30 - Inferno

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„Aaaahhhhh!" Vor Glück schreiend rannte ich in Valencia's Arme und drückte sie fest. Meine kleine Freundin, Stella und Adone, sowie zwei der Hausmädchen, standen vor dem großen Tor der Burg und empfingen uns wie die Dienerschaft ihre Monarchen empfangen würde. „Ich freue mich, dass du wieder da bist. Ohne dich war es wirklich langweilig", sagte Valencia und lächelte mich an. Sie hatte so etwas beruhigendes an sich, dass meine Seele sich, jedes Mal wenn ich sie sah, sofort entspannte. „Ja, das stimmt...", mischte sich auch Stella ein, mit verschränkten Armen und perfekt frisierten Haaren, „...das Drama in diesem Haus hat gänzlich gefehlt." Sie schmunzelte gefährlich, doch ich rollte nur die Augen. Sie hatte ihren speziellen Sarkasmus. Es gefiel mir. Im Augenwinkel spürte ich Adone's Blick auf mir schleichen. Als ich kurz über meine Schulter schaute, begegnete ich sein kaltes aber unsicheres blaugrau. Schnell wendete ich mich von ihm ab, hackte mich bei Valencia ein und führte sie in die Burg. „Ich habe dir soviel zu erzählen. Gutes...aber auch Schlechtes..."

Im Foyer wurde mir sofort die Jacke ausgezogen und das Gepäck abgenommen. Auch Mino tauchte hinter mir auf und wurde von Anna, meinem persönlichen Hausmädchen, mit einem königlichen Knicks begrüßt. „Wir müssen sofort in mein Zimmer", sagte ich zu Valencia, „ich habe dir etwas aus Athen mitgebracht." Unsicher sah die Stylistin zwischen mir und  Mino hin und her, wartete auf seine Reaktion, seine Erlaubnis...

Mino war jedoch ohne Emotionen. Seit unserer kleinen Auseinandersetzung in Positano und dem Hass-Sex am Strand war er ungewöhnlich still geworden. Selbst die Fahrt zurück nach Neapel war ein Spiel aus Schweigen und Starren. Jedes Mal wenn er mich enttäuscht ansah, machte mein Herz einen Satz in die Tiefe der Hölle. Nicht einmal die betrunkenen Blicke meines Vaters - es waren die Momente in denen er mich am meisten hasste - verletzten mich so sehr. Ich wusste nicht, wie ich ihn darauf ansprechen sollte, also schwieg und starrte ich ebenfalls.

Doch als ich meine Hand auf Valencia's Rücken legte und sie einige Schritte vorwärts schob, ergriff Mino mein Handgelenk, um mich anzuhalten. „Warte." Abrupt drehte ich mich zu ihn um und fing das Leuchten seiner Iris ein...das sanfte Leuchten, wie Glühwürmchen im Wald. „Hättest du einen Moment für mich Zeit? Ich muss mit dir sprechen."
„Habe ich denn eine Wahl?", griff ich mit einer Gegenfrage an. Meine Worte waren gefährlich. Nicht weil ich erneut das Problem unserer Ehe ansprach, sondern weil ich es wagte Mino vor seinen Geschwistern und seinen Hausmädchen zu untergraben. Alle Augen lagen auf uns. Sein Mimik verdüsterte sich, jedoch wurde sein Griff um meinen Handgelenk lockerer. „Bitte", flüsterte er durch zusammengepresste Zähne.

Für einen Moment sagte ich nichts und schaute in die Runde. Stella's urteilender Blick ließ die Übelkeit in mir hochkommen. Adone's Körper spannte sich an, seine Hände ballte er zu Fäusten. Und in den goldbraunen Augen meiner Freundin sah ich die Verunsicherung erneut aufsteigen. Sie löste sich langsam von meiner Berührung und entfernte sich ein paar Schritte von mir, um Mino nicht zu verärgern. Ich schluckte den dicken Kloß in meinem Hals herunter und wendete mich wieder an meinen Ehemann. „Na gut. Valencia, bitte warte in meinem Zimmer auf mich."

Mino lief in das Esszimmer (oder eher gesagt Speisesaal, denn hier hätten locker fünfzig Menschen am Tisch sitzen können) und ich folgte ihm. Hier hatte ich mein erstes Mal, dachte ich mir, als ich auf die Tischplatte sah, die so sauber glänzte wie der Mamorboden unter mir. Unter meiner Haut fing es an zu kribbeln, als ich daran dachte, wie heftig Mino damals seinen Schwanz in mich rammte. Die Lust stieg in mir auf, doch das war nicht der richtige Zeitpunkt.

„Persephone..." Der Mafiaboss schnipste mit den Fingern vor meinem Gesicht, um mich von den Tagträumen zu wecken. „Hast du mir nicht zugehört?" Um ehrlich zu sein...Nein. Ich habe an dich gedacht und deinen himmlischen Körper...O.K. Das reicht jetzt endgültig. Bevor er sich wiederholen konnte, ergriff ich schnell das Wort.
„Es tut mir leid."
„Es tut dir leid?", wiederholte Mino mein Ausgesprochenes. Seine Mimik wurde mit einem Mal sanfter und die Glühwürmchen in seinen Augen schienen zu strahlen wie Sterne kurz vor der Explosion. Er nahm mein Gesicht in beide Hände und schaute mit einem Lächeln auf mich hinab. „Wenn sich einer entschuldigen sollte, dann ich."
Jetzt hatte er meine ganze Aufmerksamkeit.

MIA DEA - Göttin der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt