Warme Sonnenstrahlen berührten mein Gesicht und gähnend öffnete ich meine Augen. Irgendwann während dem längeren Flug war ich eingeschlafen, und langsam brach der neue Tag an.
Der Wind wehte sanft durch meine Haare und die weichen Adlerfedern wärmten meine Beine. Ich drehte meinen Kopf nach hinten, wo Kíli saß, sein Kopf auf der Brust und die Augen geschlossen. Das war der wohl süßeste Anblick seit langem, und ich musste lächeln.
Einige Meter vor uns flogen zwei der Adlerschar; auf einem saß Gandalf und der andere trug Thorin. Hinter und neben uns waren die anderen, die den Rest der Gemeinschaft trugen. Die meisten waren wach und ließen ihre Blicke nicht von ihrem König ab, der bewusstlos in den Krallen des großen Vogels hing.
Da ich wusste, dass Thorin hier nicht sterben würde, konnte ich ganz in Ruhe die schöne Aussicht auf die Ebene zwischen dem Düsterwald und dem Nebelgebirge genießen und den warmen Sonnenaufgang, der am östlichen Horizont seine goldenen Strahlen in die Welt schickte.
Dabei fing ich an, leise die Melodie von Kílis und meinem Lied zu summen, an dem wir viel zu lang nicht mehr gearbeitet hatten.
Bald hörte ich ein leises Gähnen hinter mir, verstummte und drehte meinen Kopf wieder zu Kíli, der sich müde die Augen rieb.
„Ach nee—wen ham' wa' denn da?", fragte ich mit intensivem Akzent.
Er musste grinsen und murmelte: ,,Guten Morgen auch an dich."
„Morgen", lachte ich leise.
„Wie geht es deinem Rücken? Und Thorin?", fragte er mit besorgtem Blick.
„Mein Rücken tut nicht mehr so weh, danke der Nachfrage. Und Thorin wird es auch überstehen. Zwar nur mit Gandalfs Hilfe, aber er wird es überstehen."
Kíli nickte und sah herab auf die wunderschöne Landschaft hunderte Meter unter uns.Bald flogen wir über eine Hügelkette, aus der ein Wasserfall quoll und ins baumbewachsene Tal hinab schoss.
Die Adler flogen eine enge Kurve und landeten schließlich auf der vordersten Ecke der Hügelkette, die eine Plattform bildete und deren Spitze gen Osten zeigte.
Wir waren am Carrock angekommen und kaum legte einer der Adler Thorin sanft auf dem Boden ab, schwang Gandalf sich vom Rücken des Leitvogels und eilte zu ihm. Ich ließ mich überraschend graziös vom Vogelrücken gleiten und landete direkt in Kílis Armen, bis er mich auf dem Boden absetzte. Seit er mich quer durch die Orkstollen getragen hatte, war ich nicht mehr so nervös bei Körperkontakt, und es gab mir das wohlige Gefühl, dass ich früher nur von seinem Gesicht auf meinem Bildschirm und seiner Stimme bekommen hatte.
Wir alle versammelten uns um Thorin herum, wo sich Gandalf über ihn beugte und unverständliche Worte aus alter Sprache murmelte. Noch bevor er seine Augen aufschlug, hob der letzte Adler ab, und sie kreisten noch eine kurze Weile über unseren Köpfen.,,Der Halbling...", keuchte Thorin.
„Keine Sorge. Bilbo ist hier. Er ist wohlauf." Gandalf nickte und deutete stolz auf Bilbo, der etwas abseits stand.
Der Zwerg begann, sich etwas umständlich aufzurappeln, und Dwalin und Fíli eilten zu ihm, um ihm zu helfen. Wie die Dramaqueen, die er war, befreite er sich aus deren Armen, und stand wieder in all seiner Pracht und Majestät auf eigenen Beinen.
„Du!", bellte er den Hobbit an. Er erntete bombastische Seitenblicke, und Bilbo fuhr kleinlaut zusammen.
„Was hast du getan?! Das hätte dich das Leben kosten können! Habe ich nicht gesagt, du wärst eine Last? Dass du in der Wildnis nicht überlebst?Dass du niemals zu uns gehören wirst?" Mit jedem Wort trat Thorin näher an den Hobbit, als sei seine Präsenz eine Drohung; die beiden trennten nun nur noch knapp ein Meter.
„Ich habe mich noch nie so getäuscht—in meinem ganzen Leben." Endlich veränderte sich seine Haltung völlig, er entspannte und zog den verwirrten Hobbit in seine starken Arme. Bilbo warf mir einen nervösen Blick zu, dann erwiderte er die Umarmung.
Wie ich die beiden so beobachtete, machte es mich nachdenklich. Ich konnte mich nicht an das letzte Mal erinnern, dass ich eine so tröstende Umarmung bekommen hatte, wie Thorin sie hier vergab. Natürlich, ich hatte zwischendurch immer mal mit Kíli gekuschelt, aber das war etwas anderes. Meine Daddy Issues kamen wieder durch, und da Thorin in meinem kranken Hirn mittlerweile eine väterlicher Rolle angenommen hatte, wünschte ich mir, er würde mich auch so umarmen.
Gut. Cringe. Themawechsel.
Die Zwerge verfielen in kleinen Jubel, und ich lehnte mich zu Kíli, der das Schauspiel grinsend beobachtete.
„Ich hab dir doch gesagt was Shippings sind, ne?"
Er nickte neugierig.
„Shippst du Bagginshield?"
Er sah einmal zu den beiden, die sich langsam voneinander lösten, dann zurück zu mir. Sein Grinsen wurde noch breiter und er nickte.
„Wundervoll", kommentierte ich.„Verzeih meine Zweifel an dir", sagte Thorin leise. Er trat zurück und musterte den Kleinen von oben bis unten, als wolle er sicherstellen, dass ihm auch ja nichts fehlte.
„Nein, ich hatte genauso an mir gezweifelt. Ich bin kein Held. Und auch kein Krieger. Nichtmal ein Meisterdieb." Letzteres sagte Bilbo Richtung Gandalf.
Unsere Aufmerksamkeit fiel auf die Adler, die eine letzte Ehrenrunde um uns drehten und sich mit freundlichen Schreien verabschiedeten.
Bilbo wendete sich wieder nach Nordosten, wo weit am Horizont eine einzelne graue Spitze aus dem Boden ragte.
„Ist das... das, was ich denke?" Schon lenkte er unser aller Blicke dorthin, und Thorin marschierte
schnellen Schrittes zur Spitze des Carrocks, sein Gefolge dicht hinter ihm. Ich drängelte mich zwischen ihn und Bilbo, gespannt auf ihre Romanze, die endlich beginnen konnte.
„Erebor", nickte Gandalf auf Thorins anderer Seite. „Der einsame Berg. Das letzte große Zwergenreich in Mittelerde."
„Unsere Heimat", verkündete der König episch und lächelte der Reihe nach auf Bilbo, Fíli, Kíli und schließlich mich herab.
Der Moment wurde durch das Zwitschern eines einzelnen Vogels noch unvergesslicher.
„Ein Rabe! Die Vögel kehren zum Berg zurück!", rief Óin feierlich.
Ich folgte Thorins Blick, der dem kleinen Vogel nachsah, wie er in die Richtung des fernen Berges flog.
„Das, mein lieber Óin, ist eine Drossel."
„Aber wir sehen es als ein Zeichen an. Als gutes Omen." Als gäbe er noch nicht genug Papa Vibes, legte Thorin einen Arm um meine Schulter, die andere Hand auf Bilbos.
„Zurecht. Das schlimmste liegt hinter uns, würde ich sagen", nickte der Kleine, und schien etwas nervös bei Thorins zärtlicher Berührung.
Dazu verkniff ich mir jetzt eine Bemerkung, dachte aber: Oh, Honey.Es erschien mir einfach richtig, hier und jetzt ein Lied anzustimmen, vor allem, da das hier ja das Ende des ersten Films war.
Erst leise begann ich, dann wurde ich immer lauter, und niemand wagte es, den Moment zu unterbrechen.„Far over the misty mountains rise
Leave us standing upon the heights
What was before
We see once more
Is our kingdom, a distant lightFiery mountain
Beneath the moon
The words unspoken
Will be there soon
For home a song that echoes on
And all wo find us will know the tune..."(Song Of The Lonely Mountain, Neil Finn)
*
okey, das war nochmal ein kurzes kapitel zum schluss. ich hab zwar schon n paar für den zweiten film fertig, aber ich will mit hochladen warten bis ich alle durch hab. keine ahnung, wie lange das dauert, hoffentlich nich wieder n jahr. aber joa, das war's erstmal, ich guck mal wie schnell ich voran komme.
tschau kakao hehe ✌️
~💀👑
(Bearbeitet: 18.11.2020/ 04.10.2023)
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Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff
FanfictionCharly Brown. Gerade mal 20 Jahre alt und schon britischer Meister im Fechten. Ihr Fandom? Natürlich alles rund um Mittelerde. Alles scheint in ihrem Leben perfekt, doch als sie eines Morgens aufwacht, findet sie sich plötzlich in Mittelerde wieder...