21 - Fliegende Teller

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I saw magic in his eyes.
Dirty, dark, beautiful magic.
-unknown

Ich sah die Hölle in ihn entfachen. So wie in mir. Heute würde ich mein Stillschweigen endlich beenden. Hier und jetzt würde ich diesem arroganten Mafioso die Stirn bieten. Ich war im Begriff ihm die Macht zu nehmen. Beweisen wir ihm mal, dass Königinnen in der Geschichte viel mehr erreicht haben als Könige.

Nachdem Mino seine eigenen Geschwister aus dem Essensaal rausgeschmissen hatte, eilte er in meine Richtung und blieb so nah vor mir stehen, dass ich seinen warmen Atem auf meinen Lippen spürte. Seine zu Schlitzen geformten Augen bohrten sich tief in meine. Das war seine Art mich zu fesseln. Mit einem einzigen scharfen Blick. Jeder seiner Bewegungen, jeder seiner Atemzüge ließ meine Körpertemperatur steigen. Bestände ich aus Honig würde ich bereits wie Lava zu Boden zerfließen.

„Was hast du noch gesehen?" Er kam mir noch einen Schritt näher. Seine schweratmende Brust berührte meine Nippel, die sich unter der leichten Seide aufrichteten. „Was hast du noch gefunden? Sag es mir!"
„Nein! Sag du mir endlich, wieso ich bei der Mafia bin!", hielt ich entgegen. Ich sagte doch, die Spielchen sind vorbei.
Nichts. Wir starrten uns an wie die Irren. Wir wussten beide, entweder wir sagen uns die Wahrheit oder wir würden explodieren. Doch dann entschied sich Mino für die Variante, die ich nie von ihm erwartet hätte.

Er machte zwei Schritte zurück und fuhr mit der Hand nervös durch seine schwarzen Locken.
„Du...", fing er an, unterbrach sich aber kurz danach selbst.
„Ich?? Sag schon, Mino! Was ist mit mir?!", forderte ich ihn auf.
„In der Welt der Mafia kursiert bereits seit vielen Jahren ein Gerücht...nein, mehr eine Legende, dass einst eine Mafia-Familie existierte, die reicher, mächtiger und tödlicher als jede andere auf dieser Welt war. Ihre Stellung war so hoch, dass sie mit den Göttern gleichgestellt wurden." Aufmerksam hörte ich ihm zu. Auch wenn mein Herz stärker schlug als ein Erdbeben, ich sagte nichts. „Eines Tages geriet diese Familie in einen gewaltigen Krieg gegen die Clans, die neidisch auf dessen Reichtum und Macht waren. Und sie verloren. Sie verloren alles, auch wenn dies unmöglich schien. Alle Mitglieder wurden vernichtet, nur eine nicht..."

Mino zögerte. „Was Mino? Wer war es?", hakte ich nach.
„Der Anführer des gestürzten Clans hatte womöglich einen gesamten Keller voller Schätze, doch eines war ihm noch wichtiger...seine Tochter. Er war nicht dumm. Dieser Mafiaboss hatte sämtliche Vorkehrungen getroffen, um bei einem möglichen Angriff seine Tochter in Sicherheit zu wissen. Und genau dies geschah auch. Sie wurde von dem Angriff verschont. Weit weggebracht mit einer anderen Identität."
„Und was hat das alles mit mir zu tun?", fragte ich ihn sichtlich erschöpft und erbittert. Mino kam wieder auf mich zu und umklammerte meine Oberarme.
„Verstehst du nicht? Dieser Krieg war umsonst. Die anderen Clans haben seine wertvollsten Schätze, einschließlich seine Tochter, nie gefunden. Während den ganzen Jahren machte sich die Mafia zur Aufgabe dieses Mädchen zu finden und sie zu heiraten, sobald sie eine Frau wurde. Man sagt sich, diese Frau gleiche einer Göttin. Schön. Anmutig. Herrschaftlich. Und vor allem würde mit einer Heirat sämtliche Macht ihres Vater..."
„...auf den Bräutigam übertragen werden", beendete ich seinen Satz, entwich aber seinem Blick, um mir in klaren zu werden, was genau er mir da gerade erzählt hatte.

Ich spürte, wie mir die Luft langsam abgeschnürt wurde und die dicken Tränen verschleierten meine Sicht.
„Willst du mir also sagen, dass ich diese Frau bin?", fragte ich Mino leise. Seine wütende Haltung änderte sich zu Mitleid, während seine Daumen über meine Haut strichen. „Du behauptest also, ich wäre irgend so eine verlorene Mafia-Tochter aus einem blöden Märchen??!"
„Nein, so ist das nicht gemeint. Du..."
„WIE IST ES DENN GEMEINT, MINO??", schrie ich ihn an. Mit meinen Fäusten schlug ich so fest ich konnte gegen seine Brust, doch er ließ mich nicht los. Ich glaubte, ich verlor den Verstand. Ich weinte. Ich brannte. „SAG MIR ES IST NICHT SO GEMEINT, DASS DU MICH ZU EINER HEIRAT GEZWUNGEN HAST, WEIL DU EINER DÄMLICHEN LEGENDE GLAUBEN SCHENKST!!!"

MIA DEA - Göttin der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt