Kapitel 41 - Alle sind hurt und brauchen comfort

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Als offiziell verlobtes Paar mit der Verlobungsfeier hinter uns, aßen Kíli und ich einen sehr späten Nachmittagssnack allein in der Wohnung.
„Ich hab dich gesucht in der Goldhalle", begann er mit vollem Mund.
„Ah ja, Bilbo und ich haben uns versteckt. Hab ihn bisschen im Mental Breakdown unterstützt."
Langsam legte Kíli sein trockenes Brot zurück auf den Teller; er schien jetzt ziemlich invested zu sein und sah mich fragend an.
„Wie alle, die wissen, was los ist, macht er sich Sorgen um Thorin. Natürlich etwas mehr als wir, so in love wie er ist."
„Ich hoffe, sie finden noch zueinander."
Ich nickte.
Für ein paar Minuten saßen wir nur still beieinander und aßen. Ich war völlig in Gedanken versunken. Alles, woran ich denken konnte, war die bevorstehende Schlacht. Es schien mir schon sehr unwahrscheinlich, dass Bilbo es schaffen würde, Thorin zur Vernunft zu bringen. Und wenn er scheiterte, so konnte nur noch ich etwas am Schicksal der Söhne Durins ändern. Ich hatte keine Ahnung, ob ich das schaffen könnte, wie ich das irgendwie hinbekommen sollte. Aber ich wusste, wie es mir ergehen würde, sollte ich fehlschlagen.

„Alles gut? Du bist so still", riss Kíli mich aus den Gedanken.
„Ach, ich... Nein, ich hab keine Antwort. Keine Ahnung. Ich hab keine Ahnung, ob..." Beim letzten Satz kamen plötzlich die Tränen, und meine Stimme versagte.
Reflexartig sprang meine Sonne auf und hockte sich vor meinen Stuhl auf den Boden.
Ich ließ mich nach vorn in seine Arme fallen und vergrub mich in seinem Hemd, seinen Haaren, seinen Schultern. Es war, als würde seine reine Anwesenheit den Effekt haben, mit Leichtigkeit all meine Mauern einzureißen. Als könnte ich all meine Probleme ausheulen, solange er da war und mich hielt. Und dabei wusste er nichtmal, warum ich plötzlich heulte.
Bei dem Gedanken, dass ich das bald nicht mehr haben könnte, wurde es nur noch schlimmer.
Ich wollte in seinen Armen ertrinken, ihn küssen, bis uns die Luft ausging, seine Hand in meiner, sodass unsere Seelen für immer eins waren. Ich wusste nicht, wie ich je ohne ihn hatte leben können. Als es mir früher schlecht ging, hatte ich mir vorgestellt, wie er mich tröstete. Jetzt waren meine Fantasien wahr geworden, aber für wie lange?
Beruhigend fing Kíli an, langsam die Melodie von For the Dancing and the Dreaming zu summen. Er wusste wirklich genau, was ich brauchte, und wusste das perfekt umzusetzen. Worte konnten wahrlich nicht beschreiben, wie sehr ich ihn liebte.
Ich wünschte, er könnte wörtlich meine Gedanken lesen, denn all das konnte ich kaum wirklich sagen.
Nur ein schwaches „Ich liebe dich" und „Danke" bekam ich heraus.
„Du musst dich nicht bei mir bedanken. Niemals", flüsterte er.
Da musste ich lächeln: „Noch einmal. Danke, dass du existierst. Danke, dass du bei mir bist."
„Immer."
Nach einer Weile beruhigte ich mich wieder. Ich war wieder imstande, normal zu reden, und das wollte ich jetzt nutzen.
„Kíli, ich muss-"
Ein lautes Hämmern an der Wohnungstür unterbrach mich.
„Thorin ruft alle ans Tor!", rief Dwalins Stimme gedämpft durch die massige Tür.
„Wir kommen", antwortete ich.
Fragend sah meine Sonne mich an.
„Wir können später drüber reden", winkte ich ab.

*

Als wir das große Tor erreichten, waren die Zwerge schon mitten in den Bauarbeiten; sie hievten Steinbrocken und alte Mauerreste in den Torbogen, um einen neuen Wall zu errichten.
Kíli wurde sofort eingeteilt, dort zu helfen, während ich mit Bilbo die Feuerschalen entzünden sollte.
Die erste Schale draußen bei den Wächterstatuen erledigten wir im Stillen.
Als wir uns der zweiten widmeten, fragte ich Bilbo nach Neuigkeiten.
„Ich habe versucht, den Plan durchzusetzen. Ich habe mit Thorin über eine Eichel gesprochen, die ich in Beorns Garten gefunden habe. Nichts besonderes, aber du hattest recht. Er ist anders, wenn wir allein sind. Er war wieder ganz der alte Thorin. Wie er ist, wenn seine Familie da ist. Ich wollte es gerade ansprechen, aber dann wurden wir von Dwalin unterbrochen, wegen den Überlebenden aus der Seestadt."
Ich nickte. „Eine weitere Gelegenheit wird sich wohl kaum bieten. Aber du hast es versucht. Es ist nicht deine Schuld. Sollte der Plan scheitern, vor allem der Schlachtplan, wird es meine Schuld sein."
Tröstend legte Bilbo seine Hand auf meine, sodass ich gezwungen war, die Feuersteine zu senken.
„Niemand gibt dir die Schuld für irgendetwas. Niemand außer dir. In diesem Gebiet bist du dir selber der schlimmste Feind."
Ich verzog mein Gesicht und nickte wissend.
„Das wär nichts neues."
Ich widmete mich wieder den Feuersteinen und entzündete endlich das kleine Lagerfeuer, das wir in der großen Schale gebaut hatten.
Wir kletterten wieder herunter, als die Sonne endgültig hinterm Düsterwald am Horizont verschwand.

Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt