Bis(s) zum nächsten Streit

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Ich war aus unserem Zimmer geflüchtet, hatte Katrina aufgesucht und mich mit ihr in den Park gesetzt. Es war zwar kalt - von einem Dezember in Oregon konnte man auch nichts anderes erwarten -, aber noch warm genug sich mit einer Jacke hinaus zu setzen und nur ganz wenig zu frieren.

Okay, mir war kalt.
Katrina schien die Temperatur allerdings nichts auszumachen, sie reckte sogar ihre Nase in die Wintersonne.
" Und was machst du jetzt?" Fragte sie, nachdem ich ihr alles erzählt hatte.

"Ich weiß es nicht...das mit Henry ist so echt. Noch nie hatte ich bei einem Typen dieses Gefühl. Nicht mal bei meinem ersten richtigen Freund, mit dem ich über ein Jahr zusammen war. " Liebe war eines der kompliziertesten Dinge auf der Welt, gleich neben Freundschaft. Liebe konnte so vieles bedeuten, aber niemand konnte sagen, ob man Liebe über Freundschaft stellen sollte.

Sollte man Liebe über Freundschaft stellen?
Sollte man echte Liebe über echte Freundschaft stellen?
Wer weiß das schon.

"Das schaffst du schon." Katrina strich mir als aufmunternde Geste über den Arm. Ich lächelte unglücklich. Wenigstens hatte ich noch eine Freundin, die mir zur Seite stand.

" Komm, wir gehen zum Abendessen. " Gemeinsam gingen wir zurück ins Internat und erreichten mit roten Wangen den Speisesaal.
Ich spürte die Blicke meiner Freunde im Rücken, als ich mit Katrina zur Essensausgabe ging.
Und ich spürte dieselben Blicke, als ich mit einem Teller voller Nudeln am Schwimmteamtisch Platz nahm.
Trotzdem interessierte es mich nicht.

Ich begann meine Spaghetti zu schlürfen - ich bin siebzehn und esse immer noch wie ein Kleinkind, Problem damit? - und ignorierte die Gespräche der anderen. Meine Lust, mit irgendjemanden zu reden, betrug 0,00 Prozent.

"Kannst du mir mal erklären, warum du nicht bei uns am Tisch sitzt? Warum du neben Will sitzt und nicht neben mir?" Ertönte plötzlich eine Stimme neben mir. Es war keine Kunst, sofort zu wissen, wer mich beim essen störte.

" Ich-mir. " Stammelte ich überrumpelt. Henrys Blick wurde von meinen Augen auf meine Mundwinkel gelenkt und ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Verlegen griff ich nach meiner Serviette und wischte mir die Tomatensauce aus dem Gesicht.
Das war die Schattenseite des Spaghettischlürfens.

"Mir war nicht danach, bei euch zu sitzen." Henrys Grinsen verzog sich zu einer spöttischen Grimasse.

"Dir war nicht danach, bei uns zu sitzen?" Langsam stieg Wut in mir auf. Was bildete er sich ein?

"Du kannst nicht bestimmen, wo ich zu sitzen habe, Henry." Antwortete ich stirnrunzelnd.
Wütend über meine Antwort zog mich Henry raus in den Flur.

"Was soll das, Abby? Warum bist du so abweisend?"

"Ich will einfach, dass zwischen Tiffany, Leigh und mir wieder alles in Ordnung ist. Und damit das passiert, muss das zwischen uns aufhören." Erklärte ich und vermied es, ihm in die Augen zu sehen.
Ich konnte es nicht. Ich konnte die Liebe nicht über die Freundschaft stellen.

"Was meinst du mit 'das zwischen uns'?" Henry war unbemerkt einen Schritt näher getreten.

"Na, das hier." Ich deutete auf den kleinen -zu kleinen- Abstand zwischen uns.

"Du meinst...du willst nichts mehr mit mir zu tun haben?" Henry schien die Ernsthaftigkeit der Situation bewusst zu werden. Das hier war keine Laune von mir.

"Nicht direkt...ich will unsere Beziehung mehr auf "geschäftliche" Basis beruhen lassen." Ich untermalte das 'geschäftlich' mit einer Geste meiner Hände.

"Ich verstehe das nicht. Warum auf einmal? Also, ich meine, dass Tiffany und Leigh, besonders Leigh, nicht so ganz mit uns beiden einverstanden waren, das wusste ich, aber dass es jetzt so arg schlimm ist? Was ist passiert?" Sein Blick durchbohrte mich fast.

"Wir haben uns gestritten. Leigh meinte, du wärst nicht gut für mich. Du würdest mir nur wehtun." Meine Stimme wurde immer leiser, mein Blick klebte an den Fliesen.

"Und das glaubst du ihr?" Fragte Henry bedrohlich.

"Ich-ich weiß nicht." Flüsterte ich und unterdrückte die aufkeimenden Tränen. Henry jagte mir Angst ein. Ich war so verwirrt. Eben noch war ich mir sicher gewesen, das richtige zu tun, aber jetzt? Jetzt traute ich meinem Verstand nicht mehr.

"Ich fasse es nicht! Du glaubst eher den Lügen von Leigh, als mir?! Und fragst mich noch nicht mal?" Die Wut in Henrys Stimme war unüberhörbar.

"Wie könnte ich das auch nicht tun? Du verheimlichst doch so viel vor mir! Wie soll ich dir trauen, Henry?" Meine plötzliche Stimmungsschwankung überraschte ihn.

"Ich vertraue dir doch auch!"

"Ich habe dir auch noch nie einen Grund gegeben, es nicht zu tun!"

"Aber ich, oder was?"

"Ja! Zum Beispiel als du mir keine Antwort auf meine Frage bezüglich deiner Gefühle für Leigh gegeben hast!"

"Das wird mir jetzt zu blöd. Du spinnst doch. Geh doch zu deinen feinen Freundinnen und sag ihnen, dass wir nur noch eine rein "geschäftliche" Beziehung führen. Oder warte, sag ihnen gleich, dass da überhaupt nichts mehr ist. Mit so jemand wie dir will ich gar nicht befreundet sein." Henry drehte sich um und ging.

"Dann geh doch!" Schrie ich ihm hinterher, fassungslos über seine Worte.

Die Tränen strömten über meine Wangen, als ich nach draußen stürmte und mich auf eine Bank fallen ließ. Es war mir egal, dass ich keine Jacke hatte.

Es war mir alles so egal.

Langsam nähern wir uns der Szene, die mich zu der Geschichte inspiriert hat. Juhu! :)

Hoffe, euch gefällt das Kapitel.

XOXO

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