Warum wunderte es mich nicht, dass Henry nicht geblieben war? Vielleicht, weil das einfach er war. Er; undurchschaubar, ein kleiner Streber, schnell eifersüchtig und trotzdem auf gewisse Weise perfekt. Er war die Art Junge, die meine Mutter perfekt für mich fand. Generell war sie begeistert von Henry, redete ständig nur von ihm.
So wie jetzt."Bree und James sind über die Festtage nicht da, das heißt, Henry kommt zu uns. Freust du dich? Das ist doch toll!" Erzählte sie mir begeistert, während wir das Geschenk für Bree einpackten.
"Das ist ja super." Antwortete ich mit gemischten Gefühlen. Die Sache zwischen Henry und mir war immer noch nicht geklärt, wie sollte ich dann Weihnachten mit ihm überleben?
"Bree und ich fanden es beide so süß von ihm, dass er dich mitten in der Nacht abgeholt hat." Sie musterte mich von der Seite. "Du brauchst es gar nicht abstreiten. Ich hab euch gesehen." Sie strahlte wieder. Moms und mein Verhältnis war nicht das beste. Dauernd hatte sie etwas an mir auszusetzen, aber dann gab es auch Momente wie diese, die so unbeschwert und angenehm waren. Natürlich wusste ich, dass sie Britt etwas bevorzugte und ich konnte sie auch verstehen. Britt war die Tochter, auf die man stolz sein konnte. Ich hingegen das kleine Nesthäkchen, das so schnell wie möglich auf ein Internat wollte. Mom war eine schwierige Person, sie wurde von Eltern aufgezogen, die sie sehr streng erzogen haben, für sie zählte nur der perfekte äußere Anschein. Ich bezweifelelte nicht, dass sie auch positive Muttergefühle für mich hatte, aber ich war dauernd ihr Sündenbock.
Wer weiß, vielleicht fühlte sie sich auch im Stich gelassen von mir, weil ich auf ein Internat ging?"Du kannst dich dann schon mal umziehen, ich mache das hier fertig." Entließ sie mich freundlich lächelnd.
Okay, irgendetwas war hier komisch.***
Ratlos stand ich vor meinem Kleiderschrank und überlegte, was ich zu der Feier anziehen sollte.
Die Roberts waren wohlhabend, also musste ich mich schon herausputzen. Und wer weiß, wen sie noch alles eingeladen hatten.
Ich wühlte erneut in dem Haufen, in dem sich -wahrscheinlich- Oberteile befanden und seufzte dann. "Ich hab einfach nichts zum anziehen!"
Das Problem kennt doch jeder, oder? Voller Kleiderschrank, aber nichts zum anziehen."Nimm den hier." Ich drehte mich verdutzt um. "Was?" Mom hielt mir einen cremeweißen Kaschmirpulli hin.
"Er ist perfekt für diesen Anlass." Sie ging zu meinem Schrank, kramte einen grauen Tellerrock heraus und legte mir eine schwarze Strumpfhose dazu.
"Damit beeindruckst du Henry bestimmt." Sie zwinkerte mir zu.
"D-Danke, Mom." Stammelte ich verwundert.
"Keine Ursache, Abby." Abby? Meine Mom hatte mich gerade tatsächlich Abby genannt?
Doch bevor ich noch etwas sagen konnte, war sie wieder aus meinem Zimmer verschwunden.
Also machte ich mich fertig und wartete dann im Flur, damit wir zu den Nachbarn gehen konnten."Abigail, Darling, dich habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen!" Tante Mercy war zu mir getreten und zeigte mir jetzt ihre Zähne, auf denen ihr brauner Lippenstift zu sehen war. Es sah aus, als hätte sie in einen Kothaufen von ihrem Hund gebissen.
"Hallo, Tante Mercy. Ja, ich bin auch gestern erst aus Salem angereist. Und bin dann direkt mit Theophilus spazieren gegangen." Theophilus war die kleine Ratte auf ihrem Arm, die mich wie immer ankläffte.
"Das war aber sehr freundlich von dir!" Ihr fiel anscheinend erst jetzt auf, dass ich ausgehfertig angezogen war. "Hübsch siehst du aus. Und sogar Busen hast du bekommen!" Staunte sie und starrte unverhohlen auf meine Oberweite.
"Ja, Tante Mercy. Ich bin ja auch schon siebzehn." Lächelte ich gefälscht.
"Mercy, Liebes, Britt ruft nach dir. Geh doch bitte mal schauen, was sie will." Unterbrach meine Mutter unser Gespräch. Meine Großtante tat wie ihr befohlen und endlich traf dann auch mein Vater ein, weswegen wir gehen konnten.
***
"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mrs Robert!" Bree strahlte mich an. "Nenn' mich doch Bree, Abby." Ich nickte, das Dauergrinsen war auf meinem Gesicht festgetackert.
"Henry ist in seinem Zimmer, falls du ihn suchst." Meine Mutter und sie grinsten sich verschwörerisch an. Ich schüttelte den Kopf. "Ich bleibe erstmal hier."
War das ein enttäuschtes Aufflackern in ihren Augen?"Nun gut. Dann essen wir erstmal." Wir betraten das Esszimmer, wo ein langer gedeckter Tisch stand, an dem schon mehrere Leute saßen.
Ich nahm neben einem älteren Herrn Platz, sagte ein schüchternes 'Hallo' und stierte dann unentwegt auf meine in meinem Schoß verknoteten Hände.
Ich sah erst wieder auf, als Bree mit mehreren Angestellten das Essen reichte und sich jemand auf den freien Stuhl neben mich setzte. Aus den Augenwinkeln erkannte ich ihn. Den Sohn von Bree und James. Henry.
Er tastete unter dem Tisch nach meiner Hand und verknotete sie miteinander."Hi." Sagte er leise. Mein Herz begann laut zu klopfen, seine Berührung löste unfassbar viele Emotionen in mir aus.
"Hi." Meine Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern.
"Wir müssen reden, schätze ich, oder?"
"Ja, müssen wir."
Er drückte meine Hand. "Ist dir heute irgendetwas an deiner Mutter aufgefallen?""Ja, sie verhält sich so anders..." Es wunderte mich, dass niemand von den Erwachsenen auf unser Gespräch aufmerksam geworden war.
"Das war ich. Ich hab mit ihr geredet."
Ich riss die Augen auf und starrte ihn an."Du?!" Aufgrund meiner nun doch zu lauten Stimme, sahen uns alle anderen verstört an.
"Ja." Henry sprach immer noch im Flüsterton.
Zum Glück hatten die größtenteils älteren Herrschaften schnell ihr Interesse an unserem Gespräch verloren, nur unsere Eltern beobachteten uns vergnügt.Erst als wir mit dem essen anfingen, traute ich mich zu antworten.
"Du bist süß."
Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht.Noch eine Charaktereigenschaft von Henry; andere Leuten helfen und sie dadurch glücklich machen.
Hey ho! Ich mal wieder! :)
Ich wollte mich für eure lieben Kommentare im vorigen Kapitel bedanken und wenn ihr übrigens noch wünsche habt, was den Inhalt der Kapitel angeht, ich hab immer ein offenes Ohr für Verbesserungsvorschläge, Feedback und Wünsche. :)
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Falling In Love
Teen FictionAbigail -Abby- Miller hat eigentlich kein so großes Interesse an einer anderen Beziehung zu einem Jungen als einer rein platonischen. Bis Henry Robert auftaucht, der so anders als die anderen scheint. Alle Rechte vorbehalten. Cover by Azaliyea