellig, was ihm extrem gut stand...sowie die Pilotenbrille, die ihn etwas arrogant wirken ließ.
„Du siehst scheiße aus", rief er von der anderen Straßenseite, während er die Sonnenbrille von seinem frischrasierten Gesicht abnahm. Seine eher grauen Augen strahlten heute so blau wie das Mittelmeer. Adone war seinem Namen wirklich gerecht. Gott der Schönheit.

„Dir auch einen schönen, guten Morgen", rief ich ihm auf ironischer Weise zurück. „Was soll das überhaupt mit den drei Riesen vor der Wohnungstür?"
Adone öffnete mir wie ein echter Gentleman die Beifahrertür und wartete, bis ich ins Auto gestiegen war, bevor er mir antwortete: „Minos Anordnung, schätze ich"
„War es auch seine Anordnung, dass du mich abholst? Denn gestern klang es noch so, als würde er dich nicht mehr an meine Seite lassen."
Der blonde Schönling setzte sich ans Lenkrad und fuhr los. „Ich kann eben überzeugend sein." Sein selbstgefälliges Grinsen brachte mich zum Lachen.

„Wohin fahren wir?", fragte ich, nachdem ich bemerkt hatte, dass Adone sehr schnell und eilig fuhr.
„Wir fahren zu eurem Küstenhaus. Du sollst dich fertig machen, danach fahre ich dich zu Mino, der bei einem Geschäftsessen auf dich wartet. Du sollst ihm Gesellschaft leisten."
„Geschäftsessen nennt ihr sowas also?" Stirnrunzelnd sah ich zu Minos Bruder, der konzentriert auf die Straße blickte. „Wieso will Mino, dass ich plötzlich bei einem seiner ‚Geschäftsessen' dabei bin? Ich dachte, er will mich vor allem und jedem schützen."
„Es ist wichtig, dass du dabei bist, Persephone", erklärte er ernst, „du bedeutest Macht. Mino will die anderen Mafia-Clans unterdrücken, um die Oberhand über ganz Italien zu gewinnen. Nur so kann er dich wirklich beschützen."

Nicht schon wieder dieses Machtgehabe. Wenn ich darüber nachdachte, dass ich mein altes Leben hinter mir gelassen hatte, weil sich ein paar Jungs mit Waffen um Drogen stritten, könnte ich mich echt wieder übergeben. Apropo...irgendwie wurde mir gerade wirklich schlecht. Ich schloss meine Augen und atmete langsam ein und aus, um meine Nerven zu beruhigen. Wirklich, die gesamte Mafia machte mich noch krank.

MIA DEA - Göttin der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt