7 - Als Hestia mich rettete

1K 35 1
                                    

„Bella come l'alba" (So schön wie die Morgenröte), sagte der mysteriöse Mann und behielt standhaft seine finsteren Augen auf meine Grünen. Ich konnte nicht erklären, wieso er so eine seltsame Wirkung auf mich hatte. Es war nicht unangenehm, im Gegenteil, die Düsterkeit, die ihn umgab, faszinierte mich. Sie machte mich neugierig auf mehr. Mehr von ihm. „Non ti dispiace se do un'occhiata da vicino, vero?" (Dir macht es doch nichts aus, wenn ich sie mir näher anschaue, oder?)
Sein Blick schweifte für eine Sekunde zu Angelo rüber, der ihm zustimmend zunickte. Was für ein ekelhaftes Arschloch. Welcher Mann lässt Fremde seine ‚Verlobte' näher betrachten??  Selbst wenn Mino kein Fremder für Angelo ist...für mich ist er einer. Auch wenn sich das nicht so anfühlt...

Alle Blicke in diesem Raum lagen auf mir. Ich spürte sie an mir kratzen. Meine Aufmerksamkeit jedoch richtete ich nur auf einen.
Wie eine antike Statue stand ich vor diesem mysteriösen muskulösen Mann, seine Präsenz wütete einen Sturm. Ich traute mich nicht zu bewegen...traute mich nicht zu atmen. Starr blickte ich in die tiefe Dunkelheit seiner Augen, als er mir gefährlich nah kam. „Ich sehe den Frühling in deinen Augen...", raunte er mit seiner dunklen, rauen Stimme in mein Ohr. Sein kalter Atem wirbelte durch meine roten Haare, seine Hand zeichnete meine Kurve, wanderte meine Taille hoch, über mein Hals bis zu meiner Wange. Mein Herz schlug wild gegen meine Brust. Seine Lippen strichen sanft die meine. „...und doch schmecke ich das Feuer auf deinen Lippen." Sein griechisch war so schlecht wie der von Luca. Aber die Worte, die er sagte...sie waren...ich musste hart schlucken.

Oh Gott, noch nie kam mir ein Mann so nah. Und noch nie wollte ich es...bis jetzt.
Als er sich von meiner nahen Gegenwart löste, lief er
einmal um mich herum. Seine Bewegung glich die eines hungrigen Tieres, das seine Beute umkreiste, doch ich behielt weiterhin meine eingefrorenen Position.
Dann blieb er vor mir wieder stehen, richtete seine Aufmerksamkeit aber nun auf Angelo.
„Quanto vuoi per lei?" (Wie viel willst du für sie?)
Was hat der da gefragt???
Ich hörte Angelo hinter mir amüsiert schnauben. Auch Lucas leises Kichern entnahm ich von irgendwo links neben mir, versuchte aber nicht ihn zu suchen. Der Blödmann ist mir total egal...
„È molto preziosa. Quanto puoi darmi?" (Sie ist sehr wertvoll. Wie viel kannst du mir geben?)
„Dipende se...è vergine" (Kommt drauf an,...ob sie Jungfrau ist), sprach er mit einem teuflischen Grinsen aus. So ein Arsch. Ich blieb ruhig, um nicht den Anzeichen zu machen, dass ich sie tatsächlich verstand. Italienisch hatte ich jahrelang in der Schule und sprach es sogar besser als Englisch. Niemand hier wusste, dass ich ihre Sprache verstand, ja, sogar fließend sprach.

Plötzlich spürte ich Angelos raue Hand, die mein Kinn fest umfasste, mein Kopf in seine Richtung zog und mich ansah als wäre ich nicht das geringste wert. „Sag mir, wie viele Männer hattest du schon?", fragte er, nein, er befahl es streng und umschloss mein Kinn noch fester, sodass es schon schmerzte. Ich verzog mein Gesicht und drehte ruckartig mein Kopf aus seinem Griff heraus. Er packte mich am Nacken und zog mich näher an sich. Ich hatte mich geradeso noch auf den hohen High Heels aufgefangen. „Sprich!" Wieso ist der jetzt schon wieder so aggressiv??!
Ich schluckte einmal stark und überlegte, was ich sagen sollte, denn...ich hatte noch nicht einmal meinen ersten Kuss...das wird jetzt peinlich.
Er schüttelte mich von meinen Gedanken wach.
„Niemanden!!", antworte ich ängstlich, aber laut, „ich...ich bin Jungfrau." Sowohl Angelo als auch dieser Mino grinsten schelmisch. Dieser unheimliche Gast verstand sofort, was ich da eben gesagt hatte.

Angelo ließ mich wieder los und drehte sich zu Mino.
„Beh, come puoi immaginare, non è in vendita." (Nun, wie du dir denken kannst, ist sie unverkäuflich.)
Mino zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und vergrub seine Hände in die Hosentaschen. Das war's?? Ich bin nicht zu verkaufen, weil ich Jungfrau bin? Gott, für wen halten sich diese Typen?! Solche Psychopathen!!!! Ich war wieder kurz vor einem Wutausbruch. Es war so unfair, wie diese Blödmänner andere Menschen behandelten. Alles hier war einfach nur unfair. Noch konnte ich mich  kontrollieren. Vor allem weil sich viele Menschen in diesem Raum befanden...und das hieß auch, viele Waffen.

MIA DEA - Göttin der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt