31 - Eisblaues Herz

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Adone

Mein Herz ist blau. Ein helles blau. Genau wie Eis. Es ist nicht dieses Eis, das einen Menschen verschließt und ihn dazu zwingt nicht mehr zu fühlen. Es ist Eis, das geschmolzen werden möchte. Eis, das gebrochen werden möchte. Aus diesem Grund wählte mein Vater Mino zum Clans-Anführer und nicht mich. Er sah das warme Schlagen meines Herzens, das bereits Risse in das Eis schlug. Und das bedeutete Schwäche. Wahrscheinlich war das genau, was ich wollte. Was ich tat, war die Arbeit eines Monsters. Aber dieses Monster empfand Reue.

Und dann kamst du, Göttin des Frühlings. Ohne, dass du es wusstest, brachst du das Eis. Das hattest du auch bereits bei meinem Bruder getan. Er liebte dich vom ersten Augenblick, als er dich sah. Aber, was du nicht geahnt hattest, war dass ich dich bereits viel länger kannte. Ich musste dich in Mino's Auftrag beobachten. Ich flog also zwischen Mexiko und Athen hin und her, um nach dir zu sehen. Dabei sah ich dein Lächeln, wenn du im Club warst. Deine Stärke, als du im Boxstudio alles gegeben hast. Deine Leidenschaft Menschen zu helfen, wenn du im Krankenhaus die Ärztin warst. Mit jedem Schritt hinterließt du eine Spur aus blühenden Wildblumen...

Also wer bist du, Persephone? Du bist so viel mehr als das Mädchen, das von der Mafia entführt wurde. Du BIST die Mafia. Du bist alles. Du bist jeder funkelnde Stern, den du gerade mit deinen Nordlichter-Augen betrachtest. Du hast mich nie gewählt. Aber mein Herz weint nach dir. Du weißt es nur noch nicht.

„Ich bring dich nach Hause, Persephone." Erneut strich ich über ihre feuchte Haut, als sie ihre Augen schloss und einschlief. Ich setzte mich ans Lenkrad und fuhr aus Neapel raus in die Richtung der Burg. Der Wind spielte sanft mit den Zypressen in der Einfahrt. Die Nacht roch nach Orangen und dem salzigen Meer. Vögel sangen anstatt zu schlafen. Ich hielt vor den großen Toren der Burg an, schnallte Persephone ab und trug sie hinein.

In der Burg war es totenstill. Niemand war hier. Nur die Geister, ich und mein Dornröschen. Ich lief geradewegs in ihr Zimmer und legte sie auf das Bett ab. Für einen Moment betrachtete ich ihre verwüsteten Haare, so rot wie Blut. Normalerweise überzog ein goldener Schimmer ihre Haut, doch nun  war sie weiß wie Schnee, so als hätte sie vom Mond getrunken. „Ich weiß, du brauchst mich nicht..." Ich beugte mich zu ihr runter drückte einen leichten Kuss auf ihre Wange. „...doch ich werde immer für dich da sein."
Und so begann ihr nächtlicher Traum...während meiner erneut platzte.

Persephone

Benommen wachte ich aus meinem Traum der Sterne auf, als ich bemerkte, dass ich mich in einem großen Himmelbett befand. Es war mein Bett. Es war so kuschelig und warm, und ich wälzte mich ein paar Male hin und her, vergrub mein Gesicht in den seidenweichen Stoff als wäre das Bettlaken meine zweite Haut. Als ich langsam zu Sinnen kam und meine Trunkenheit von gestern Nacht allmählich verlosch, erkannte ich eine schlafende Silhouette neben mir.
Mino... war mein erster Gedanke, der mir sofort ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Mit meinen Fingerspitzen fuhr ich langsam durch seine wilden Locken. Ich war noch so fertig und kaputt von Stella's Ausflug ins Inferno. Die Hölle, die eigentlich das Paradis verkörperte. Oder vielleicht war die Hölle genau so, und uns Menschen wurde sie nur falsch beigebracht. Jedenfalls dachte ich die ganze Zeit, dass ich in der Hölle wäre...nun war ich mir jedoch nicht mehr so sicher.

Doch als sich meine Morgenträume plötzlich in Luft auflösten, war die Hölle mir näher als zuvor. Die weichen Haare zwischen meinen Fingern waren blond! Das war nicht Mino! Neben mir lag ein anderer Mann. Nackt. Blitzartig sprang ich aus dem Bett und landete kurz darauf mit dem Hintern auf den Boden. Als ich nach oben schaute, sah Adone über die Bettkante zu mir herunter. „Persephone." Seine Stimme klang rau am Morgen und es war seltsam ihn mal nicht mit perfekt gemachten Haaren zu sehen. „Geht es dir gut?"

MIA DEA - Göttin der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt