Zwar hatte ich es geschafft, Thorin zu überreden, Bilbo zu helfen, aber er hatte darauf bestanden, allein zu gehen.
„Das dauert zu lang", sprach Dwalin endlich unser aller Gedanken aus. „Ich sage, wir gehen."
Wir ein Chor aus Soldaten stimmten wir ihm zu.
Es brauchte kein weiteres Kommando; ganz intuitiv zogen wir unsere Waffen und bildeten eine Marschkette. Ganz vorn Fíli und Kíli, gefolgt von Dwalin und mir, dahinter der Rest.
Kaum hatten wir den Berg betreten, rannten wir los. Es blieb keine Zeit, all die eingemeißelten Runen und Steinreliefs an den Wänden zu bestaunen, und das einzige Gefühl, das wir uns erlaubten, war Kampfeslust und Loyalität zu unserem König. Keine Zeit blieb für Sentimentalität, endlich den Erebor in voller Pracht erblicken zu dürfen.
Schon kamen wir die letzte Treppe herunter gepoltert und erreichten die Treppen- und Brückenbauwerke der riesigen Schatzhalle, denn Kammer konnte man das hier kaum nennen.
Thorin und Bilbo waren schon da, die Waffen gezogen und hinauf blickend. Brüllend rannten wir beinahe in sie rein, doch kamen schnell zum Stehen und erkannten, warum sie so aufgeregt waren.
Smaug war da.
Knurrend kam er in voller Pracht und Größe auf uns zu gestürmt, bereit zum Angriff. Bereit für seinen Mitternachtssnack.
Seine Schönheit und zugleich Grausamkeit lenkten von all dem Gold und Reichtum der Hallen ab. Kaum einer achtete auf all die Schätze, oder zeigte es zumindest nicht.
„Ihr werdet brennen!", donnerte die Stimme des Drachen, und ein rotes Glühen machte sich in seinem Brustkorb breit. Es zog sich schnell durch seinen Hals bis zum Maul hinauf, welches schon bereit war zum Feuerspeihen.
Wäre ich allein gewesen, wäre ich vor Schreck erstarrt und verbrannt. Aber ich hatte einen tapferen Trupp Zwerge bei mir. Aufgeregt und kampflustig brüllten sie und steckten mich an mit ihrem Mut.
Trotzdem sprangen wir hinter die Brücke, auf der wir gestanden hatten. Niemand von uns war feuerfest, und sie war unsere einzige Deckung.
Wir rollten den Hügel von Gold herunter, als das Drachenfeuer unsere Rücken erhitzte.
Ich bekam kaum noch mit, wie Fíli mich auf dem Weg auf die Beine zerrte.
Unsere Rettung war nicht weit; ein schmaler Tunnel führte gleich vor uns tiefer in den Berg, den wir anpeilten. Unter stressigen Kommandos und Feuer im Rücken schafften wir es hinein.
Adrenalin pumpte sich durch meinen Körper, und ich hätte wahrscheinlich allein ein Auto heben können.
Hinter mir kam nur noch Thorin, der wohl sichergestellt hatte, dass all seine Männer sicher durchkamen. Dafür war er jetzt derjenige, dessen Mantel Feuer fing.
Ganz wie Captain America uns beigebracht hatte, machte er den guten Stop, Drop and Roll Move. Dann streifte er den Mantel ab, stand in einer flüssigen Bewegung wieder auf und haute noch ein „Los, weiter!" drauf. Like a boss.Wir rannten quer durch den ganzen Berg und ich könnte heute wirklich nicht mehr sagen, wo wir überall vorbei kamen.
Bald aber wurden wir langsamer und das Adrenalin ließ etwas nach.
Irgendwann kamen wir zu einer weiteren langen Brücke, von denen es hier nur wimmelte. Inzwischen waren wir weiter entfernt von der Goldhalle, und ich fragte mich wirklich, wie Thorin auch nur die geringste Ahnung haben konnte, wo wir waren.„Wir haben ihn wohl abgeschüttelt", schlug Dori leise vor.
„Nein", erwiderte Dwalin hoffnungslos, „dafür ist er zu gerissen."
Kaum einer traute sich, zu sprechen. Einer davon war ich. Die ganze Aktion hier hatte überhaupt nicht zu meinem Plan gehört. Mein Wunschplan wäre nämlich gewesen, dank des vergifteten Pfeils erstmal in Seestadt bleiben zu müssen, dann magisch geheilt zu werden, und den Berg erst zu betreten, wenn der Drache tot war.
Stattdessen wurde ich jetzt quer durch den ganzen Erebor gejagt, komplett gestresst, zu Tode erschrocken und voller Adrenalin. Dabei konnte nichtmal Kíli helfen, der mit seinem Bruder und Dwalin stets ganz vorn bei Thorin blieb. Ich hielt mich im Moment lieber an Bilbo, bei dem ich die Gewissheit hatte, dass ihm nichts passieren würde.„Und wohin jetzt?", flüsterte der Hobbit neben mir.
„In die westliche Wachtkammer", antwortete Thorin. „Dort ist vielleicht ein Ausgang."
„Die liegt zu hoch!", argumentierte Balin. „Das schaffen wir nicht."
„Das ist die einzige Möglichkeit. Wir müssen es versuchen", entschied Thorin.
Langsam schlich er voran und winkte uns anderen hinter sich her.
Obwohl ich wusste, dass es nichts brachte, umklammerte ich den Griff meines Schwertes so fest es ging, und hielt die Klinge schützend vor meinen Körper. Von außen musste das ganze wohl so ausgesehen haben, als würde ich damit Bilbo schützen wollen, der direkt bei mir war. Aber auch wenn ich nicht stolz darauf war, blieb ich wirklich nur bei ihm, weil ihm hier nichts passieren konnte. Er war vorsichtig und hatte noch ein Schicksal zu erfüllen. Fíli und Kíli waren waghalsig und bei ihnen war die Wahrscheinlichkeit viel höher, deshalb aus Versehen zu sterben.
Gerade hatten wir die Hälfte der Brücke erreicht, da schreckte ein Klirren uns auf. Eine einzelne goldene Münze war zwischen Bilbo und mir auf dem Stein gelandet.
Verwirrt suchte er seine Taschen ab, aber unser Blick ging schnell zur Decke; wie eine Eidechse suchte Smaug sich seinen Weg über die Brücken und Treppen über uns und entblößte so seinen Bauch.
Schon winkte Thorin uns weiter.*
„Bleibt zusammen", befahl unser König, als wir unser Ziel beinahe erreicht hatten.
Doch als wir durchs Tor zur Wachtkammer schritten, verging auf einen Schlag all unsere Hoffnung.
Dort lagen Leichen über Leichen, hauptsächlich Frauen und Kinder. Manche waren noch so gut erhalten, dass man die verzweifelten Gesichtszüge der Mütter erkennen konnten, die verängstigt ihre Neugeborenen in Armen hielten.
Alle waren sie von Spinnweben bedeckt, als gehörten sie zum Stein.
Meine Augen füllten sich mit immer mehr Tränen, je länger ich die steinernen Körper von Mutter und Baby anstarrte.
Klar, ich hasste Kinder. Sie waren nervig und anstrengend, wenn sie immer schrieen und niemals Ruhe gaben. Aber ich hatte auch einen starken Instinkt, sie zu beschützen. Egal, wie dunkel und hoffnungslos alles schien, Kinder waren einfach ein anderes Level.
Dieses Bild würde ich niemals aus meinem Gedächtnis löschen können.
Ich hatte garnicht auf die lebenden Zwerge um mich geachtet, noch das dumpfe Gespräch verfolgt. Aus meinen Gedanken wurde ich nur gerissen, weil plötzlich etwas meine Hand berührte und dann tröstend umschlang.
Eine Träne wegblinzelnd sah ich auf in Kílis braunen Welpenaugen. Nur flüchtig hatte ich Zeit, meinen Kopf gegen seine Schulter zu lehnen, und nur kurz konnte er mir einen Kuss auf die Stirn drücken.
Dann erhob Thorin genug seine Stimme, um meine Aufmerksamkeit wieder zu erlangen:
„So werde ich nicht sterben. Kauernd, nach Atem ringend. Wir gehen zu den Schmieden."
„Er wird uns sehen. Totsicher", unterbrach Dwalin. Ob das nun pessimistisch oder realistisch war, wusste ich nicht.
„Nicht, wenn wir uns aufteilen."
„Thorin, das schaffen wir nie!" Balins Stimme klang eher sanft und vorsichtig.
„Ein paar von uns vielleicht doch. Lockt Smaug zu den Schmieden! Wir töten den Drachen! Wenn es schon in Feuer endet, dann werden wir gemeinsam brennen!"*
einer der wenigen kurzen kapitel again. anygays, ich mach morgen mal wieder herr der ringe marathon mit meinen friends/ chosen family :D
~ 💀👑
(Bearbeitet: 14.03.2023)
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Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff
FanfictionCharly Brown. Gerade mal 20 Jahre alt und schon britischer Meister im Fechten. Ihr Fandom? Natürlich alles rund um Mittelerde. Alles scheint in ihrem Leben perfekt, doch als sie eines Morgens aufwacht, findet sie sich plötzlich in Mittelerde wieder...