Wir wanderten noch etliche weitere Tage durchs Nebelgebirge, die sich ewig lang zogen und es schien einfach kein Ende in Sicht zu sein. Die Motivation schwand mit jedem Schritt, den wir taten und die Stimmung unter den Zwergen wurde generell etwas übellaunig, was auch mit dem Wetter zusammenhing, das sich jeden Tag verschlechterte.
Aber am Abend des zehnten Tages seit dem Aufbruch von Bruchtal zogen sich die dichten Wolken zurück und es gab doch noch einen schönen Sonnenuntergang, den wir allerdings nicht in Ruhe bestaunen konnten, da Thorin erst eine Stelle zum Übernachten fand, als es schon komplett dunkel war.
Das Lagerfeuer knisterte beruhigend vor sich hin, manche schlürften noch gemütlich ihre Suppe und Ori, Nori und Dori spielten eine fröhliche Melodie auf ihren Flöten.
Heute Abend wurde die wiedergekehrte Sonne gefeiert, viele lachten, führten erregte Gespräche, und Bofur, Glóin, Fíli und Kíli tanzten sogar. Ich saß grinsend auf meiner Decke und beobachtete die vier, besonders Kíli, dessen Lachen mein Herz erwärmte.
Bald sprang er zu mir und griff meine Hand, um mich in den Kreis der Tänzer zu ziehen.
Ich quiekte überrascht auf, passte mich aber recht schnell an; wir sprangen verrückt im Kreis herum und holten immer mehr Zwerge dazu, sodass am Ende nur noch Thorin, Balin, Dwalin und Bilbo ums Feuer saßen und amüsiert zusahen, wie wir anderen gackernd und grölend herum sprangen, wobei das alles andere als tanzen war.Als die Flötenmelodie endete, holte Thorin seine Harfe heraus und schlug einen hellen Ton an, ehe er die Melodie von Misty Mountains spielte, diesmal ohne Gesang. Die meisten Zwerge wurden wieder still und setzten sich zurück ans Feuer, aber Kíli bestand auf einen Tanz mit mir, wobei ich mich zusammenreißen musste, nicht vor Nervosität herum zu springen. Ich überspielte meine Gefühle einfach mal wieder mit Sarkasmus, darin war ich nämlich gut.
„Wenn ich dir auf die Füße trete, ist das deine Schuld", warnte ich ihn vor, ehe ich meine Arme auf seine Schultern legte.
„Das nehm ich in Kauf", grinste er und nahm behutsam meine Taille. Mein Puls schoss schon wieder in die Höhe, und ich versuchte, ruhig zu atmen.
Bei der Stelle des Liedes, wo theoretisch Gesang anfing, machten wir den ersten Schritt; ich setzte meinen rechten Fuß nach vorn, Kíli zeitgleich seinen linken, sodass ich ihm auf den Stiefel trat, meine Haltung sofort wieder aufgab und lachend zu Boden sah.
„Kopf hoch", wies Kíli mich an, konnte dabei aber selbst nicht ganz ernst bleiben.
Immer noch grinsend nahm ich wieder Haltung an, und dieses dumme Grinsen bekam ich sofort zurück.
„Links vor", bekam mein Tanzpartner heraus, und strengte sich sehr an, nicht zu lachen.
„Jaja", murmelte ich.
Leise zählte er bis drei hoch, dann machte er mit seinem linken Fuß einen Schritt nach vorn, ich tat dasselbe mit meinem Linken.
„Geht doch", grinste Kíli und machte den nächsten Schritt, den wir überraschenderweise auch meisterten.
Während dem Rest des Liedes trat ich ihm sogar nur noch vier Mal auf die Füße, aber für das Erlebnis, mit dem süßen Prinz Kíli aus dem Hause Durin zu tanzen, war es das auf jeden Fall wert.*
Die nächsten Tage war die generelle Stimmung wieder besser; wir sangen Lieder, erzählten überhaupt nicht überkompensierte Geschichten und lachten viel.
So vergingen die nächsten paar Wochen schneller und langsam verlor ich mein Zeitgefühl.„Hat eigentlich irgendjemand ne Idee, welches Datum wir haben?", fragte ich an einem Morgen unter der rasch aufgehenden Sonne.
„Zehnter Juli", verkündete Ori, der bis jetzt jeden Tag der Reise schriftlich dokumentiert hatte. Außerdem hatte er sich vor zwei Wochen über sein verschwundenes Notizbuch beschwert, welches Kíli ja geklaut hatte, aber der Zwerg hatte glücklicherweise ein zweites und wusste so noch immer, welchen Tag wir hatten.
„Warte", fiel mir endlich auf. „Zehnter Juli?"
Ori nickte. Langsam legte ich meinen Löffel zurück in die Schüssel voll Haferbrei, schob sie ein wenig von mir weg und warf voller Energie meine Arme in die Luft. „Ich hab Geburtstag!"
„Wirklich?", kam es als erster von Fíli. Begeistert nickte ich und hörte nicht auf zu grinsen.
Dann stimmte Kíli ein Lied an, in das sofort sämtliche Zwerge und Bilbo mit einstiegen. Sie kannten es, weil wir vor etwa drei Wochen Kílis Geburtstag gefeiert hatten und ich es ihnen allen dort beigebracht hatte. Wäre da etwas wichtiges passiert, hätte ich es natürlich im Detail erzählt, aber Kíli war wohl kein großer Fan davon, seinen eigenen Geburtstag zu feiern.
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Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff
FanfictionCharly Brown. Gerade mal 20 Jahre alt und schon britischer Meister im Fechten. Ihr Fandom? Natürlich alles rund um Mittelerde. Alles scheint in ihrem Leben perfekt, doch als sie eines Morgens aufwacht, findet sie sich plötzlich in Mittelerde wieder...