27 - Tränen der Vergangenheit

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„Hast du den Verstand verloren?!", schrie mich Mino an, nachdem er mich vor die Eingangstür gezerrt hatte. „Du kannst doch nicht ohne meine Erlaubnis fünfzehn Frauen kaufen?!"
„Sie sind besser bei uns als bei irgendeinem dieser perversen Schwachköpfe!", erklärte ich ihm und berührte ihn am Oberarm, doch er schüttelte mich ab.
„Was soll ich mit ihnen jetzt machen, hm?! Sag es mir, Signora Rinaldi!"
Ehrlich gesagt, hatte ich keine Antwort. Stattdessen blickte ich in Minos wütende Iris. Er packte mich hart am Arm und zog mich zu sich heran, sodass sein Atem meine Haut berührte.
„Du tust sowas nie wieder! Hast du verstanden?!"
Jetzt wurde ich ebenfalls wütend. Denn ich hasste es wie ein kleines Kind behandelt zu werden. So als hätte ich von nichts auf dieser Welt eine Ahnung.
„Hast du nicht gesagt, ich wäre deine Königin?", fuhr ich ihn an, „ich glaube, du hast dringend eine kleine Märchenstunde nötig, denn KÖNIGINNEN SITZEN NICHT STILLSCHWEIGEND RUM UND GLOTZN DIE WAND AN!"

Ich versuchte mich von ihm loszureißen, doch nur vergebens. Das einzige, dass ich mit dieser Aktion erreicht hatte, war sein harter Körper, der sich gegen meines presste. Sofort spürte ich die Energie  zwischen uns brodeln. Wie zwei Blitze, die ineinander schlugen. Seine Muskeln spannten sich an und sein Kiefer zuckte, als er sich zu meinem Ohr runterbeugte. „Du hast Glück, dass so viele Männer an diesem runden Tisch saßen...", raunte er, während seine andere Hand zu meinem Hintern wanderte, „...sonst hätte ich dich schon längst darauf gef..."

„Rinaldi!", unterbrach uns einer der Mafiosis. Abrupt ließ mich Mino los und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf den glatzköpfigen Typen, der uns am Tisch gegenüber saß.
„Warte hier", befahl mir Mino und lief mit dem Mann einige Meter weiter entfernt, sodass ich bloß nicht lauschen konnte. Sie steckten die Köpfe zusammen, um ihren super geheimen und kriminellen Vorstellungen nachzugehen. Ab und zu bekam ich einen verstohlenen Blick von meinem Ehemann zugeworfen, wahrscheinlich um sicher zu gehen, dass ich nicht böses Mädchen spiele und abhauen konnte. Keine Sorge, Mino...wieso sollte ich schon von meinem eigenen Ehemann wegrennen?

„Persephone." Als ich meinen Namen hinter mir hörte, drehte ich mich blitzartig um. Luis Merced kam gerade aus dem Gebäude gelaufen, mit der einen Hand in der Hosentasche vergraben, während die andere eine Zigarette in die Luft schmiss. Seine honigfarbenen Augen glühten wie Bernstein, als er aus dem Schatten trat und nur eine Armbreite vor mir stehen blieb. Mit einem verschmitzten Lächeln kramte er eine Visitenkarte aus seiner Hosentasche und überreichte diese mir. Stirnrunzelnd sah ich auf seinen aufgedruckten Namen.
„Melde dich bei mir, falls du von deinem Ehemann genug hast", sagte er und sah dabei kurz über meine Schulter, wo Mino immer noch in Gesprächen verwickelt war.
„Ich bin gegen Menschenhandel", erklärte ich ihm streng und drückte die Visitenkarte gegen seine Brust, „ich hab die Frauen nur gekauft, um sie wieder frei zu lassen. Da lasse ich mich doch erste recht nicht weiterreichen wie eine teuere Vase."
Luis nahm lachend das Stück Papier zurück und kam mir noch einen Schritt näher.
„Nein. Du hast das missverstanden. Ich sammle Juwelen. Frauen, die heller leuchten als die Sterne in der dunkelsten Nacht. Und du, Persephone, erinnerst mich an den Rubin."
Das ist doch nicht sein ernst. Wer sammelt denn Frauen wie Juwelen?
„Tut mir leid, aber ich werde niemals einer deiner Juwelen sein." Nach meiner eindeutigen Antwort, hatte ich erwartet, dass Luis wütend wird und mich alleine lässt oder, schlimmer noch, mich ebenfalls entführt. Doch er blieb und lächelte mich an.
„Ich weiß", wisperte er mir zu, „du wirst eine großartige Königin, Persephone."

Königin? Sollte ich mich nun geehrt fühlen? Sein erneuter Blick über meine Schulter verriet mir, dass Mino auf uns zukam. Die sanfte Berührung meines Ehemanns bestätigte meine Vermutung. „Hey...ist alles O.K.?", fragte Mino. Mit einem aufgetragenen Schmunzeln sah ich in sein perfektes Geischt hinauf und nickte.
„Also dann...war mir eine Freude mit euch Geschäfte zu machen", verabschiedete sich Luis und verbeugte sich vor uns als wären wir die Zaren von Russland.

MIA DEA - Göttin der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt