19 - Sein Rabe

885 31 1
                                    

Mino

„Du hast dich in sie verliebt, Bruder", äußerte Stella, als sie sich gerade auf die Couch setzte. Ich ging zu der Bar und schenkte uns zwei Gläser Bourbon ein. Wenn meine kleine Schwester und ich eins gemeinsam hatten, dann die Liebe zu Alkohol. Natürlich nur für genüssliche Zwecke. Und naja...um sich die Sorgen wegzutrinken. Hin und wieder.
„Du wolltest ihr den Monster vorspielen, nicht wahr? Aber du bist ihr verfallen...wie romantisch." Stellas Art konnte manchmal sehr verschmitzt, ja, fast schon teuflisch wirken. Besonders, weil sie sehr schlau war. Da machten die sieben Jahre zwischen uns auch keinen Unterschied. Sie war eine echte Rinaldi.

„Nein...ich bin nicht in sie verliebt", konterte ich und überreichte ihr dabei das Glas. Ich lehnte mich an den kalten Steinen des Kaminofens an und starrte in die Leere. Ja, es stimmte, was Stella sagte. Mein Plan war es Persephone zu zeigen, dass es nicht Wert war mich überhaupt kennenzulernen. Sie sollte denken, ich sei der schlimmste Mensch, dem sie je begegnet war. Sie sollte die Frau sein, die mir lediglich die nötige Macht verschaffte, um bei der Mafia aufzusteigen. Nicht die gütige, wunderschöne, sexy, verflucht heiße Ehefrau...ach verdammt...

„Sei nicht albern. Sollte man nicht seine Ehefrau so lieben?", widersprach sie mir und exte ihr Glas Bourbon in einem Zug runter. Die Ehe war für Stella ein schwieriges Thema. Nach all dem, was sie erlebt hatte...
„Ich dachte, du wolltest über geschäftliches reden", versuchte ich vom Thema abzulenken. Um unser beider Willen.
„Nur, wenn du zugibst, dass du etwas für Persephone empfindest."
Die Frauen in diesem Haus haben wahrlich scharfe Zungen. Ich dachte mir, das Stella keine Ruhe geben würde. Genervt schnalzte ich mit der Zunge und stellte mein leeres Glas (etwas zu laut) auf dem Kamin ab. „Ich habe keine Zeit für deine Spielchen, Stella! Ich verschwinde."

Gerade wollte ich mich umdrehen und den Raum verlassen, um mich den weitaus wichtigeren Dingen zu widmen, als Stella schließlich ihre Provokationen steigerte.
„Gehst du zu ihr? Fickst du sie jetzt wieder? Diese Frau, die du angeblich nicht liebst?"
Ich spürte bereits, wie mein Blut zu kochen begann, als ich wütend auf meine Schwester zu ging und auf sie herab sah. „ICH HAB SIE NICHT....ach vergiss es einfach!" Wozu rechtfertigte ich mich überhaupt? Persephone war mein...Problem.
„Deine Frau ist also immer noch eine Jungfrau...wie aufregend."
Jetzt war meine Geduld endgültig am Ende, als ich sie am Arm ergriff und nach oben zog, sodass wir auf Augenhöhe standen. Stella natürlich tat weiterhin so als wäre es ihr gleichgültig. Manchmal dachte ich, dass ihr Herz nur noch aus Eis bestand. Doch das konnte ich ihr nicht verübeln.

„HÖR AUF ÜBER MEINE FRAU ZU REDEN! Meine Ehe geht dich einen verdammten Dreck an!!!"
Während ich versuchte meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen, sah Stella mir gelangweilt in die Augen. Sie wehrte sich nicht einmal. Nicht so wie früher. Vorsichtig ließ ich sie wieder los.
„Sag ich doch", wisperte sie selbstsicher, „Du hast dich in sie verliebt."

Vielleicht hatte sie Recht. Ohne darüber nachzudenken, hatte ich Persephone verteidigt. Und das vor meiner eigenen Schwester. Das war ein Test. Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte. Oder was ich überhaupt fühlen sollte. „Hast du nun etwas wichtiges zu sagen oder nicht?"
„Der Ricci-Clan taucht neuerdings wieder in meinem Club auf und macht Ärger. Sie haben einfach kein Respekt vor mir...weil ich eine Frau bin! Und wegschicken kann ich sie auch nicht. Denn ironischerweise sind sie meine beste Einnahmequelle. Selbst ein Affe pokert besser als diese Idioten."

Gestresst fuhr ich mir durch die Haare und dachte nach. Gefühlt eine Millionen Gedanken schwirrten durch meinen Kopf. Die Riccis hatten mir gerade noch gefehlt. Eine kleine Mafia-Gruppe, jedoch äußerst aggressiv. „Mach dir keine Sorgen. Bald stelle ich Persephone der ganzen Welt vor. Dann wird uns JEDER den nötigen Respekt erweisen. Sogar die Riccis", versicherte ich meiner Schwester.

MIA DEA - Göttin der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt