5 - Engel der Grausamkeit

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„Du hast bestimmt einige Fragen. Nur zu. Stell sie mir."
Einige Fragen? Nein...nur ein paar TAUSEND! Sie jedoch auszusprechen, ist ein Problem für sich.

Seine Stimme war gefährlich ruhig. Wie konnte man so sprunghaft sein? Vor fünf Minuten hatte er jemanden erbarmungslos getötet und nun saß er am anderen Tischende und stopfte das Steak in sich hinein. Psychopath! Mörder!...Oh Gott! Ich sitze mit einem Mörder an einem Tisch.

Als ich seinen Blick auf mir durch die vielen Kerzenflammen und rosa Lilienblüten bemerkte, senkte ich schnell meinen Kopf zum Teller vor mir und stocherte angespannt auf den Rosmarin-Kartoffeln herum. Nachdem seine Männer die Leiche raustrugen, schickte er alle aus diesem Raum hinaus. Zu meinem Bedauern auch Valencia bei der ich zum ersten Mal keine Angst verspürte seitdem ich in dieser Irrenanstalt gelandet war.

Die Luft hier drinnen wurde stickig. Meine Atmung wurde schwer. Mir war irgendwie heiß und ich spürte einen leichten Schweißfilm auf meiner Haut.
Abrupt ließ der Blauäugige sein Besteck auf dem Teller fallen, stand auf und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Seine große Hand  legte er unter mein Kinn und drehte mein Gesicht in seine Richtung. Mit weiten, ängstlichen Augen sah ich ihn an. Wäre er nicht so ein Monster, hätte ich ihn sogar als gutaussehend empfunden. Doch was ist schon äußere Schönheit, wenn man innen so giftig wie eine Schlange ist.

„Du bist so schön." Sollte das nun ein Kompliment sein? Sollte ich mich nun besser fühlen? Denn ich fühlte mich, als wäre ich erneut ertrunken. Er Starb wegen mir! Wie dumm bin ich?!! „Na gut, wenn du nicht sprechen willst, stelle ich mich eben dann einfach vor." Er ließ mein Kinn los und steckte seine Hände in die Hosentaschen. „Mein Name ist Angelo Scarsi. Du kennst mich zwar nicht, aber die Menschen hier in Sizilien kennen mich als den meist gefürchteten Mafioso, den es gibt." Warte, was? Sizilien? Ich bin nicht mehr in Griechenland? Ich schluckte den dicken Klos langsam in meinem Hals herunter, als er genau das sagte, was ich mir bereits gedacht hatte. Die Mafia also. Aber was will die Mafia von mir? „Ja, du bist in Sizilien und ja das ist hier die verdammte Mafia. Genauer gesagt, ist das hier das Reich des Scarsi-Clans", beantwortete er meine Gedanken. Sind meine Gedanken so offensichtlich?

„Wie...wieso bin ich nur in Unterwäsche aufgewacht? Wa...was habt ihr mit mir gemacht?", stotterte ich ängstlich. Eine heiße Träne kullerte meine Wangen herunter, als er anfing pervers zu grinsen.
„Ach, mein kleiner Bruder wollte dich näher betrachten. Ich konnte es ihm nicht verwehren, denn...ich wollte es auch." Ich schloss kurz die Augen, presste dabei das salzige Wasser heraus. Ich glaubte, mir wurde wieder übel. „Aber keine Sorge, mehr als unsere Augen haben dich nicht berührt." Ich will hier weg! Bitte!!! Tränenüberströmt stand ich einfach auf und schnappte vergebens nach Luft. Dabei kratzte der Stuhl auf dem ich saß ein paar Zentimeter den Boden entlang und kippte hinter mir um.

Erneut kam Angelo auf mich zu. Seine Hand legte er auf meine linke Wange und strich die Tränen weg. Er war mir so nah, aber ich konnte ihn nicht ansehen. Und bewegen konnte ich mich auch wieder nicht. „Bitte lass mich einfach gehen. Ich werde niemanden sagen, wo ich war. Bitte...", bettelte ich, schaute aber dabei weiter auf den Boden. Jetzt trat er noch einen Schritt näher. Seine Brust berührte meine. Mein ganzer Körper verkrampfte sich und meine Fingernägel vergrub ich in meine Handflächen. „Schau mich an", befahl er mir. Ohne zu zögern, blickte ich in seine kalten Augen. „Ich habe zu lange gebraucht, um dich zu finden. Ich lasse dich gewiss nicht gehen. Niemals!" Was will er von mir verdammt??!! Noch mehr Tränen flossen über mein heißes Gesicht.

Dann trat er wieder einen Schritt zurück und holte eine kleine Box aus seiner Hosentasche, die er neben mein Teller stellte. Er öffnete sie und schaute dann wieder zu mir. „Gefällt der dir?" Schweratmend sah ich zu dem glitzernden Ring in der schwarzen Box. Aber ich reagierte nicht. Ich war verwirrt und einfach nur müde. Angelo jedoch wartete auf keine Antwort, sondern nahm den Ring in die eine Hand, mit der anderen griff er nach meiner und steckte den Ring auf mein Ringfinger. „Unsere Hochzeit findet in drei Tagen statt. Ich schicke gleich Valencia zu dir hoch. Sie soll dir ein paar Kleider zeigen", sagte er emotionslos. Er hatte vorhin erwähnt, ich sei seine Verlobte. Das ist doch ein schlechter Film...oder??

MIA DEA - Göttin der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt