Spät nach Mitternacht wachte ich auf. Ich hatte mein Nachtlager wie üblich zwischen Bilbo und Kíli (neben ihm Fíli) aufgeschlagen und starrte dem Süßling direkt ins Gesicht. Erste Sonnenstrahlen lugten ins Zimmer und fielen direkt über seine geschlossenen Augen. Er sah so friedlich aus; als würde kein Leid ihn je erreichen können, und keine Sorgen ihn plagen.
Eine seiner braunen Locken fiel ihm ins Gesicht, und ganz vorsichtig, immer darauf bedacht, ihn nicht zu wecken, strich ich sie zurück hinter sein Ohr.
Kaum merklich zuckte er mit den Augen, ich bekam kurz Panik und tat schnell so, als würde ich schlafen. Ich spürte, wie Kíli wach wurde und etwas näher rückte, dann strich er sanft mit der rauen Hand über meine Wange. Ich zuckte mit den Mundwinkeln und entspannte wieder völlig, bis er sie zurückzog und ich ihn tief atmen hörte.
„Bist du wach?", flüsterte er schließlich.
„Hm", machte ich leise, und kam mir etwas ertappt vor. Zaghaft öffnete ich erst ein Auge, dann das andere, und Kíli schenkte mir ein süßes Grinsen. Er deutete zum Fenster, woher das Dämmerlicht kam und fragte leise: „Schleichen wir uns nach draußen und sehen den Sonnenaufgang?"
Ich überlegte keine Sekunde und nickte sofort. Beim Aufstehen kramte ich noch den Stift und das Notizbuch hervor, dass wir Ori geklaut hatten; es war lange überfällig, an unserem Lied weiter zu arbeiten.*
Wir setzten uns ins Gras in den hinteren Teil von Beorns Garten, wo man den vorderen Hof überhaupt nicht sah.
Mittlerweile neigte der Juli sich dem Ende zu, und die ersten Sonnenstrahlen, die uns direkt ins Gesicht fielen, trugen noch keine Wärme in sich. So schlang ich Kílis Mantel enger um meinen Körper und genoss die Geräusche der erwachenden Welt; da waren singende Vögel, entferntes Schnauben von Beorns Ponys, die Kühe im Stall, die langsam nach Frühstück muhten, und ein gewisser Jemand, der fleißig Holz hackte.
Endlich hielt ich Buch und Stift in die Höhe, um mein Vorhaben bekannt zu geben.
„Hier. Wir haben bis jetzt-" Im Schnelldurchlauf sang ich die paar Zeilen, die wir bis jetzt schon hatten.„We are the sons of Durin and we will find our way back home
the ancient kings and glory, regain our great renownI swore an oath, I will keep the word I gave to him
by my blade, my heart, the valar; I'll keep this holy hymn"Kíli nickte nachdenklich, dann entriss er mir Buch und Stift, als hätte er plötzlich eine Idee bekommen. Konzentriert schrieb er, strich ein paar seiner Worte, ersetzte sie und präsentierte schließlich:
„Durin's folk coming to slay a dragon, to see our family's hearth
and maybe on the way I will be discovering my heart?"Neugierig hob ich eine Augenbraue, fragte aber nicht weiter nach der Bedeutung des letzten Satzes. Ich war wieder dran mit Schreiben, summte die Melodie vor mich hin und probierte ein paar verschiedene Worte aus. Ich entschied mich für eine halbe Strophe, die Kíli mit Leichtigkeit ergänzte:
C: This journey will be a long one, want it to never end
K: This journey has been a long one, but can you see the end?„Warum soll die Reise nicht enden?", fragte er und legte den Stift weg.
„Ach", winkte ich ab. „Das ist ein komplexes Thema, über das ich jetzt nicht reden möchte. Noch haben wir etwas Zeit, und es macht keinen Sinn, sich jetzt schon darüber Gedanken zu machen. Es würde mir nur den Rest der Reise vermiesen."
Nachdenklich zog er die Augenbrauen zusammen, fragte aber nicht weiter nach.
Erst jetzt fiel mir auf, dass das Geräusch von Holzhacken längst verstummt war, und die Sonne stand bereits in vollkommener Schönheit über der Ebene.
„Fuck", murmelte ich, klappte das Buch zu und stand schnell auf.
„Was?"
„Ich glaub, wir haben Frühstück verpasst."
Kílis Gesicht nahm eine wilde Mischung aus Enttäuschung, tiefer Trauer und Entsetzen an. Das war nur allzu valide; wir hatten kein Proviant mehr, und lange hatten wir keine ordentliche Mahlzeit mehr bekommen.
Zeitgleich rannten wir durch die Hintertür zurück ins Haus und ich stopfte auf dem Weg das Buch in meine Tasche.
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Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff
FanfictionCharly Brown. Gerade mal 20 Jahre alt und schon britischer Meister im Fechten. Ihr Fandom? Natürlich alles rund um Mittelerde. Alles scheint in ihrem Leben perfekt, doch als sie eines Morgens aufwacht, findet sie sich plötzlich in Mittelerde wieder...