Mitten in der Nacht wachte ich schweißgebadet mit Schwindel und Übelkeit auf. Mein ganzer Körper schien gleichzeitig zu brennen und zu Eis zu gefrieren, ich winselte vor Schmerz und krümmte mich zur Seite, und mir wurde bewusst, dass Thorin nicht mehr da war.
Trotz der Dunkelheit im Raum spürte ich, wie meine Sicht weiter verschwamm. Müdigkeit übermannte mich und mein letzter Gedanke war, dass ich nicht einschlafen durfte. Dann war ich weg.*
„Er ist durch eine Morgulklinge verletzt worden. Bald wird er ein Geist sein, genau wie sie", sagte Aragorn und sah zu, wie das kurze Schwert in seiner Hand sich zu Staub verwandelte. Sein Blick glitt hinüber zu Frodo, der bereits halb im Sterben lag. Das Bild flackerte und plötzlich lag da nicht mehr Frodo, sondern ich. Ich lag im Sterben. Als ich mich auf die Gestalt konzentrierte, die sich über mich beugte, war er auch nicht mehr Aragorn. Sein hübsches Gesicht verzog sich zu einer hell leuchtenden Fratze, halb durchsichtig und mit gefährlich glühenden Augen. Er sprach eine Sprache, die ich nicht verstand, aber es klang verdächtig nach der Sprache Mordors.
„Ihr seid tot, ihr existiert noch nicht", brachte ich entsetzt heraus. Dann stolperte ich zurück—nein, mein Geist stolperte zurück. Mein Körper lag noch immer da, sich krümmend und gequälte Laute von sich gebend.
Mit dröhnender und zugleich leerer Stimme kreischte die Gestalt Schwarze Sprache und drängte mich immer weiter in die Ecke.
Schließlich streckte er seine Hand nach mir aus und ich machte mich so klein wie ich konnte, schlang die Arme um meine Beine und vergrub meinen Kopf zwischen den Knien.
„Nein, nein, nein, nein", wimmerte ich immer wieder. Ich zitterte vor Angst und Kälte und war wortwörtlich zu Tode erschrocken. Ich konnte mich nicht mehr bewegen.
Die Hand der Gestalt kam immer näher, nun nur noch wenige Millimeter vor meiner Nase.
Plötzlich vernahm ich noch eine andere Stimme. Die Gestalt schien sie auch zu hören, denn sie zuckte zusammen, zog die Hand zurück und sah sich unruhig um.
Die andere Stimme klang nahezu himmlisch. Auch diese Worte verstand ich nicht, doch sie kamen mir bekannt vor. Nur wage erinnerte ich mich in diesem Zustand an den Ursprung, doch ich wurde mir immer sicherer, dass es dieselben Worte waren, mit denen Tauriel Kíli vor dem Tod bewahrt hatte. Ja, das musste es sein. Es waren jene elbischen Worte, vielleicht ein wenig abgewandelt. Die Stimme wurde immer lauter, immer energischer, emotionaler.
Endlich stieß die Gestalt einen entsetzlichen Schrei aus, ehe sie ihr Leuchten verlor und in der Dunkelheit verschwand.*
Als ich meine Augen langsam öffnete, wurde ich heftig geblendet, also kniff ich sie sofort wieder zu.
Oh lol ich lebe ja, dachte ich ehrlich überrascht.
„Amrâlimê?", fragte eine bekannte Stimme sanft. Sofort wurde mir wohler, ich entspannte meine Muskeln und öffnete endlich doch die Augen. Der Raum war nicht so hell, als dass man sich übers geblendet werden hätte beschweren sollen, aber es brauchte ein paar Sekunden, bis ich mich ans Kerzenlicht gewöhnte.
Dann erblickte ich endlich Kílis besorgtes Gesicht. Vorsichtig lächelnd beugte er sich über mich, meine Hand haltend und mir über die Wange streichelnd.
„Hey", seufzte er erleichtert.
„Hi", erwiderte ich heiser und es kostete mich all meine Kraft, zu reden.
Eine weitere Stimme meldete sich zu Wort; dieselbe Stimme, die mich aus meinem Traum geholt hatte. Wenn es überhaupt ein Traum gewesen war. „Sprich noch nicht. Es ist nur unnötiger Kraftaufwand. Du hattest Glück, ich wäre beinahe zu spät gewesen. Wir wurden auf dem Weg von Orks aufgehalten, aber sie sollten fürs erste fern bleiben."
Vorsichtig drehte ich meinen Kopf zur anderen Seite, wo Legolas seine Hände abtrocknete und mir ein warmes Lächeln schenkte.
Ich nickte einmal und gab ihm den dankbarsten Blick, den ich zustande brachte. Dann spürte ich, wie sich Tränen der Erschöpfung in meinen Augenwinkeln bildeten und wie sie sich ihren Weg über mein Gesicht bahnten.
„Ruh dich aus, Amrâlimê. Du hast es dir verdient", flüsterte Kíli und gab mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Kaum hatte er ausgesprochen, fielen meine Augen wieder zu und diesmal fiel ich in einen erholsamen Schlaf, ganz ohne störende Träume.
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Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff
FanfictionCharly Brown. Gerade mal 20 Jahre alt und schon britischer Meister im Fechten. Ihr Fandom? Natürlich alles rund um Mittelerde. Alles scheint in ihrem Leben perfekt, doch als sie eines Morgens aufwacht, findet sie sich plötzlich in Mittelerde wieder...